Neu geboren

Der 2-1 eminent wichtige Sieg des VfL Bochum im Kellerduell gestern ließ 14.000 Herzen hüpfen. Was war das für eine Dramaturgie! Bochums Interminscoach Heiko Butscher hatte eine Aufstellung von 11 Routiniers gewählt, weil zwei Tage nach der Doppelentlassung Hochstätter/Rasiejejewski die Nervenkstostüme stabil sein mussten und niemand eine nordhessische Fastnachtsvariante sehen wollte.

Darmstadts Trainer Schuster war ja in PK für das Spiel anzumerken, dass er genau wusste, was ihn Ruhrstadion erwarten würde und das war nicht nur der eisige Wind.

Die Stimmung war befreit, weil der Mühlstein Hochstätter nicht mehr an den Herzen der Leute hing. Und daher gab’s zu Bochum von Grönemeyer eine Schalparade, die Ultras hatten auf der Nord im Block I zunächst schweigend Platz genommen. Doch so gut die Stimmung generell auch dennoch war - trotz des fehlenden Supports aus dem Herzen der Ost - Darmstadt war defensiv hoch wachsam auf dem Feld. Das Orange leuchtete und hinten stand man mit Großkreutz, Bregerie und Co sicher, davon hatte sich eine zweite Kette positioniert. Und Bochums Routiniers von Riemann, Fabian über Tesche, Stöger bis Sam und Hinterseer kamen nicht durch, wie sehr sie sich auch mühten. Es war ein taktisch geprägtes Kampfspiel, bei dem die Torgefahr vor allem in der 1. Halbzeit fehlte, dennoch pfiff niemand.

Die UBs entrollten zwei Plakate auf der Nord, die weiterhin eine außerordentlich MV forderten und klarmachten, auch nach der Doppelentlassung, wollen die Gegner der Ausgliederung auch die Zusammensetzung des AR thematisieren.

Währenddessen waren die Lilien bei Standards brandgefährlich und köpften 2-3 sehr knapp an Riemanns Kasten. Man ging mit 0-0 zum Pausentee und alles war sehr offen, allerdings hatte Bochum weiterhin kaum klar Torchancen.

Und dass der VfL ein Heimsieg brauchte, wurde klar, als man den FCK gegen Kiel führen sah. Und dann kam es wie es kommen musste, wenn man vier Spiel verloren hatte: Darmstadt machte nach einer Stunde das 0-1 nach einem Standard: Romain Bergerie traf zur Führung der Gäste und gefühlt wurde es jetzt noch kälter im halbvollen Stadion.

Das war der Moment, wo fast alle Bochumer, Fans, Verantwortliche und Spieler helfen wollten, aber letztendlich das Team sich nur selber helfen konnte. Hinterseer und Stöger hatten 1-2 Situationen, doch in der 66. Minute war es endlich soweit: ein Abpraller fiel vor die Füße von Hinterseer und er machte das verdiente 1-1. Ein Torjubel wirkte wie eine Erlösung. Nur die Ultras entschieden sich weiterhin zu schweigen. Und das ist eine gefährliche Gratwanderung zwischen konsequenten und berechtigtem Protest und einem Wimpernschlag zum sich Isolieren vom Rest der Fans. Hier verpaßte man eine gute Möglichkeit sich wieder aus der Protesthaltung wieder an die Spitze der Stimmung zu setzen.

Und Bochums Team machte dennoch weiter und Hinterseer verfehlte das Tor von Heuer-Fernandes nur knapp. Das 2-1 fiel dann per Eigentor von Holland, wie es nur passiert, wenn man wie 98 nur einen Sieg in den letzten 14 Spielen gegen Pauli hatte. Scharfe Flanke von links, Holland per Kopf und der Ball fliegt in den Kasten. 2-1 und wieder fielen Steine von den Herzen.

Bochum hatte im Kellerduell das 0-1 relativ fix gedreht und wie eine gute Medizin zwei Tore gemacht, die ersten 2018. Da war man sowas von froh und ich hatte dann ein so gutes Gefühl, dass ich Bier holen konnte. Der Kambodschamann war ja auch irgendwie erleichtert.

Der Rest war Jubel. Bochum zeigte keinen guten Fußball gegen gestaffelt stehende Lilien, aber unbedingten Willen und genau das hatte Heiko Butscher angekündigt.

Nun kann Sesi sich auf Trainersuche machen und Villis denkt hoffentlich mal ehrlich drüber nach, was 2017/2018 so alles falsch entschieden wurde und zu so einer schlimmen Situation geführt hat.

Es ist Zeit für Gespräche und verpasste Chancen kann man am besten damit “heilen”, dass man neues Chancen nicht wieder verpasst.

Tom,CB’93

P.S.: Grüße an die Klüngels Kerstin, Stephan und Julien

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