Es war einmal

Wenn man gefühlt „etwas weg war“, empfindet man ja oft „irgendwie anders oder fremd“, im Gegensatz zu vorher. Der Ben R. hat das Phänomen des Wegseins vom Fußballzirkus mal in einem seiner Bücher (eins was ich besitze) mit dem Thema „Fußballfasten“ beschrieben, „30 Tage ohne das runde Leder und drumherum“: Das hab ich zwar nicht geschafft, aber gefühlt irgendwo fast im März seit dem 0-0 gegen Nürnberg: mal weg vom Profifußball für eine Zeit: eine ganz spezielle Erfahrung: Gegen wuselige, teilweise harte Braunschweig beim 2-0 war ich beim Livecomeback im Block D sehr angetan von der konstanten Leistung der Bochumer Mannschaft zu Ostern, beim 1-2 gegen Düsseldorf spielte der VfL noch effektiver den Sieg heraus und es war gefühlt das größte beim Tabellenführer im Westduell zu siegen. Das war ein gigantisches Gefühl und man war dann gefühlt nie weg.
Ich habe gestern vorher die S-Bahn-Tingeltour gemacht und war sofort wieder im Begleit-Thema, langsamer ÖPNV, Stau und Verkehrsstress in NRW an einem Freitagnachmittag. Das sollte fast die einzige negative Erfahrung sein an einem perfekten Abend in Düsseldorf und später für einige Commandanten in der Altstadt.
Man kam im Siebenerbus, Zug oder sonstwie an der Espritarena an, die ja eher nach modernem, schicken Fußball aussieht, denn nach Nostalgie, Schweiß und Tränen, und man fühlte sich gleich positiv gefangen im neu erwachten VfL-Fieber: Dazu sollte der Westschlager Emotionen wecken, es war wieder Rheinland gegen Pott. Die Stimmung der 3000 Bochumer stellte sich als sehr euphorisch heraus, die Düsseldorfer machten nur in ihrem Ultrablock Stimmung. Der Rest der angereisten Landeshauptstadt schwieg lieber nobel. Noblesse oblige‘. Man hat den Eindruck, das große Aufstiegsfieber von 2012 gibt’s in der Form nicht mehr.
Hatte Dutt noch zum seinem Debüt noch in Heidenheim verloren, so gewann er gestern zum dritten Mal auswärts in Serie. Das gabs mal 2007/2008 mit Epalle‘. Bochum ist 6 der Zweiten Liga. Und hat die Castroper haben nun heute mittag nur noch 5 Punkte auf den Dritten Kiel.
Ingolstadt, Sandhausen und Düsseldorf wurden 0-1, 2-3 und 1-2 besiegt - und diesmal war es nicht der dreifache oder zweifache Hinterseer, der scorte, diesmal trafen Eisfeld und Kruse ins Netz von Fortuna.
Bochum musste das erste Düsseldorfer Strohfeuer überstehen, ehe man Kontrolle gewann über das zerfahrene Spiel nach 15 Minuten und nach Eckenstatistik führte. Doch die erste Halbzeit war spielerisch von beiden Teams überschaubar; Düsseldorf drückte zwar, aber man hatte auch den Ball und wirkte dabei sicherer, ohne – wie so oft – torgefährlich zu sein. Diese Stellschraube löst auch Robin Dutt nur sehr sehr langsam.
Doch dann verebbte der Spielwitz und die Stimmung beim Pausentee war nicht wie 1. gegen 8., sondern 10. gegen 12.
Doch dann nahm das Spiel fahrt auf. Wieder kam die Fortuna und hatte dicke Chancen. Einmal krachte ein Ball an die Latte, einmal musste Verteidiger und Torwart retten: Es blieb beim 0-0. Wieder holte sich Bochum die Spielkontrolle zurück und die Elf von Dutt, Schindzierlorz und Kaenzig in Blau wurde immer gefährlicher. Als Eisfeld für Tesche klam, setzte der erfahrende Dutt auf Offensive und hatte das Momentum für sich. Und das macht eben den Unterschied zu Rasiejeweski aus oder Atalan, der Mann vermittelt Ruhe und strukturiert, die Spieler folgen ihm.
Eisfelds 0-1 lies beim 0-1 Extraklasse aufblitzen und der Jubel der über 3000 Blau-weißen Fans war eine Erlösung.
Das 0-2 durch Kruse folgte und nun meinte man gewonnen zu haben. Doch nun kam die Stunde des Schiris. Konnte einem der Meister von 1933 bis dato nichts anhaben, so gab der Schiri einen Elfer zu Ehren der Bukake- Crew. 1-2 und nun wurde es 10 Minuten sehr hektisch, weil die Hausherren noch einmal alles in die Wagschale warfen. Soares war schon raus, Sam folgte und dann kamen Ayhan und Eisfeld aneinander. Das war nicht gut, doch ein Gelb hätte gereicht. Doch der Schiri gab beiden gelb-rot und sorgte für einen echten Auftritt in einem bis dato sehr fairen Spiel. Völlig unnötig wurde es nun hektisch und Bochum hatte ein bis zwei Male das Glück des Tüchtigen. Das 1-2 lässt Bochum 6 Punkte an die Relegation heranrücken und nach unten hat man nun ebenfalls 6 Punkte Abstand.
Doch das sind nur die Zahlen. Der dritte Sieg in Serie war eine Riesenerleichterung, die Fans versöhnten sich mit Team und Verein und wir hatten alle einen tollen Abend in der Altbierstadt, wenn man von der Polizei gelassen wurde.
Ich bin sehr zufrieden mit der Wandlung des Teams durch einen guten neuen Wind in Form von Robin Dutt und freue mich umso mehr Freitag auf den letzten FCK. Und auch da werden wir uns schwertun. Wenn wir am Ende wieder siegen, wäre mir das schnurzpiepegal.
Nicht nur ich bin wieder da, der VfL ist wieder da und greift vielleicht sogar ganz oben an, um sich unten zu retten.
Das ist verrückt, aber wahr.
Tom;CB‘93

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