Meister der Schmerzen

Das üble 3-0 in Sandhausen stellt für den VfL Bochum mehr als einen deutlichen moralischen Dämpfer dar. Eine besondere Petitesse ist, dass direkt nach diesem, vor allem in der 2. Halbzeit üblen VfL-Spiel in Baden, der mögliche Wechsel von Jan Gyamerah zum HSV kolportiert wurde. Da ging natürlich das Fluchen über den üblichen Totenbeatmer VfL in das Jammern über den ablösefreien Abgang eines großen Bochum-Talents über, inklusive dem dicken Kopf, den eine feuchtfröhliche Nacht in Heidelberg mit sich bringt. Und dann, der gewohnheitsmäßige, mentale Hangover des VfL-Anhangs, der sich als 8. im grauen Mittelfeld der Liga irgendwie unvermittelt wiederfindet.
Da gibt es das Lager der Katastrophenapologeten, die zusammen mit einigen Fans im Gästeblock rotzig über Team und Trainer hereinbrachen, während erfahrene reisende Lehnsherren des VfL einfach das Spiel einordneten, was es war: sowas passiert leider halt mal im Fußball, vor allem, wenn einem im Sturm der Durchschlag fehlt, hinten immer wieder schlimmer individuelle Fehler passieren und insgesamt die Körpersprache in der 2. Halbzeit „einem totem Frosch“ entsprach, um es mit Fachmann Basler zu sagen. Gut, eine gewisse Arroganz war das Chancenvergeben (vier Schüsse hintereinander) das VfL sicher, aber Hinterseer ist irgendwie seit Weihnachten schwach, auch Weilandt findet sich nicht. Zoller und Hinterseer passt noch nicht (kann aber auch nicht), Maier fehlt einfach die Spielpraxis und Ganvoula wirkte hektisch übermotiviert. Dazu ließ Dutt Kruse und Lee zu Hause, eine Entscheidung, die er vielleicht nun auch etwas anders treffen würde. Es passte nix an diesem Sonntag.
Tja, Sandhausen war schlecht wie Flensburg, das Ganze hätte auch 0-0 wie in Magdeburg ausgehen können, aber war am Ende schon ein kleines Desaster für die Moral im Verein, auch wenn man ein Spiel nie so hoch hängen sollte. Es war eine 3-0 Klatsche. Die Meinung, der VfL könne „open play“- Spiele offen gestalten wie gegen den HSV und Köln und die Westfalen hätten gegen Mauerermeister Probleme, sollte uns für Paderborn am Samstag Mut machen. Die Landbrote sind zu Hause eine Macht und im Ruhrstadion durchaus schlagbar, wenn die VfL-Fans ihre Mentalkrise bis zum Wochenende beenden wie Germania den Flugbetrieb. Paderborn kommt nicht mit Riesenmob auf Ostwestfalen und Strohdieck ist kein Messi, das ist klar.
Paderborn ist jetzt auch nicht das Westderby, bei dem man tagelang vorher nicht schlafen kann und Dutt - sowie Butscher, werden kaum so dumm sein, eine Torwartdiskussion zu beginnen, Gyamerah noch mehr zu dissen oder in sonstigen hektischen Aktionismus zu verfallen, wo ich den Schalker Torwartwechsel von Fährmann zu Nübel zurechnen würde ohne Details zu kennen.
Bochum wird und muss eine andere Einstellung auf den Platz bringen, Punkt. Konzentriert und fokussiert, jede Überheblichkeit wäre nach diesem 3-0 auch ein Witz. Damit wir Fans wieder „von zu Tode betrübt“ zu „himmelhochjauchzend“ kommen, sollten Lee, Kruse und Baumgartner wieder ins Team kommen. Dorne, ein echter Bochumer Junge, halte ich für zu schwach, um Riemann zu verdrängen, Fahrensmann Fabian sollte Jungösi Baumgartner weichen und Dutt muss sich erneut überlegen, wie er mehr Kreativität ins offensive Mittelfeld kriegt und Fehler wie von Riemann und Fabian schnell wegkriegt, da geht’s nicht nur um den zweiten Ball, da geht’s um Spannung über 92 Minuten. Die negative Dynamik kann und wird Dutt brechen.
Diese notorische Inkonstanz des VfL muss Robin zu denken geben, damit gegen Paderborn und in Ingolstadt wieder, wie gegen Köln und Duisburg, die richtige Antwort gegeben wird.
Das alles betrifft zurzeit nicht ganz so stark Sam, der zeigt, dass er endlich begriffen hat, worum es geht, wenn man ihm auch mit Zweikampfhärte beikommen kann.
Ganvoula fehlt gegen die Ostwestfalen wegen des dummen Rots, Leitsch ist verletzt wie Ekincer.
Dazu kommt, dass Eisfeld und Bandowski (Aufbautraining) nicht so weit sind, den launigen Etablierten echten Druck zu machen. Wichtig ist aber, dass wir nicht mit der Einstellung reingehen, „die Einbeinigen“ hauen wir eh weg. Tun wir eh nicht, wir gewinnen aber knapp 2-1, mein Tip. Prost.
Paderborn selbst ist zu Hause bärenstark und ein echtes Tormonster, auswärts jedoch wechselhaft:
Wenn dann unsere vier-fünf hinten wieder die mentale Spannung fehlen lassen, dann wird Lambada am Libori getanzt. Dann verlieren wir auch mit unseren Talentierten wieder mal an der Castroper Straße, wo uns zuletzt gegen Aue ein Willenssieg gelang. Das müssen wir uns, Mannschaft, Verantworliche,Trainer und auch Fans wieder neu erarbeiten, so ein good vibes Szenario, auch wenn Paderborn sicher anders spielt als der SVS oder der MSV.
Dazu gehört zum Beispiel auch nicht eine erneute Chance auf zwei gute Halbzeiten wegzuwerfen oder das Lossila und Tesche immer mehr abbauen ab Minute 60., auch das muss bald vor Mai enden.
Vielleicht sollten wir auch das 4-4-2 insgesamt anders interpretieren als im vagen 4-2-3-1 und – was immer hilft – mehr Bier trinken auf den Rängen. Ich gehe auch gerne voran. Oder Matthias….
Vor allem brauchen wir mehr Glauben und Gelassenheit und das Team davon gerade weniger, die „Wohlfühloase“ VfL führt sonst eher auf Platz 9, als auf Platz 3 oder 2.
Klar, ich habe mich auch über den Gyamerahabgang geärgert, obschon ich das ahnte und ich auch Angst habe, dass noch mehr Gute gehen. Aber so ist das Profi-Geschäft - ohne große Dankbarkeit - und dem stelle ich mich und versuche das nüchtern zu betrachten, auch wenn es schwer fällt .
Andererseits will ich auch nicht über die Reaktion der Fans urteilen im Block oder die Proteste der aktiven Fans kommentieren. Ich fokussiere mich mal voll auf Paderborn, Fiege und die Currywurst und hoffe das der Streit Aubel/Rentsch bald mal beigelegt wird und dass der RE 1 pünktlich ist.

Aber vor allem hoffe ich auf einen HEIMSIEG:

VfL: Riemann — Danilo, Hoogland, Fabian (Baumgartner), Gyamerah — Losilla, Tesche — Zoller (Kruse)Weilandt (Lee), Sam—-Hinterseer
PAD: Zingerle —Dräger, Strohdiek, Schonlau, Collins —Vasiliadis, Tekpetey, Klement, Antwi-Adjej –Zolinski, Michel

Tom,CB`93

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