Elbnarren

Früher, zur Zeit der ehemaligen DDR, hieß die Gegend um Dresden mal das „Tal der Ahnungslosen“, weil sie kein Westfernsehen hatten, das war nicht nett. Dann wurden sie von den BFC’lern (da war doch mal was ;-) verspottet als Hinterwäldler („Sachsen macht Faxen!“ „Ihr kauft Bananen für Fünf Mark Zehn!“) und heute, naja sagen wir mal seit den anderen Montagsdemos mit PEGIDA hat Sachsen wieder ein neues Imageproblem. Dabei könnte der Freistaat Sachsen - und das barocke Dresden - wie Bayern ein dt. Vorzeigeland sein, Industrie, Forschung und Tourismus würden noch mehr boomen und aus dem „armen“ Pott würde man staunen, wie Strukturwandel richtig geht. Die Realität ist eine andere, ich bin zum Glück weder nach Tatort Dortmund noch nach Chemnitzer Randale für das Stadtmarketing zuständig, mir reicht schon das Kölner U-Bahndesaster.
Passend dazu hat Dynamo Dresden ein veritables, „an“ politisiertes Gewaltproblem seit ewigen Zeiten und – seien wir ehrlich – sportlich läuft es auch so semi bis mies. In 10 Spielen wurde 9 Mal nicht gewonnen, zack, da musste Trainer Walpurgis gehen und es kommt am Sonntag der schlingernde VfL. Klar, wenn der Dynamo keine Leistung bringt, hilft nur noch der VfL, der sicher ebenfalls ahnungslos wie die Ahnungslosen in die Krise schlitterte.
Vier Niederlagen am Stück in der 2. Liga gab es 2011, danach musste Friedhelm Funkel gehen. In Bochum gehen nun die Gedanken zum Grund der Sinnkrise in viele Richtungen. Die erste These, „typisch VfL“ bringt einen nicht weiter, weil es keine rationale Erklärung darstellt. Dann wird die Kaderzusammensetzung als Grund aufgeführt in Kombination von den kurzen Vertragslaufzeiten. Stöger ging so verloren, jetzt Gyamerah, vermutlich Weilandt und Hinterseer. Die vielen auslaufenden Verträge erklären das desaströse 0-3 gegen Kiel zur Halbzeit nicht umfassend, denn nur drei-vier der Startformation hatten auslaufende Verträge. Dann wird spekuliert, dass ein hochdotierter Zollervertrag die Mannschaft „grün“ werden ließ vor Neid und dass das 2-3 von Köln viel Sand in die Spieleraugen gestreut hat. Fakt ist, seit dem 21.12.2018 hat Bochum kein überzeugendes Spiel mehr gemacht, nicht in der Vorbereitung, nicht gegen Duisburg und die letzten vier Spiele eh nicht. Dutt wird dabei noch die kleinste Rolle zugesprochen bei der Formbeule des VfL .
Ist Sesis Einkaufspolitik zu naiv und unerfahren oder ist das üble Erbe von Hochstätter einfach zu belastend? Macht Dutt taktisch Dinge, die die Spieler nicht verstehen oder sind die überschätzten Namen von Kruse, Sam über Lee bis Weilandt überfordert mit der Dynamik des Krisenmodus des VfL?
Ist die Identifikation mit dem Verein nur bei Fabian echt oder sind es schlicht verunsicherte Sensibelchen, die nun im Hexenkessel Dresden das Narrenschiff retten müssen?
Dutt ist ein erfahrener Mann, der wie die Meisten Trainer strukturkonservatives Denken bevorzugt und Krisen bei Werder und Bayer kennengelernt hat, inklusive einer Eigendynamik, die wie jede Krise, psychologisch alles von den Protagonisten fordert.
Der durchschnittliche, reisefreudige Bochumfan hätte sicher viele Gründe ins schöne Dresden (am Karnevalssonntag) sein Team zu begleiten, doch leider fällt ihm im Moment kein einziger mehr ein. Die Luft scheint raus, wenn man als 8. der Tabelle - mit elf Punkten nach oben und nach – auswärts fährt, um die 5. Niederlage in Serie zu verhindern.
Einer aus dem Whatsapp-Forum bei uns: „Story für das Spiel Sonntag: Dresden startet total verunsichert, macht irgendwann trotzdem wegen unseres Abwehrfehlers das 1-0 und ist dann befreit 3-0. Ein anderer: Alternativ kein Abwehrfehler, sondern eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters, die zum 1-0 führt.“
Es gibt sicher nicht viele, die sich trauen, gegen das Team von Interim Fiel und auf den VfL für Sonntag zu setzen.
Dutt wirkt logischerweise nachdenklich und nun braucht er wirklich seine ganze Profi-Erfahrung, um das blau-weiße Ruder rumzureißen und nicht ahnungslos die 530 km zurück zu tuckern und vor allem wieder ohne Punkte. Dutts Team braucht Eier und müsste persönliche Dinge zurückstellen, damit Rosenmontag nicht Tag des moralischen Katers wird.
Ich denke, es gibt ein knappes 2-1 für Dresden, aber mit meinem 4-2 gegen Kiel lag ich ja auch schon daneben: warten wir es ab, der VfL reist aber wieder mit 350 Unentwegten.
Bochum macht das verdiente 0-1 (bessere Spielanlage nach der Anfangsoffensive der Dynamos), Fabian patzt vor dem 1-1 und das 2-1 fällt kurz vor Schluss nach einem ausgeglichenen Kampfspiel. Danach würde sich irgendwann auch mal die Trainerfrage stellen, denn es ist Profifußball und die milden selbstformulierten Ansprüche würden - trotz „nur“ Platz 25. – nicht erreicht, der Abstiegskampf drohte mal wieder. Und dann wird eben auch über den Trainer gesprochen, der im Januar noch als Traumbesetzung galt.
Die wichtigste Frage für den Verein sind aber neben der Personaldiskussion um Dutt/Sesi und 10 Verträge wie die Perspektive Bochums aussieht von 2020 bis 2022. Gibt es das Konzept auf junge Spieler zu setzen? Setzt man auf den Mix oder was kann man erwarten, was die Ausgliederung bringt bezüglich des Personaletats, der ja trotz der vermutlich sinkenden Einnahmesituation steigen soll?
Aber über allem steht der aktuelle Trend und der zeigt leider nach unten oder zeigt uns doch einfach, dass wir Fans ahnungslos snd!
VfL: Riemann — Danilo, Hoogland, Fabian (Baumgartner), Gyamerah (Celozzi) — Losilla, Janelt (Tesche)— Zoller (Kruse) - Lee, Sam—-Hinterseer (Ganvoula)
Dresden: Schubert – Hamalainen – Gonther –Müller – Burnic – Nicolaou – Benatelli – Wahlqvist – Duljevic –Berko -Kone

Tom;CB‘93
Grüße an Jonas, Olli und Olli für die Ideen

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