Das Traktat des Scheiterns

Scheitern gehört sicher zum Leben dazu. Scheitern ist normal, man muss nur immer wieder aufstehen. Scheitern kennt man als graumeleirter Bochumfan sicherlich sehr gut - nicht erst seit Lüttich 2004 und Scheitern hat der VfL-Fan mit der Muttermilch quasi aufgesogen (nicht erst seit dem verlorenen Pokalfinale gegen Eintracht 1988).
Aber manchmal wird es einem einfach persönlich zu viel. Ging mir am Sonntag so. Manchmal hat man einfach keine Lust mehr auf diese Situation - wie beim ersten Date wegen GNTM versetzt zu werden - und das alle sieben Tage.
So muss es den 200 Getreuen am Sonntag in Aue gegangen sein, einfach grummelnde Wut. Ein 2-0 aufgeholt, mal wieder rangekommen und Hoffnung geweckt, es werde anders,: 2-2 und dann reißt der Tim einfach einen Lilanen um. „Saudämlich“, „der Esel“ oder „ich hab einfach keinen Bock mehr“ waren da noch die harmlosesten Kommentare. Und ich hatte vorher schon keinen Bock mehr nach Aue zu fahren, also bleibt man gegen Magdeburg konsequent zu hause bzw. geht auf die standesamtliche Hochzeit einer Ex-Arbeitskollegin? Gemach, so ist der Bochumfan auch nicht gestrickt. Erst mal geht er vor dem Fernseher oder im Stadion ab, pöbelt rum (Ärger muss raus) und dann sucht er den Schuldigen: Das kann der Schiri sein, Riemann (wegen des 2-0), Hoogland beim 3-2 oder eben Hinterseer, wenn er wie beim 0-0 in Darmstadt zweimal verballert.

Nun kommt also Samstag Magdeburg nach Bochum, ein Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt, der mit vielen Fans die Liga 2 bereichert, aber der ein überschaubares fußballerisches Potential offenbart. Perthel vom VfL sollte das bereichern und der mitteldeutsche Club müht sich weiterhin redlich, aber ist nun immer noch auf einem Relegationsplatz und muss noch nach Bochum und nach Köln. Dazu muss Magdeburg noch gegen Union Berlin spielen. Leicht ist anders. Und Scheitern, ja Scheitern kennt man auch bei dem Europapokalsieger von 1974 gut. Und bei dem Restprogramm können die Blauen auch noch direkt absteigen. Ich fänd das schade, aber es ist fast ein vorprogrammiertes Scheitern, sicher mit Minitetat, aber auch nicht mit der Fantasie von Paderborn oder dem Charme von Freiburg als ewiger Underdog.
Käme es anders, wäre es möglicherweise schlimm für uns. Die Anhaltiner müssten 9 Punkte und 10 Tore aufholen auf den VfL und das wäre wirkliches Scheitern von unserer sehr wechselhaften und laut Sesi „über ihren Zenit hinaus seienden Mannschaft“. Das Team hat dieses Jahr viele Fans genervt, weil es konsequent nicht an die Potentialgrenze gegangen ist und Möglichkeiten ganzjährig – besonders im Februar vergab. Der VfL verspielt seit 2010 leider damit weiterhin eine neue, junge Fangeneration.
Dutt wird bis Ende Mai 2019 vermutlich 10 Verletzte zu beklagen haben, aber Bandowski, Kruse und Co könnten so langsam wieder fit werden. Hinterseer hingegen will mit weiteren Toren den Marktwert steigern und Gyamerah hat Sehnsucht nach Hamburg, vielleicht auch nächstes Jahr im Hamsterrad 2. Liga.
Aber dazu müssen wir Samstag endlich wieder siegen und es ist möglich, auch wenn Magdeburg als Legende des Ostfußballs sich teuer verkaufen wird. Und auch sie werden wie Aue kratzen und beißen. Da braucht man Coolness und gute Nerven.
Diese Coolness braucht auch Dutt seit Wochen, sieht sein Team vom ersten Spieltag an als Jojo mit der Formkurve. Da fallen früh Maier, Pantovic, Leitsch und Bandoski aus, spät Kruse, Sam und Gyamerah, aber das gilt alles am Samstag nicht mehr.

Ich will nicht mit den “berühmten” Hammerwerfen kommen, die irgendwie mit Glück in Hamburg siegten, aber es geht in die Richtung, sorry Marcel Maltritz. Als Fan kann man ja wohl ohne „Wenn und Aber“ verlangen, dass der VfL Bochum am Samstag siegt, irgendwie. Alles andere wäre ein Magdeburgisieren des VfL Bochum und seiner geliebten Castroper Straße 145. Klar, da wird eine ordentliche Auswärtsschar von bis zu 3000 Fans kommen und die werden ordentlich laut sein. Aber wir müssen nun auch an unseren theoretischen Klassenerhalt denken und brauchen daher noch einen Punkt. Ich will Magdeburg nicht in die 3. Liga schießen, aber wie gegen den MSV wird es so kommen, Bochum siegt knapp. Sorry Zebras und liebe Magdeburger, so scheitert ihr und wir wissen zu gut, was scheitern ist, da sind wir gefühlt westdeutscher Meister im Scheitern zusammen mit Aachen, Duisburg, Bielefeld und RWE.

Statistik von VfL4u:

Samstag, 04.05.19, 13:00 Uhr, Vonovia-Ruhrstadion

Schiedsrichteransetzung wird nachgereicht

Hinspiel: FCM - VfL 0:0 (02.12.18)

Voraussichtliche Aufstellungen:
VfL: Riemann - Kokovas, Hoogland (Fabian), Bella Kotchap, Baumgartner - Lee, Tesche (Eisfeld), Saglam, Losilla, Pantovic - Hinterseer
FCM: Brunst (Seidel) - Niemeyer (Lewerenz), Erdmann, Hammann, T. Müller, Bülter - Laprevotte, Kirchhoff, Ignjowski (Rother) - Beck, Lohkemper

Tom,CB‘93

P.S.: Tip auch hier 2-1 für Bochum gegen Magdeburg

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