Vor Wallhalla falsch abgebogen

Aus einem Text der Bayerischen Schlösselverwaltung:

“In hoher, die umliegende Landschaft beherrschender Lage erhebt sich nahe bei Regensburg die Walhalla über der Donau. Mit diesem klassizistischen Bau in Gestalt eines von Säulen umgebenen Tempels entstand hier im Auftrag des bayerischen Königs Ludwigs I. (reg. 1825-1848) eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund des als schmachvoll empfundenen Siegeszugs der napoleonischen Armeen wuchs in Ludwig, damals noch Kronprinz, ab 1807 die Idee für einen Gedächtnisort, an dem verdiente deutschsprachige Männer und Frauen gewürdigt werden sollten. Unter Einfluss des Historikers Johannes von Müller, der auch eine erste Auswahl zu ehrender Persönlichkeiten traf, wurde der Name »Walhalla« mit Bezug auf das gleichnamige Kriegerparadies der germanischen Mythologie gewählt.”

Nun, nicht dass wir zwei, Drohni und ich, Wallhalla tatsächlich besucht hätten, aber das wäre sicher billiger gewesen als unser fideles Biergartenhopping, wo in der Unistadt Regensburg sogar ein Krankenhaus (”Spital”) eine eigene Biermarke und einen dazugehörigen Biergarten hat. Aber hätten wir diese Ruhmeshalle besucht, aus dem aktuellen VfL-Kader fällt einem da nur wirklich keiner ein, der auch nur gedacht entfernt in die Nähe dieses Tempels kommen könnte.

Gut, Losilla “gab etwas den Pogba” vor dem megaschwachen Eisfeld (unsere Doppelsechsvariante), doch neben dem kämpfenden Kapitän hatten nur Decarli und Riemann sowie Blum Normalform. Dabei hatten die über 1000 Bochumer zunächst ganz gute Laune und angetrieben von den Ultras auch einen richtig guten Auswärtssupport. Es half leider nix, Bochum ist nach einer durchwachsenen und zu kurzen Vorbereitung vor allem Auswärts auf der Suche nach sich selbst.

Aber es spielte gefühlt nur Regensburg, auch wenn Bochum öfter den Ball hatte - laut Ballbesitzstatistik 61-39 %. Der Jahn versuchte sich ebenfalls mit vier neuen Spielern, kam aber besser damit klar, weil Regensburg nicht wie Bochum auf der Suche nach Struktur war. Hier wurde gekontert und dazu klassische Fußballtugenden gelebt ohne Krimskrames. Das reichte zur Führung zur Pause.

Dutt hatte vier Neue gebracht, umgestellt und Janelt auf die Soares Position gebracht, was nicht wirklich funktionierte, auch nicht später Lee für den schwachen Odei-Tutu. Man konnte viel Verschieben und kompaktes Stehen sehen, das lief in Ansätzen: Es kam der Jahn in Rot vors Tor von Manuel und wirkte aber wie in der Vorsaison abschlussschwach von den Oberbayern. So musste Riemann häufiger eingreifen als ihm lieb war. Er versuchte seine Mitspieler verbal aufzuwecken, denn noch stand es ja 0-0. Aber vor allem Weilandt gelang wenig nach vorne, es wurden keine Chancen kreiiert, Bochum hatte überhaupt nur eine echte Torchance in Halbzeit 1. Regensburg wurde die letzten 10 Minuten noch mal stärker, weil dem VfL in dieser Phasenichts gelang. Aber warum sollte man auch viel nach vorne spielen, wenn mit Ganvoula, die einzige Spitze gesperrt war und Zoller auf der Bank saß. Blum konnte nicht so überzeugen wie gegen Hertha und Bochum fehlte insgesamt Härte und Biss-

Der Jahn nutzte das geschickt aus und aus einem abgefälschten Ball von Janelt gingen die Oberbayern verdient 1-0 in Führung. Wie war das mit dem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt?

Dann kamen Zoller und Lee und der Ex-Kölner und Lauterer hatte seinen schwächsten Auftritt in einer Reihe von schwachen Auftritten? Warum hat Sesi den von Köln losgeeist? Er gewann keinen Zweikampf im Mittelfeld, keinen Zweikampf im Sturm, kam nicht mal zum erfolglosen Abschluss. Lee hingegen tat was fürs Spiel nach vorne, aber war auf der Celozziposition falsch. Aber Saller traf nicht nur für die Bayern zum 1-0, er nutzte auch den kapitalen Fehler von Eisfeld, um das 2-0 vorzubereiten. Stolze traf und schockte die Westfalen, denn nun spätestens war klar, hier muss Bochum mehr tun, um zu gewinnen oder zumindest einen Punkt zu holen. Die Oberbayern packten nun die Härte aus und das schmeckt dem VfL nie. Dutt ist es nicht gelungen in 18 Monaten das VfL-Auswärtsphlegma abzulegen. Bochum machte trotz Umbruch weiter wie in der Vorsaison und enttäuschte viele eigene Fans vor dem Fernsehbildschirmen und setzt sich gegen die Ostwestfalen am Freitag unter Druck.
Denn wer gehofft hatte, dass da nun was mehr kommt, sah sich getäuscht. Hatte der VAR schon Bochum vor einem Elfer wegen Abseits bewahrt, gab es einen Elfer für Bochum durch VAR, man hatte also doppeltes Glück: 2-1, das hörte sich besser an, aber Bochum spielte endlose Ballstafetten ohne Zug zum Tor, dann gab es Fehlpässe und entmutigende Körpersprache: dieser VfL ist noch garnicht in der Saison, hat keine Struktur, Eingespieltheit, Routine oder Esprit.

Die Fans hofften auf ein glückliches 2-2, was auch in der 94. MInute nicht fiel, dafür fiel das 3-1 durch den Ex-Bochumer Tom Baak, der erst zum Torschützen wurde, weil am Ende mit Bapoh alles auf eine Karte gesetzt wurde. Aber Soares und Bella-Kotchap schmorten weiter auf der Bank, Dutt hatte an diesem Tag kein glückliches Händchen und Sesi alle Hände voll zu tun nötige Transfers zu realisieren.

Bochum verlor verdient den Auftakt, überzeugte nicht spielerisch wie im Vorjahr bei 0-2 gegen Köln und man hat nun Angst, dass ein möglicher Abstiegskampf früh beginnt, wenn man chancenlos gegen Regensburg ist und nicht nur Wallhalla, sondern auch der Hamburger Fischmarkt eine Nummer zu groß ist für diese Truppe.

Groß enttäuschten neben Zoller, Weilandt und Janelt, auch Osei-Tutu und Pantovic und das gesamte Team, was nach der Vorbereitung viele geahnt hatten. So geht der VfL nun ohne Ziel, ohne Vision und mit viel Muffe in die 10. Zweitligasaison. Dass Teams wie Kaiserslautern, Ingolstadt, KSC und Braunschweig in solchen Situtionen abstiegen sollte Warnung genug sein, nein, nicht die Panik sollten wir fürchten, sondern wenn solche Leistungen normal werden.

Tom,CB`93

P.S.: Gruß an Sabine aus Hamburg mit der weitesten Anreise, Hut ab

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