Umbruch, Abbruch - Hallo HSV

Ganz früher hieß es mal in einer Textzeile der Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen: „Porsche, Genscher, Hallo HSV“, um sich über die bürgerliche Bräsigkeit des Clubs lustig zu machen. Der HSV, der 1983 gegen Juve mit Magaths 1-0 den Landesmeistercup holte, war mal eine ganz dicke Nummer. Da wurde man auch dt.Meister mit Hrubesch, Jakobs und Kaltz und verlor mal ein Finale gegen Nottingham Forest. Von Uwe Seeler wollen wir hier mal nicht reden.
Eigentlich ist vor einem Spiel gegen den „großen“ HSV spätestens seit 2013 immer Zeit für einen zotigen Witz über die Lage beim Ex-Dino aus dem Norden. Egal ob man es nördlich von Münster sportpolitisch mit dem FC St Pauli hält - Bremen, Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Hansa R. oder H. Kiel gut findet, im Norden Deutschlands kommt immer noch niemand am Hamburger Sportverein vorbei – auch 2019 nicht; der HSV ist lange das hanseatische Gegengewicht zu den bayrisch-derben Bajuwaren gewesen, dann noch Dino, immer noch irgendwie 60er, 70er und 80ziger Mythos und am Ende nur noch der Schenkelklopfer auf Partys. Es gab Schlagzeilen von Gegentorfluten gegen die Bayern, über Relegationsmassel gegen den KSC, bis es irgendwann auch die Elbstädter final erwischte: Abstieg in Liga Zwo. So sicher war das mit dem Absteigen eigentlich, wie jeder einmal stirbt und so passierte es: Umbruch, Abbruch – Hallo HSV: Die Uhr, das Lied „Hamburg meine Perle!“, die Unabsteigbarkeit – wir kennen das – wurde Teil der Vita des Clubs mit der Raute.

Der gescheiterte Wiederaufstieg wurde auch mit teuren Abzockern wie Holtby, Wood, Dos Santos, Hunt, und grünen Jungstars wie Jaffa, Arp und Co durchgezogen. Ich mag den HSV noch immer und ich freue mich am Freitag auch irgendwied am die Alster zu fahren, auch wenn es kein cooler Ganzwochenendehamburgtrip ist - an einem leicht kühlen Freitagabend, u.a. rein verkehrstechnisch, Elbtunnelstau und so. Aber HSV-VfL, da wird man wehmütig, da denkt man an die gute alte Bundesliga, Matjesbrötchen, Flutlicht, wenig Getütt, Fußball pur auf dem Rasen. 50000 Zuschauer und ein guter Gästeblock locken mich.

Der VfL siegte mal (1987/1989???) 1-4 in Hamburg und ich machte mit zurückkommenden Fans Party in Bochum-Langendreer vor dem Zwischenfall (inzwischen abgebrannt!). Lang ist her, die Sehnsucht groß und Freitag hat das alles mit Nostalgie (damals mit Klaus Fischer für Bochum?) wenig zu tun.

Es wird brutal wichtig für beide Vereine, wer Freitag siegt. Der Hamburger SV kann sich eine weitere heimschwache Saison und ein doppeltes 0-0 wie im Vorjahr nicht mehr erlauben. An ein 0-0, womit ich – stand jetzt- zufrieden wäre, mag ich bei unserer Schwäche bei Standards, langen Bällen sowie gegen schnelle Gegenspieler - und den riesigen Lücken zwischen den eigenen Reihen - kaum glauben. Aber man soll nie nie sagen. Was drin ist in dieser ausgeglichenen Liga immer.

Der HSV und der VfL blamierten sich gleichermaßen - ohne Auszucheiden - im DFB-Pokal. Freitag wird es ernst für Hamburg - beim zweiten Versuch des Wiederaufstieges in die BL, diesmal unter Hecking. In Nürnberg siegte man aber schon famos 0-4. Der VfL versucht im zehnten Jahr vorne irgendeine Rolle oben zu spielen; immerhin lieferte man sich eine furiose 2. Hz beim 3-3 gegen Arminia Bielefeld im heimischen Ruhrstadion, aber eben zu Hause. So was würden die treuen Fans auch gerne mal auswärts sehen. Da hatten schon über 1000 an der Donau drauf gehofft.
Bochum hat einen erfahrenen Dutt, der zZ den Umbruch anna Castroper eher bescheiden moderiert. Sesi beobachtet den Markt, immerhin. Vor allem Auswärts hat der VfL 2018-2019 eine Bilanz wie ein Absteiger aus der 2. Liga, schlechter sind eben nur die Absteiger wie Duisburg und Magdeburg gewesen. Der VfL verliert unter Robin D. fast jedes Auswärtsspiel außerhalb von NRW – und genau dieses Mantra hat Bochum in Regenburg und fast auch in Baunatal bewiesen. Da – gerade als Gast – sind die Duttchen schon lange mau und auch aktuell ist wieder es 5 vor 12! Da muss das VfL-Team nun ausgerechnet in Hamburg und Stuttgart bei bärenstarken Teams für diese Liga liefern. Das klänge erst mal beunruhigend nach Beschwichtigungen („Wir sind noch nicht so weit“), („Wir sind auch enttäuscht!“), „(Wir brauchen Geduld!“). („So ein Umbruch braucht Zeit!“), falls der VfL verlöre.
Bochum siegte - glaube ich - im März 2018 zuletzt außerhalb des Bundeslandes NRW und da spielt sich bis auf Bielefeld nun mal die ganze 2. Liga ab.

Noch ist die Stimmung in Bochum aber recht gut, die Fans halten zusammen und zeigen Empathie und Geduld mit der Mannschaft. Die nächsten beiden Auswärtsspiele werden nun u.a. zum Gradmesser für die Geduld von uns Fans, Funktionsträgern und den Medien. Denn danach kommt der Bochumer Herbst.

Robin hatte letztes Jahr Ärger mit Kruse und Saglam, der dazu führte, dass der Australier de facto suspendiert wurde, auch Saglam wurde irgendwie ignoriert, obwohl auch er spielerisch brauchbar erschien.
Dass Hinterseer -als Torjäger und Gayamerah als Abwehrgenius nun die Hamburger stärken, führt uns vor, wie hilflos unsere Transferpolitik im schweren Gewässer des vielen Geldes ist. Dazu versucht Neuling Schindzierlorz den Druck zu ignorieren, der sich rund um den Verein langsam aufbaut.
Hoogland hatte nun seine Vertragsauflösung, doch so ein Mann fehlt der Abwehr sicherlich an der Elbe, ebenso Celozzi auf rechts. Dutt muss dazu aufhören mit der Aufstellung zu experimentieren nach einer zu kurzen Vorbereitungen für diesen radikalen Umbruch.

Beim Hamburg ist der VfL als Gast Außenseiter, da steht der Name HSV, die Statistik des VfL, der Kader der Elbstätter und der Heimvorteil als Pfund für Hamburg. Der VfL kann nur überraschen, wenn er hinten kkonstant ompromisslos verteidigt, die Reihen länger engstehen und sich eine kreative Mittelfeldaktivität ergibt, die Chancen für Ganvoula und Weilandt schafft. Ja, wir haben ein nominell starkes Mittelfeld, aber Lee, Maier, Pantovic, Weilandt wirken außer Form.

Hinten muss man sich weiter einspielen (Orsei-Tutu endlich Mann werden) und der VfL als Mannschaft auch auswärts mutig sein, ohne jedes mal einen Rückstand als Alarmglocke zu brauchen. Das wird schwer, denn Heckings Mannen sind in Form, aber wir brauchen nun Eier. Auch wir Fans brauchen Geduld, auch wenn mir das zZ schwer fällt.

Die Medien von Rentsch bis 1848 berichten logischerweise über die Schwächen des VfL-Teams und dennoch gilt es Mut zu haben und wenn möglich zu punkten.

Dennoch leider mein Tip, außer Spesen, nichts gewesen, der VfL verliert 4-1 an der Elbe.

HSV: Heuer Fernandes - Gyamerah, Jung, van Drongelen, Leibold - Fein - Kittel, Kinsombi, Dudziak, Jatta - Hinterseer

VfL: Riemann – Osei-Tutu (Baumgartner), Decarli (Lorenz), Bella Kotchap, Danilo – Losilla, Janelt – (Pantovic)- Lee, (Meier) Eisfeld, Weilandt (Zoller)-verletzt?) – Ganvoula | Trainer: Robin Dutt

Tom;CB´93

P.S.: Jonas, bist du auf Steher? ;-)

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