Ich bin der Sohn meiner Mutter

Die Wellen der Empörungen nach dem Hoppgate am Wochenende schwappen immer noch hoch im bundesweiten Medienwald und ich versuche mal kurz „was zu schreiben“, wo der VfL Bochum am Rand vorkommt. Das wird schwer genug, das Probleme und wenig VfL. Wie sagte Hopp so schön „Wenn ich nur wüsste, was die Idioten wollen?“ Vielleicht trägt der Artikel ja dazu bei, dass Dietmar Hopp die Fußballwelt begreift, denn das ist das größte Problem eines sonst schlauen und erfolgreichen Menschen: Die Welt der Fans ist dem EX-SAP Vorstand auch nach über 20 Jahren fremd geblieben und sein ungeschicktes Reindrehen in den Konflikt mit den BVB-Fans seit 2008 führte jetzt zu der Eruption der Proteste gegen die Wiederaufnahme der Kollektivstrafe des DFB. Gladbachs Ultras starteten, dann die von Bayern und Dortmund, danach Köln, Union, Bochum, MSV und weitere könnte jetzt im Pokal folgen oder am Nächsten Ligawochenende. Sogar bis Rapid Wien sind die Wellen des Virus geschwappt. Ach ja, RB hatte gegen Bayer Leverkusen eine bezahlte, bunte Choreo für mehr Vielfalt, gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. Hier zeigt sich der Kern der allseitigen Heuchelei.

Nachdem nun Montag viele wirklich unkundige Kommentare durch etwas mehr Sachkundigkeit (nicht mehr wahr oder falsch verwechseln) in der Fußballszene ersetzt wurden, kommt es demnächst vielleicht zu ersten Änderungen und Ansätzen, die wirklich helfen könnten. Wir sind nicht in der NBA oder hier im Basketball, die europäische Fußballszene ist 60 Jahre gewachsen und anders, auch das muss man bedenken.

Dazu müssen Experten von Rummenigge, Streich über Basler bis hin zum Anwalt von Hopp erst mal kurz die Gosh halten, falls man das noch so sagen darf. Nun die Dummheit eines Mario Balser ist so eklatant, dass sie jeden ernsthaften Ansatz zunichte macht. Hat jemand den Namen Thorsten Legat erwähnt? Dann kommt Streich, der telegene badische Traineröko, der fährt gerne mit dem Porsche durch Freiburg und will den berühmten „Aufstand der Anständigen „und sieht das Dritte Reich in Zusammenhang mit der AfD (okay, das geht noch halbwegs zusammen) und mit den Protesten der Schickeria, die für ihren Kampf gegen Antisemitismus mit dem Julius Hirsch Preis geehrt wurde. Der Widerspruch bleibt dem Mann aus Freiburgs Idyll unbekannt, auch die Fanszenen der frühen Achtziger. Das war krass damals und rechte Parteien ohne Chance, wo ist also der Zusammenhang. Ich fände einen Aufstand der Nachdenker gut. Die Ultras werden mit den Taten der NSU, dem Mord an Lübke und Hanau in der Hinsicht in die Ecke gestellt, als wäre eine redundante, heftige Beleidigung einer rechtsterroristische Anschlagsserie gleichzusetzen. Da ist Unfug, auch wenn sie Rainer Calmund noch so echauffieren kann. Verbindendes Element soll der Hass sein, aber dann könnte man es mit der RAF, Bin Laden oder David Coresh in Verbindung bringen. Es liegt auf der Hand, dass Wahlen seit 10 Jahren in D und Europa einen Rechtsruck wiederspiegeln, der auf etwas beruht und- und das ist sicher enorm vielschichtig und auch beängstigend, keine Frage. Aber mit dieser Situation, Ultras gegen DFB, hat das zunächst rein gar nichts zu tun. Aber Streich setzt sich auf der PK hin und ist dann der gerne der moralische Ex-Student im Jogger, der Applaus findet, weil sich alles so verdammt gut und bodenständig anhört. Das bleibt also Trashtalk bezüglich des Problems, aber findet viel Applaus. Tönnies, der mit seinem rassistischen Ausrutscher vereinsintern drei Monate gesperrt wurde, stellt sich hin und sagt in der moralinerten Bild mit Toto Legat, dass alles sei „menschenverachtend“, was sich am Wochenende in den (Ultra-)kurven abspielte. Wenn man die Situation der Fußballszene außen vor lässt, mag das so wirken, als Moralapostel kann weder Rummenigge dienen, noch sein Geschäftspartner Hopp, noch der Metzgerausbeuter der Königsblauen Herzen, aber eben auch nicht Gutredner Streich oder der neue Herr des DFB. Das alles wirkt so bigott und verlogen, dass man den Ultras ihre Unflat fast verzeihen möchte.
Denn wie Päpste im Mittelalter können diese Philister des Sports ihre eigene Moral kaum leben, von „Grad der Ehrlichkeit im Negativen“ liegt da der Thüringer Höcke mit seinen faschistoiden Spuk noch vor Tönnies, aber eben auch nur da.
Aber zurück zu den Ultras, die nun diesen Machtkampf mit DFB und DFL führen: sie sind eine Jugendkultur, der man nicht sinnvollerweise mit Anzeigen oder „hartem Durchgreifen“ drohen kann, weil das diese Gruppen nicht so beeindruckt, denn sie haben ihre Gruppenlogik wie Rocker, Modes, Punks oder andere subkulturuelle Gruppen und sind jung, wild und kompromisslos -wie Greta - und sind bei Männern zwischen 39 und 65 nur so semibeliebt, also außer bei Eintracht Frankfurt. Diese Szenen kann man nicht behandeln wie das Essen in der eigenen Familie normalerweise abläuft, da sagt man auch nicht Hurensohn.

In Bochum kam ja auch von den Rändern der Ost und einigen anderen Stellen ein „ein Ultras raus“ und kurz danach „VfL, VfL“. Also, es gibt diesen Konflikt zwischen der Ultras Subkultur und den restlichen Fans und zwischen Leuten wie Ismanik, Kühne, Windhorst, Wernze - und dem Rest der Fans. Manchem ist das sicher auch egal, warum auch nicht. Da haben Hopp und Matteschitz einen Sonderstatus im Negativen, weil ihnen der Fußballstallgeruch fehlt, da kommen sie zu schrägen Vergleichen und ziehen falsche Schlüsse. Statt machomäßig auf das Fadenkreuz zu reagieren, macht Hopp den Gefühlsmenschen (so war er früher im Jobvermutlich weniger) und gibt das milliardenschwere Opfer,“ wie einst in dunklen Zeiten“, wohingegen seine Familienvita eine andere Geschichte erzählt. Aber dann ist er „der Ehrenmann“ für Karl-Heinz und die Ultras kotzen im Strahl (viele andere aber auch) und sind damit die Opfer der Verrohung der Gesellschaft, die beim Fußball aber eben keine Parallele zur Polarisierung der Gesellschaft zeigt, sondern viel reifer ist, als die rauhen Achtziger und Neunziger, wo Antisemitismus, Homphobie und Rassenhass ganz offen gezeigt wurden, in Deutschland, in Italien wie in England, seit es diese Fußballsubkultur gibt.
Will man endlich was tun, muss man erst mal zugeben, nicht alle Probleme der Welt im Fußball auf einmal lösen zu können, sollte reden, wie es Horst Held vorschlug, dann vielleicht die BVB-Kollektivstrafe halbieren und einen knallharten Maßnahmenkatalog vorschlagen, gegen antisemitische, rassistische und homophobe Parolen, die ebenso wie Anti-Hopp-Fadenkreuz-Transparente in dem Dreistufenplan bei allen Clubs ab nächster Saison ähnlich wie einst der VAR neueingeführt werden. Das macht die Welt nicht viel besser, aber mit etwas Coolness und Konsequenz die Diskriminierung im Sport weniger. Es wird Lücken geben und Problemclubs wie BVB, Chemnitz, Cottbus, Lazio Rom oder Legia Warschau muss man sich auch nochmal über die UEFA anschauen.
Dazu muss das Financial Fairplay bei ManCity ebenso eingehalten werden, wie die Arbeitsbedingungen in Katar, all das kann der moderne Fußball auch, aber sicher nicht das Klima retten. Sei der legendären PK von Rummenigge im Oktober, finde ich das er sollte nachdenken beim Ausarten und weniger vom Grundgesetz reden. Das findet sicher auch seine Frau und der Aki Watzke.

Tom

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