Das Virus und der Hase

Seit dem Spiel in Darmstadt 98, dem taktischen 0-0, ist viel passiert in der Welt: die Pandemie frisst Menschenleben-, Wirtschaftsleben und unsere Planungen, die guten wie die schlechten. Die Welt ist nach Ostern 2020 vermutlich eine andere als vorher, nur der VfL ist immer noch 15. der Tabelle, der Spielbetrieb ruht seit Wochen und keiner weiß, ob die Fußball-Pause bis zum 30.4. endet - oder ob es bis zu möglichen Geisterspielen im Mai oder Juni “nur” unterbrochen ist - oder ob die Saison 19/20 - wie in Belgien geschehen- komplett abgebrochen werden muss.

Die UEFA droht zwar den großen Verbänden und Ligen, nicht dasselbe zu tun wie der Verband aus Brüssel, aber Deutschland ist eben auch nicht hart wie Weißrussland, um den Ligabetrieb ab 1.5.2020 wieder aufzunehmen, fast als sei nichts gewesen im März und April. Hopp hat plötzlich den Schlüssel gegen das Virus in der Hand und ist nicht mehr der Buhmann, das scheint der sehr oberflächliche Wandel zu sein!

Naja, es gibt schon Trainingsstarts in der Fußball-Bundesliga (in Zweierteams mit angeblich 1,5 Metern Abstand, wers glaubt); es gibt mageren, freiwilligen Gehaltsverzicht der Profis (Bochum 10-15%) und Liverpools Elite wollte zunächst auf garnichts verzichten. Das war einen Shitstorm wert und zeigte, wie wenig Championsleague erdig ist. Da handeln ehemalige Arbeiter-Clubs wie BVB (Watzke) und Liverpool (Klopp) in der Öffentlichkeit gerne, als wären sich noch kleinbürgerlich, normal und bodenständig, aber im Grunde genommen haben die Spieler-Exzentrik-AGs wenig mit dem theoretisch postulierten Grundprinzipien des Sportsgeistes zu tun. Sie sind halt AGs und müssen Geld verdienen wie ihre Geldgeber. Sie sind dem oft entgegengesetzt, was die Fans leben oder besser, was sie sich erträumen.

Und an der Castroper gab es seit dem 4-4 am 1. März gegen SV Sandhausen kein Heimspiel mehr. Heidenheim war erst ein Geisterspiel, fiel dann bis auf weiteres aus - wie das Heimspiel gegen die Störche. Man hätte auswärts in Karlsruhe gespielt, in Nürnberg zu Ostern, eigentlich würde hier der Vorbericht zum Club stehen. Was von den geplatzten Träumen der Glubberer, was von dem 0-1 vor drei Jahren in Nürnberg, was von der Butternudelaffäre mit Bastians. Alles ist irgendwie anders 2020, wo selbst der Papst alleine ist und die Ostermesse zelebriert. Ob der Hase Sonntag mit Mundschutz anhoppelt?

Wir sind als VfL immer gerne zu Ostern angetreten und mitgereist. Oft hat man sich auch dem Abstiegssumpf gezogen, das geht jetzt nicht. Ich habe wie viele VfL-Fans zwar Zweifel, dass wir die letzten 3 Spiele 9 Punkte geholt hätten, aber das hätte den VfL nicht so bedroht, wie es jetzt eine lange Spielpause tut. Keine Zuschauer, keine Fernsehgelder und auch die Sponsoren könnten Geld zurückfordern, was ihnen sicherlich auch fehlt. Kneipiers und Restaurants sind zu, keine Hotels, die Auswärtsfans beheimaten und noch viel mehr ruht. Die ganze Lage ist so neu, anders und dramatisch, dass man die Hiobsbotschaften rund um die Proficlubs irgendwie entfremdet anstaunt. Dabei macht man sich ja neben anderen eigenen Sorgen ja immer noch Gedanken um die Castroper Straße 145. Was ist mit dem Umbruch nach dem Umbruch nach dem Umbruch? Sind wir nun sportlich gerettet, kann Reis aufatmen? Ist nach dem Saisonabbruch die Planinsolvenz wie beim KSC, was Bochum blüht? Muss Sesi mit Kaenzig den VfL retten, der ja seit 2018 eine KGaA ist? Springt die Sparkasse oder Villis ein, wenn der VfL kurzfristig Geld braucht?

Gibt es 2020 kein Heimspiel mehr mit Fiege und Wurst im Wohnzimmer? Ist das übliche Treffen mit Freunden im Block A nur noch eine Erinnerung wie die Bundesligazeit (bis vor 10 Jahren)? Das könnte ein Alptraum sein, der nicht so weit von dem Weg ist, was bald normal sein könnte, wenn der Exit sich zieht.

Plan der Liga (DFL) ist ab Mai in kurzer Taktung im Geisterspielmodus die Serie zu Ende zu spielen, also hat Bochum dann den Wehen-Wiesbaden Modus und muss damit drinbleiben. Wie haben unsere Profis die Pause verkraftet, wie der Gegner. Das ist schon hoch hypothetisch und es wird noch schräger, weil man ja auch nicht weiß, wird alles nach hinten gezogen, oder nur die 4-5 verpassten Spiele in die Restserie eingeordnet oder angehängt. Wie sehen der Plan B und C aus und wie macht die Politik mit, wenn Bremen anders handelt als Wolfsburg in Niedersachsen.

Jede Antwort wirft noch mehr Fragen auf, wenn Politiker, Virologen und Funktionäre sich die Bälle zuwerfen. Eins ist sicher, das Heimspiel gegen Pauli am weißen Sonntag und das Spiel in Osna kann man auf Fifa 20 vorspielen, man kann zum Ruhrstadion oder zur Bremer Brücke fahren, das echte Feeling ist schwer zu ersetzen und wir brauchen es. Aber noch mehr brauchen wir unser Leben.

Wir sehen und bestimmt wieder, leider weiß keiner wann.

Passt auf euch auf und bleibt gesund. Nicht nur Ostern und Pfingsten, sondern das ganze Jahr. Es gibt eben nicht nur den VfL.

Tom,CB`93

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