Diese Niederlage gegen 96

Der 8. Mai 2010 ist ein Tag, an den ich mich immer erinnern werde, ist aber auch schon zehn Jahre her. Zuvor hatte man zwar 1-3 in München verloren, Müller hatte gehattrickt und ich dabei die Harpener um Ronnie, Page, Uli und Jimbo im Augustiner Biergarten an der Arnulfstrasse getroffen, aber irgendwie war es noch nicht zu Ende. Man hatte immer noch Hoffnung, obwohl viel Glass zerschlagen worden war und Lewis Holtby schon suspendiert wurde. Der arme Wosz versuchte zu retten, was Herrlich nach Koller und Co auch nicht hingekriegt hatten, dieses eigentlich erstligareife Team um Fuchs, Holtby und Co. zu retten. Bochum hatte mal in einer Halbzeit im Schneetreiben in Wolfsburg durch Slavo 1-0 geführt und in der Blitztabelle 14 Punkte Vorsprung auf Nürnberg.
Hannover war schwer geschockt durch Enkes Tod gewesen und fuhr am Saisonende mit 12.000 Anhängern nach Bochum. Ernst hatte keine Vorahnung wie wichtig dieses Spiel für unseren Verein werden sollte. Das letzte Bundesligaspiel für Lange. Es war ein schöner Tag im Mai, er endete für unseren Verein in der Katastrophe, weil die Mannschaft des VfL innerlich zusammenbrach nach jedem Gegentreffer. Nach ganz gutem Start lag der VfL in der Halbzeit schon rettungslos 0-3 zurück, 12.000 Rote feierten auf der West. Pocher, der unlustige Clown, hatte gar nochmal 500 Tix für die Castroper nachgeordert, all das ging anno 2010 unter Gustl.
Das Unvermeidliche kam, wir stiegen zum 7. Mal ab und es war ein Tag wie das Pokalfinale 88, Leifelds 1-1 gegen Saarbrücken oder Lüttich 2004 mit Edu, wo jeder Bochumer heute noch weiß, was er an diesem Tag erlebte. Dieser Moment war einer zum weglaufen.
Ich stand am Spielfeldrand wie viele, einige machten die Pitch Invasion, der Typ vor mir warf den weißen Plastikstuhl nach dem Kameramann und verfehlte, ich hingegen war wie erstarrt. Der erste Abstieg 1993 gegen Wattsche trotz 3-0 Sieges unter Gelsdorf war anders, aber dieser tat besonders weh. In den letzten 10 Spielen hatte man nur einen Punkt beim 1-1 von Freiburg geholt, den Rest verloren. Ein weitere Sieg hätte gereicht, auch gegen Hannover siegte man anders als im Hinspiel nicht.

Die Tränen der Wut flossen und die Relegation ein Jahr später waren die letzten Nachwehen einer Katastrophe, die letzten echten Versuche in der Bundesliga zu blieben. Die nächsten 10 Jahre waren toll, außer in Bochum, wo man einmal 5. wurde und sonst, wie jetzt auch - gegen den Abstieg spielte.

Nun also geht es weiter, mit einer Saison, die für den VfL scheiße begann in Regensburg und wieder in Hannover enden wird, wann auch immer, aber ohne das Stehen in der Kurve. Ich erinnere mich auch an das 3-3 an der Leine, wo wir aufstiegen und natürlich an das 2-1 2004, Hannover am Ende muss nicht doof sein.

Aber so, mit diesem Kader, der laut Reis in der Winterpause nicht jeder alles gab im Trainingslager (Ganvoula und Blum!) und beim dem mit Bella Kotchap der beste Nachwuchs-Fußballer nicht weiß, wofür er dies alles tut, könnte uns ein ähnliches Ergebnis blühen wie an diesem 8. Mai. Reis ist Bochumer wie einst Wosz und vielleicht kommen auch ihm echte Tränen an einem Tag im Juni. Diesmal wäre es der erste Abstieg aus den ersten drei Ligen seit 1963/1964.
ter
Das muss nicht so kommen, vielleicht wird es ein schöner Tag im Biergarten, Bochum hält die Klasse, es gibt einen echten Umbruch und 2021 wird alles gut. Das ist möglich. Warum glaube ich nicht dran?

Das Team hat mich noch nie von seiner Einstellung überzeugt, schaffte keine 2 Siege in Folge, zuletzt das 4-4 und 0-0 waren nur halb überzeugend. Nun nach 2 Monaten Pause geht es gegen Heidenheim weiter. Das Ruhrstadion wird leer bleiben, das Spiel gegen die Ostalbler wird nun endgültig Geisterspielkulisse und wir sind - stand heute - nur 2-3 Punkte von Abstiegsplatz entfernt.

Sind wir zu gut um abzusteigen, wie es Sesi und Reis sagen würden? Wirklich?

Ehrlich ich weiß es nicht, 50-50 könnte man sagen, alle Teams von Dresden bis KSC brauchen ihre Heimfans (naja, minus Wiesbaden!), das Szenario ist neu. Fallen Riemann oder Ganvoula aus, durch Corona, dann wird’s auch sportlich ultraeng. So zickiig wie die VfL-Fans auch angeblich sein können, sie können nicht helfen.

Das Ergebnis der Spielaufnahme durch die DFL nehme ich skeptisch hin, man kann als Fan nun nichts mehr tun. Geht ins Stadion und “feuert euer Team an statt zu meckern” geht nun nicht, was also tun?

Corona stellt uns alle vor Rätsel, Xavier Naidoo ist auch keine Hilfe mehr wie in den Neunzigern, Daumen drücken, beten oder trinken mag helfen, faktisch kann ich nichts mehr tun für unseren VfL.

Wie am 8. Mai um 17.15 Uhr……

17.30 Uhr unterschrieb Holtby in Mainz, Heidel sagte später erst der “Charakter des Spielers sei nicht gut” und holte ihn an den Bruchweg.

Bleibt gesund und dem VfL treu.

Tom,CB`93

Kommentarfunktion ist deaktiviert