Der Blick nach vorne muss ein Blick nach oben sein

Ich weile gerade in der Nähe von Hannover, da wird man noch oft auf das 2-0 des VfL an der Leine angesprochen. Ja, man hätte 6. werden können mit einem Erfolg bei H96, aber einen Marvin Ducksch hatten wir an diesem Tag nicht auf dem Feld, obwohl wir insgesamt leicht besser waren. Wieder mal hat am Ende die Fortune gefehlt, um sich am Ende etwas mehr Fernsehgelder zu erspielen, aber der 8. Platz war dennoch ein sehr gutes Ergebnis in einem Jahr, was sich als mehr als schwierig darstellte. Erst hatte ja Dutt zu spät den erneuten Umbruch gestaltet - und Sesi gab sich überrascht -als der gute Robin die Brocken hinwarf und nicht mehr aufnehmen wollte.

Fairerweise muss man sagen, dass er, Robin Dutt, während des Coronabreaks als erster auf einen Teil seines Geld verzichten wollte, eine Eigenschaft, die einem Silvere Ganvoula angeblich komplett fehlte. Zu Beginn der Saison wirkte das Team weder als Mannschaft, noch wirkte es sinnvoll und homogen zusammengestellt. Kritik prasselte auf den VfL wegen der Leihspielerkonditionen ein und man schwankte zunächst konstant zwischen Platz 14-16. Das war wahrlich nicht schön.

Die Zuschauer, die kamen, wurden nicht verwöhnt, man konnte im Winter nicht ahnen, dass man in April sich nach einem LIVE-Stadionerlebnis sehnen würde, um eine Mannschaft zu sehen, die plötzlich als Team mit Spirit agierte. Die war die größte Leistung von Thomas Reis, der auf Pressekonferenzen nicht den Phrasendrescher oder Denker gibt, sondern sich in der Situation sich auf das Wesentliche konzentrierte - den möglichen Abstieg oder eine unberechenbare Relegation zu vermeiden, die noch bis in den Mai möglich schien.

Aber da half dann auch das Glück dem Tüchtigen. Fußballanalphabet Decarli verletzte sich, Kante Lampro kam rein und -durch Corona, konnten er und Leitsch sich - endlich richtig fit - sinnvoll einspielen. Dann hatte ohne Publikum Manuel Riemann, die Muße nach Fehlern, sich selbst zu verzeihen und nicht zu hadern mit den Pfiffen der Fans. Gamboa, die Nummer drei von Celtic, kam ins Rollen und Danilo ist seit jeher ne Karte. Tesche erlebte eine Renaissance und vorne trafen andere für Blum, Zoller und Bapoh, später auch Ganvoula. Wintzheimer kam auf, Osei-Tutu, geholt für eine andere Position, wurde zeitweise bester Fußballer im VfL-Kollektiv, das der Malocher-Werbung von Tricorp endlich gerecht wurde - und eben nicht nur Anthony Losilla und Patrick Fabian.

Am Ende wurde der Trainer ein wenig zu seinem Glück gezwungen, hatte aber auch genug Autorität im Team und Arbeit reingesteckt, um eben nicht den Homeoffice-Weg von Dutt zu gehen. Der “Neuling” Reis hat sich in seinem Revier frei gemacht von diesen Zweifeln und hat es am Ende deutlich geschafft über dem Strich zu landen.

Der letzte Punch gelang leider nicht, was aber zu verschmerzen ist.

Sesi hatte mit seinen letzten zwei bis drei Verpflichtungen mehr erreicht als zuvor, für mich hat er etwas Massel gehabt, aber vielleicht hat er sich ja auch freigeschwommen aus Hochstätters Schatten, wer weiß.

Zuguterletzt hat der Vorstand einen Umbruch mal wieder mit Licht und Schatten überwunden, gar die Coronapause kreativ genutzt und vielleicht den wirtschaftlichen Bankrott bewahrt (Planinsolvenz) und ja - hier wäre die Stelle über Schalke, Tönnies und die Landesbürgschaft sich mächtig aufzuregen - aber letztendlich müssen wir Bochumer unsere eigenen Hausaufgaben machen.

Sesi machte die erste HA, als er den angeblich auch vom S04 umworbenen Soares verlängerte, und damit die positive Grundhaltung der Fans - nach 11 Spielen ohne Niederlage (plus H96) - mit dem Transfercoup verstärkte. Darauf ist nun aufzubauen, dazu müssen Zuschauer-Einnahmeverluste durch Corona über den Start der Zweitligasaison am 18. September hinaus kompensiert werden.

Der VfL sollte auf ein diesmal eingespieltes Team setzen, eine echte Mannschaft, die man mit gutem Auge verstärkt. Dazu kommen die Baustellen, Scouting, Geldaquise in diesen Zeiten, wo Sponsoren Probleme kriegen und die seit 2017 geplante Ausgliederung.

Eine weitere Baustelle wäre die Stelle eines möglichen Teambetreuers, der die Jungs bei der Hand nimmt und Probleme schneller moderiert. Dazu muss Reis das Problem Bella-Kotchap und Ganvoula so lösen, dass die besten Fußballer auch für den Verein für Leibesübungen zu motivieren sind, was schwer genug ist bei der heutigen Profigeneration.

Es gibt viel zu tun, den positiven Trend seit März 2020 zu nutzen und diese neue Energie für Bochum nutzbar zu machen. Platz 8 wurde erreicht, nun gilt es - darauf aufbauend - mit guten Neuen auf 2-3 Positionen und einer Streichliste von Decarli, Eisfeld über Maier und Celozzi sich weiter nach oben “zu malochen”. Dazu braucht man eben Plan, Spucke und Glück.

Ich bin zum ersten Mal wieder positiv gespannt, was da im Herbst 2020 auf uns zukommt, der Blick nach vorne muss nach oben sein spätestens 21/22.

Tom, CB`93

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