Fair play, loosing the grip, lost

Auf den ersten Blick wirkt das, was heute passiert ist, nur wie eine kleine Überraschung in der 2. Liga. Aber für die vielen VfL-Fans vor dem TV war die Niederlage – vor allem in der Art und Weise - eine richtige Enttäuschung. Der ungeschlagene Favorit aus Bochum verliert in Braunschweig 2-1, vor immerhin 4.600 Zuschauern. Gut, ein Spiel wurde heute gegen uns gedreht und nach dem Mai in Hannover haben wir nun bei der Eintracht wieder in Niedersachsenverloren. Das heißt eigentlich nicht viel. Aber die Art und Weise hat noch deutlicher als das Spiel gegen Osnabrück gezeigt, wir haben zwar eine passable Truppe, aber für ganz oben reicht es mal wieder nicht, dafür fehlt die Konstanz, die Galligkeit und am Ende die Qualität. Und diese Niederlage hat, wie sie zustande kam, auch was mit Arroganz zu tun.
Bochum begann schwungvoll und Meiers Team wirke nicht ebenbürtig zum Start. Die erste Chance gleich und gab Simon Dorne quasi einen Beini und machte sein 3. Saisontor. Das – und sein Tor des Monats – sollten das einzige sein, was für Bochum heute strahlte.

Bochum dominierte die ersten 20. Minuten und der BTSV blieb ohne Chance, die hatte Bochum dafür. Zwei weitere Bälle gingen auf das Tor von Dornebusch. Er und der Wydra hatten Probleme gegen ihre Ex-Kollegen und Bochum hätte aufs 0-2 drängen müssen. Aber so ist Fußball. Da kommt der Gegner vors VfL-Tor und die Roten gucken zu, wie Kaufmann freigeblockt wird und der macht das 1-1 flach ins linke untere Eck von Riemann.

Nun sollte man in der Situation des VfL wegstecken können, wenn man sich den Ausgleich fängt. Aber Bochum ließ sich mächtig beeindrucken und gelb kam auf. Das ist nicht nur einer der Knackpunkte des Spiels, es ist der Knackpunkt des VfL. Kommt ein Gegentor oder eine Umstellung des Gegners, bricht der VfL mental auseinander und verliert den Faden.
Das hieß gegen den Aufsteiger konkret, dass Tesche Fehlpässe am Stück produzierte und die Doppelsechs keine Dynamik ausstrahlte. Das Problem, beispielsweise von den 1848-Leute immer wieder thematisiert, wurde heute im VfL-Spiel evident. Das Mittelfeld war schwach und die Stürmer hingen in der Luft, wobei Ganvoula schon länger wie der coole Rapper mit Goldkette wirkt, der am Strand chillt.
So ging nach vorne nix mehr und der anfangs glückliche 1-1 Ausgleich wurde immer gerechter: so erkämpften sich die Löwenstädter auch spielerisch Vorteile, die Gelben hatten bis zur Pause die Oberhand. War sich Bochum zu sicher oder fehlte das Bayern-Gen in den Spielern?
Nach der Pause änderte Reis mix und das sollte er bis zur 75. Minute tun. Der zweite Turningpoint, war dann eine kuriose Szene in der 60. Minute. Es stand 1-1, noch, beide Teams egalisierten sich, aber Gelb bekam schon leicht die Oberhand. Der Braunschweiger Spieler wird behandelt und Geld spielt ins Aus. Zoller wirft den Ball zu einem Gelben und der macht einen schlampigen Pass zu Gelb. Vorher war es ne normale Fair-Play Aktion, nichts Besonderes. Aber der Gelbe muss nicht so ein Öhrchen spielen. Und Ganvoula, der als Stürmer trainiert ist, solche Fehler zu nutzen, läuft los. Und Dorne, der Wittener, läuft aus seinem Kasten und nimmt den Ball, naja touchiert ihn mit dem Arm außerhalb des Strafraums, also Rot. So sagt es die Regel und so entscheidet der Schiri. Dann Tumulte, denn die Braunschweiger hätten erwartet, dass Silvere nicht losläuft und schubsen ihn weg. Der Videoschiri bestätigt die Rote und Bochums Spieler wollen, dass die Situation irgendwie anders gewertet wird. Fair geht vor, aber was hat der VfL als Verein bei den Braunschweigern denn zu verschenken? Dumm, würde ich sagen, aber gut, ich hab auch nie über Kreisliga C/B hinaus gespielt. Den Freistoß nutzen wir, um den Ball erneut zurückzugeben. Also eine Chance zum 1-2 vertan muss ich mir als Profi sagen lassen. Aber all das wäre zu verzeihen gewesen, hätte man nicht dann wieder gepennt, Gegenangriff Gelb, Rot pennt und Felix Kroos lupft aufs Tor und Riemann hat Mühe, den zu halten. Ecke, und dann pennt ein Verteidiger, Proschwitz macht das 2-1 per Kopf. Der dritte Knackpunkt in dem Spiel an der Hamburger Straße und er Bochum endgültig das Genick. Statt 30 Minuten Überzahl auszuspielen läuft Rot dem Rückstand hinterher.
Nun wechselt Reis in der 74, bringt Nowotny, Pantovic, Eisfeld und Holtkamp….und die Chancen durch den heute blassen Zulj, durch Eisfeld (Riesending) und Novotny bringen nicht mehr das 2-2, weil Bochum zwar nun wach ist, aber dann zu fahrig nach vorne. Spielanteile und Ballbesitz sind nicht automatisch irgendwann Tore.

Verloren hat vor allem Bochums Mittelfeld (hohe Fehlpassquote) plus eine leicht arrogante Attitude,“ wir verlieren hier nicht“ oder mangelnde Überzeugung. Dazu fehlt dann die Präzision im Sturm, wenn das Mittelfeld so langsam und phlegmatisch ist. Hinten muss man dann die Fehler ausbügeln, wenn man so einen gebrauchten Tag hat. Der Defensive gebe ich die wenigste Schuld an dieser am Ende verdienten Niederlage.
Es bleibt dabei, manchmal „schlägt Mentalität Qualität“, manchmal ist zu viel „fair play“- Dummheit und wir blieben eine launische Diva in der Zweiten Liga.
Reis muss dringend einen Plan B entwickeln, sonst ist die Coronasaison 20/21 vorbei, bevor der Herbst zum Winter wird und unsere Träume sind schon heute verwelkt.
Fallen die Blätter, spielt der VfL in Braunschweig, dann verfällt der VfL-Fan in den Herbstblues, der gegen Aue und Würzburg gestoppt werden muss. Aber was heißt das schon.
Die VfL-Fans sind nun erst mal bedient und können den Frust jetzt erst mal ausleben, zu Hause im Partykeller.

Tom; CB`93

P.S.: Glückwunsch nachträglich von Philip von „Tief im Süden“

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