Die Tür stand auf, die Tür flog zu

Was für eine Story, die viele VfL-Fans geskriptet im Kopf hatten: Ein Sieg in Darmstadt vorausgesetzt, eine Niederlage von Fürth gegen Sandhausen ein Tag später und die Wohnzimmerfiegepogoparty hätte fast beginnen können - trotz der dritten Coronawelle und den Einschränkungen in diesen Tagen - eine Möglichkeit der überschwenglichen Freude rund um Bochum. Manche sagen ja sogar, ohne Corona nicht dieses Jahr 2020 und dann eben auch kein Aufstieg 2021. Und die Tür hat gestern der Wind in Südhessen zugeschlagen oder sagen wir eher Dursun und Clemens.
Reis weiß natürlich, dass die Fans rechnen, spekulieren und hoffen. Er wird das Team wie immer auf den Gegner Darmstadt vorbereitet haben und dann liegt es an den Spielern auf dem Rasen das umzusetzen.
Thomas brachte wieder Soares und Shooting Star Bockhorn spielte zunächst für Blum, Drewes natürlich für den operierten Riemann.
Anfang hatte seine Lilien wie in den letzten Spielen hinten viel kompakter eingestellt und auch der VfL in Rot begann kompakt. Dadurch hatte sich Tusche im Skystudio umsonst schick gemacht. Er hatte ein 3-3 getippt und die 3 Gegentore sollten es gegen den VfL auch werden. Insgesamt lässt sich festhalten kassiert Bochum zu viele Tore, ein Problem im Aufstiegsendspurt.
Aber so fing das Spiel nicht an. Darmstadt hatte sich auf der Baustelle Böllenfalltor hinten eingeigelt und Bochum lief sich fest und kam nicht durch. Das Duelle Dursun Zoller war zu dem Zeitpunkt keines. SVD98 spielte hart trat Zulj und versuchte uns wehzutun. Aber darunter litt eben auch das Offensivspiel der Hausherren, Chancen blieben Mangelware. Aber das galt auch für Bochum. Die Lilien nahmen Bochums Besten in zwei Ketten, die Luft zum Atmen, rannten, störten und foulten. Gesunde Härte schmeckten ZZ Top nicht, Zoller und Zulj waren an dem Tag zwar bemüht, aber es blieb erfolglos. Zulj riskierte mal einen Schuss, Holtmann einen Sprint, immer passte ein SVD98er auf, immer war ein Hausherr etwas schneller.
So blieb es beim 0-0 zur Pause und Manuel Riemann hätte ja laut Interview mit dem Remis leben können. Für Bochum bestand aber in der 2. Halbzeit die Möglichkeit, das Tor zu Bundesliga weit aufzumachen. Und der Willen, die Fokussierung und Konzentration waren lange da, auch wenn es nicht gut aussah. Der VfL zauberte nicht aber hatte die beiden Anfangsphasen optisch im Griff, ohne vorne zwingend zu sein. Einer der wenigen Mängel des vfL ist, dass man sich zu wenig Torchancen herausspielt, die andere ist, dass wenn man die Ordnung verliert, zu viele Gegentore kassiert. Und so sollte es Robert Tesche sein, der das 0-1 machte, diesmal nicht per Kopf, sondern mit einem Schuss. 0-1 und nun hatte man ab der 74. Minute Zeit zu träumen als Fan und das dauerte ganze 5 Minuten, immerhin länger als mancher Sex. Diese Minuten waren daheim schön, aber der eingewechselte Kempe machte den Pass, der zum 1-1 führte und das Spiel eine Wendung gab. Hatte Bochum zuvor vom Aufstieg geträumt machte Dursun sofort das 2-1 im Anschluss und Bochum war nun geschockt, ähnlich wie 98 im Hinspiel. Dazu kam die vermutlich schwere Verletzung von Blum an der Achillessehne und ein Fehler von Drewes zum 3-1, wieder durch Dursun. In 13 Minuten waren 4 Tore gefallen und Bochum hatte 5 Minuten die Tür zur Bundesliga weit auf, sie war nun wieder zugeschlagen. Das war für mich und sicher viele andere VfL-Fans ein Schock, weil man so kurz davor war, ein perfekt eingeschüttetes Weizenbier und dann viel das Glas herunter. Bitter.

Bochum hat nun zwei Wochen Pause und muss dann gegen Regensburg zu Hause ran, eine neue Chance. Ohne Riemann, ohne Blum wird es nicht leichter und der Druck von dem “wir dürfen das jetzt nicht am Ende verspielen” nimmt zu, die Mahner des zu früh “zerteilten Bärenfells” werden sich melden.

Normal hat Bochum drei Spiele gegen den Jahn, den Club und Sandhausen. Normal gewinnt dieses Team 2 von 3 Spielen, aber was ist dieses Jahr schon normal, frag nach beim HSV.

9 Niederlagen sind viel für einen Spitzenreiter und 3 Gegentore pro Spiel darf kein neues Standard werden. Und Bochum muss auch besser spielen als gestern. Das war über 90 Minuten noch durchaus ausbaufähig.

Kaputt ist gestern auch nichts gegangen, aber in Bochum brauchen sie künftig aus verschiedenen Gründen mehr Beatmungsgeräte.

Tom;CB`93

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