Der Blick in den Rückspiegel, der Blick nach vorn.

Auch vorletzten Samstag nach dem knappen 2-3 in Union Berlin war die Freude der Bochum-Fans riesig groß. Das Saisonfinale mit zwei Siegen gegen Bielfeld und Dortmund stellte ein Finale furioso dar mit happy end. War das geil!

Der Blick zurück in den blau-weßen VfL-Spiegel ist diesen Sommer einen wunderschöner. Der VfL ist als Neuling 13. der Bundesliga geworden, hielt somit die Klasse und seit etwas mehr als zwei Jahren blickt man als Bochumer hochzufrieden auf die jeweilige Tabelle. Dieser blau-weiße Flow läuft seit Februar-März 2020 an der Castroper Straße 145 fast perfekt durch.

Es ist fast viel zu schön, um wahr zu sein als Bochumfan. Wenn man nach den Ursachen für den Aufschwung sucht, findet man nichts Genaues nur viele Ideen: Corona, Sesi und Thomas, Ilja, Konstantz, das pure Glück, die Stunden des Siegers, Bodenständigkeit, Zufall, Bestimmung, ist going by the book? Die Wahrheit ist ja wie immer, den Blick ihn die Zukunft ist schwierig, selbst für Yoda. Bleibt Reis? Geht Sesi? Wer ist der Mastermind der nächsten 4-5 Jahre, Villis, Kaenzig, Reis oder Sesi?

Nun, ich persönlich kenne den Grund des Erfolges der letzten 2 Jahre nicht wirklich, habe keine Ahnung und daher weiß ich auch nicht, warum wir wen abgeben sollten und wen halten. Ein stabile Gerüst auf allen Ebenen wäre schön. Und wer geht, der uns fehlen wird? Sicher, Leitschi, warum nur Mainz? Dann Polter zur SGE, warum nur für eine Million? Das sind so Fragen, die man sich stellt! Geht Sesi nach WOB? Kann man dem Thomas einen ganz langen Vertrag geben, geht er nach Schalke? Und kann man diese Geschichte fortschreiben, wenn man alles irgendwie mit Einschränkungen zusammenhält. Und wird Losilla noch mal ein so tolles Jahr machen, ist das Verletztenpech weiterhin weit weg von uns?

Wir sollten nicht in Panik verfallen, auch wenn das Vergangene noch so schön war.

Also, sagen wir mal, Leitsch, Polter, Bella Kotchap, Pantovic und Holtmann wären weg, dazu die Leihspieler Rexbecaij, Löwen und Stafylidis, wen muss man holen, um 2023 noch stärker zu sein als 2022? Das muss man, denn Hertha/HSV, Werder und Schalke kommen für Bielefeld und Fürth in die Bundesliga, das wird logischerweise ein hartes 2. Jahr in der Bundesliga für den VfL Bochum von 1848. Und das zeigt ja das Beispiel Bielefeld u.a., das 2. Jahr killt einen schnell, wenn man das, was im ersten Jahr klappte, plötzlich nicht mehr klappt, siehe z.B. VfB Stuttgart.

Dann ist man ganz schnell nicht mehr der sympathische Underdog für die Medien, sondern als 18. der Looser, die graue Maus, uninteressant. Und dann sind natürlich die Dinge, die traumhaft klappten eine Mühsal und dann stellt sich die Frage, wie kommt man dann da unten raus? Und wer bildet die Achse des Erfolges? Ok, Hofmann kommt, wer noch?

Eine umgekehrte Idee wäre, den Kader richtig zu verstärken, aber wo soll das Geld her kommen? Die Frage nach einem Investor stellt sich für den seit fünf Jahren ausgegliederten Verein vor diesem Hintergrund genauso, wie die Frage nach einer Kapazitätserweiterung des wunderschönen Ruhrstadions, denn 25.000 Fans sind gefühlt 10.000 zu wenig. Aber vielleicht ist auch die Erfolgsformel, garnicht sich in wilden Plänen für die Zukunft zu verstricken! Es kann aber nicht alles bleiben, wie es ist, obwohl das gerade der Garant des gegenwärtigen Erfolges ist. Aber wie wird man jünger, zukunftsfähiger, ohne seine Seele zu verkaufen, ein arabisch-russischer Sponsor, Stadion auf der grünen Wiese, Stars wie Haarland, Kampl oder Nils Schlotterbeck?

Aber bevor man solche absurden Träume spinnt, muss man die Hausaufgaben der nächsten, der schwersten Saison machen. Man muss mit einer längeren Krise rechnen, man muss 11 neue Spieler integrieren und neue Taktiken ausprobieren, sich wieder neu erfinden, die neuen alten Gegner neu überraschen. Und man hat den erneuten Traum, Klassenerhalt, zur Not als 15. Und ein Abstieg wird immer möglich sein, auch wenn man sich 5 Jahre rettete. Wir sind eben Bochum. Wir bleiben Bochum.

Eins sollte klar sein, ein Einzelner, ein Abgang, ein Transfer, all das kann den Lauf des VfL nicht aufhalten, wenn man jetzt die richtigen Wichen stellt. Aber ein erneuter Abstieg - so realistisch er ist, soll verhindert werden in einer erstarkten Bundesliga.

Ich brauche keine Fantasie für das Ziel, 2023 ist es Platz 1315— und nicht mehr und nicht weniger. Und weiterhin diese Gänsehautstimmung, sie wird es nur geben, wenn wir Fans erneut alles auf null stellen.

Aber freuen würde ich mich natürlich, wenn möglichst viele alte Haudegen blieben, alles für den Dackel, alles für den Club.

Tom, CB’93

P.S.: Gruß an die Blockleser, es macht Spaß für euch zu schreiben

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