Offenbarungseid

Der neue VfL-Trainer Thomas Letsch hatte die Woche zwei gute PKs gegeben, da wählte er sein Team für Leipzig aus und Bochum ging noch zu niedrig 4-0 unter. Und das war noch schmeichelhaft, ein 5-0, 6-0 oder 7-0 war möglich. Rose hatte eine eingespielte Truppe mit hoher Qualität den VfL zermalmen lassen.

Der Trainer Letsch wählte eine mutige Aufstellung mit Goralski, Ordets, Osterhage und Oermann ohne Stöger (!!), Asano; Stafy (verletzt) und Hofmann, in einem 3-5-2 und das ging voll in die Hose. Bochum spielte vor 44.400 Zuschauern in der RB Arena wie “das Kaninchen vor der Schlange”. Eine unterirdische Leistung einer nicht eingespielten, nicht fitten und harmlosen Mannschaft bei einem eingespielten Topteam der CL: das Ergebnis war sehr, sehr vorhersehbar.

Timo Werner traf nach drei Minuten den Pfosten und die Räume, die sich für die Sachsen boten waren riesig und sollten groß bleiben, keine Kompaktheit - wie gefordert - war zu sehen, auch wenn der neue Trainer per Aufstellung Beton angerührt hatte. Und die Verwirrung der Bochumer Spieler, die die Systemumstellung nicht rafften, wurden in den Neunzig Minuten des Spiels nicht weniger. Der neue Chef-Trainer hat die Verunsicherung des Teams eher noch gesteigert, da hatte Butscher gegen Köln mehr erreicht, auch wenn der sächsische Gegner individuell gestern stärker wirkte als Billo-VfL. Aber der Wechsel Tedesco-Rose hat auf den ersten Blick mehr bewirkt als der Wechsel Reis-Letsch.

Bochum war immer zu spät, kam gar nicht in die Zweikämpfe und wenn zu spät, ungeschickt und der Gegner nutze die Räume gnadenlos, die sich ihm boten.

Timo Werner, der Blindfisch der Nation durfte zwei Tore machen, also müsste sich Hansi Flick eigentlich für unsere Aufbauarbeit vor der ungeliebten WM in Katar beim VfL bedanken. Also wir Bochumer liefern dem DFB Talente und bieten Aufbauhilfe für Leute wie Sane’ und Werner, VfL 3.0.

In der 15. Minuten machte T. Werner das 1-0 oben rechts in die Ecke, die VfL-Defensiven wirkten überfordert, vor allem Gamboa, Ordets und Oermann, aber auch Horn und Soares. Aber die Spieler, wo man zuletzt unter Reis spekuliert hatte, dass man sie nicht erreichte, waren einfach wirklich sehr, sehr schlecht und gestern wiederholt zu langsam und einfach nicht wettbewerbsfähig. Der Matchplan ging nicht auf.

Die 500 Bochumer Gästefans im Block der damit teilboykottierten Leipziger schwiegen einfach nur noch (die aktive Fanszene fehlte dem VfL da!), man konnte sich daher gut unterhalten, lieben Gruß an den Bad Hersfelder mit Tochter und den Bamberger VfL-Fan mit seinem Sohn. Aber sonst null Atmosphäre in der Schüssel.

Dass Bochum das 2-0 per Elfer kriegte, das Nkunku traf, ist schon fast ein Klassiker für uns Anna Castroper und wieder mehr als ärgerlich. Riemann war in der richtigen Ecke - und das 2-0 war eher zu wenig zur Halbzeit als zu viel -und man hatte ganze 20% Ballbesitz, da fühlte ich mich als Gerther 11er an meine alte 3. Mannschaft in den Nullerjahren erinnert, die ähnlich performte, allerdings war “das Verlieren” damals billiger.

Zur Halbzeit kamen endlich Stöger, Antwi und Hofmann, der sich im Anschluss bewegte wie jemand mit Günter Delzepich-Gedächtnisorden oder Bali, der Bär, nur ohne die Torgefahr, einfach peinlich auch die Einzelleistungen von Zoller bis Hofmann. Man weiß bei einer echtem Halbzeitkritik garnicht, wo man anfangen und aufhören soll, Gesamtnote ungenügend.

Es änderte sich ein klein wenig, weil Bochum sich nun traute, mehr nach vorne zu tun, das heißt, in diesem Spiel in der 2. Halbzeit zwei magere Torchancen anstatt 0, zero, nada, in der ersten, aber wie zumeist null Tore für den VfL Bochum. Die letzten Siege gegen Dortmund und Bielefeld scheinen Äonen Jahre und drei Sommer her zu sein - in den Köpfen der VfL-Fans. 5-23 Tore, das ist einfach gar nicht wettbewerbsfähig.

Bochums Awayfans ertrugen ihr Schicksal mit Langmut und gingen zumeist schweigend aus der 50.000 Mann Arena, die als altes Zentralstadion mal 100.000 Zuschauer fasste. Sonst alles sehr groß und steril, aber die Leute nett.

Timo Werne staubte in der 2. Hz. zum 3-0 ab (wieder kriegte Bochum einen zweiten Ball nicht!), damit war nicht nur die Messe gelesen in der Messestadt, sondern es drohte auch ein Debakel wie sonst nur gegen die Bayern. Der vermeintlich zweitbeste Kader der Bundesliga im Franchise der Red Bull AG zeigte diesem VfL-Team auf, dass es so in der ersten Liga nichts zu suchen hat.

Man hat z.B. drei Elfer verschuldet und kriegte 2, man bleibt bei 15% Chancenverwertung und hatte 26 Prozent Ballbesitz in Halbzeit eins!

Was Letsch, Sesi (im Geiste), Fabian, Kaenzig und Villis in den kommenden Wochen zu erklären haben werden, scheint gigantisch zu sein. Die Stimmung der VfL-Fans nach dem Schlusspfiff kann ich euch nicht schildern, ich war nach dem 4-0 durch Nkunku weg (Kirmes!) und der Elfer zum möglichen 5-0 wurde verschossen und das war auch schon fast egal, dass wir öfter zwei Elfer in einem Spiel verschulden und diesmal wäre sogar eine Rote und ein Elfer mehr möglich gewesen, ohne Witz. Peinlich!

4-0 und man muss sagen, der VfL absolut desolat und in dieser Form total abstiegsreif. Der schöne Traum nach drei Jahren mehr als vorbei und die Scherben halten bald Gericht, wenn es doof kommt. Rentsch hat schon angefangen - wie einige Fans - Villis anzuzählen. Und da er auf Pressekonferenzen lieber das Mikro weitergibt, wird vor dem Hintergrund der Resultate der Druck wachsen.

Zum Ende des Spiels war ich schnell mit der Tochter schon auf dem Rummel nebenan und ich fuhr nun zum zweiten mal Geisterbahn, aber das machte dann Spaß. Man traf selbst da ratlose VfL-Fans, was soll man auch sagen. So tut es nur weh.

Man muss hier auch gar nicht mehr schreiben, wie verdient der Sieg der roten-weißen Bullen oder die Niederlage von uns blauen Bochumern war. Man kann noch erwähnen, dass wer das Stadion kinderfreundlich nennt, noch nie mit Kindern in diesem Stadion war. Es war alles so ultrariesig und man kam sich trotz der 44.400 Zuschauer verloren vor, was natürlich auch am Spiel des VfL lag. Riesengelände, eher American Football als dt. Fußball, by the way, dazu ein Kiddies Club, wo man nur reindarf, wenn man die Daten des Kindes abgibt, Eintritt ins Stadion nur über App.

Die Leute in dieser sehenswerten und lebenswerten Stadt sind wirklich nett, die Stadt bietet viel, das Franchise aus Salzburg, braucht nur der, der im Leben noch mehr verloren ist als der VfL gestern bei einem Bundesligaspiel. Beides macht zur Zeit wenig Sinn.

Die Leute des Gegners werden künftig nach einem Sieg gegen Bochum einfach sagen, “es war nur Bochum” und das ist der eigentliche Beinbruch.

Nun kommen Frankfurt und Stuttgart - and we shiver in our panties.

Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber meine ist seit Samstag zumindest deutlich weniger geworden.

Tom;CB’93

P.S.: Wir hätten uns vor der Saison nicht so viel Zauberstaub in die Augen streuen lassen sollen!

Kommentarfunktion ist deaktiviert