Blau-weißer Sekundentod

Es läuft die 91. Minute im Olympiastadion und Hertha führt knapp 1-0. Die Stimmung unter den 60.000-Hertha-Fans ist noch gut, aber nicht zu euphorisch. Dann eine Ecke von Stöger - und Keven Schlotterbeck ist kurz mutterseelenalleine: er köpft den Ball ein und nun rennen alle Spieler, Ersatzspieler, der Trainer auf die 10.000 Bochumer im Olympiastadion zu: Eine Befreiung, der Druck fällt kurz ab, der Rest ist Jubel. Die andere Seite des Stadions in Schockstarre, einfach Stille. Eine echte Endoffensive der Hertha gab es die letzten 2 Minuten nicht mehr, Berlin-West ist nach vier turbulenten Jahren abgestiegen, nur noch Köpenick ist erstklassig. Das ist schon bitter, dazu Finanzprobleme, Orientierungslosigkeit und möglicher Lizenzentzug.

Es flogen Ultra-Fahnen, es knallten Böller, aber es blieb relativ ruhig. Noch …. Derweil hatte Bochumskurve eine Pyro-Gesangs-Party, die für den Punkt, der am Sonntagabend zu wenig sein sollte, fast es etwas zu viel war. Letsch warnte zurecht vor überbordender Euphorie und er weiß natürlich, dass mit Bayer Leverkusen ein schwerer Brocken vor dem VfL Bochum - am letzten Spieltag - liegt.

Dabei hatte Bochum die erste Chance durch Hofmann und hätte früh 0-1 führen können, was vielleicht dem Spiel eine andere Wendung gegeben hätte: so kam Hertha mit Capitano Boateng und Jovetic, mit Richter und Lukebakio sowie Toussart. Das brachte Bochum in die Defensive, aber Bochum spielte mit Leidenschaft als Team und verteidigte auch so.

Der Lukebakio hatte seine erste Chance und machte das 1-0 nach 19. Minuten. Aber der VAR (Perl) zeigte ein Ziehen an Ordets, Brych nahm das Tor zurück und es stand weiter 0-0.

Bochum hatte eine Chance durch Antwi und auch der Manu muss gegen Lukebakio das 0-0 zur Pause retten. Bochums Fans sind etwas leiser als zu Beginn, aber immer wieder lautstark zurück, wenn es das Spiel hergibt. Man geht mit 0-0 in die Pause, das Remis ist verdient. Asano und Hofmann hätten das 0-1 machen können, es war so ärgerlich wie die Einlasskontrollen am Coubertinplatz.

Bochum kommt aus der Pause und sieht sich einer Herthaoffensive der letzten Chance gegenüber. Klar wenn man Bochum besiegt, mit dem neuen alten Dardai, fährt man mit Hoffnung nach Wolfsburg.

Bochum ist wieder etwas zu passiv in dieser Phase und hat dennoch ein Riesending durch Asano. Aber für die Führung ist Bochum dieses Mal der Herthagoalie zu gut.

Ibn der 64. Minute ist der Supergau real, Hertha macht nach einer Ecke das 1-0 durch Toussart und nun sind die Knie weich wie wachs. Hertha kann nun Kontern und hat einmal Glück, als Bochum den Pfosten trifft. Doch die Berliner haben auch selbst Chancen, sie müssen aus 4-5 Dingern eigentlich das 2-0 machen, aber auch Bochum kämpft nun ums Überleben und hatte Druck. Aber die Berliner machten das 2-0 nicht und dann kam die Nachspielzeit, die Bochum nutzte um das 1-1 zu machen. Herthas Sekundentod war für Berlin grausam, für Bochum glücklich und am Ende doch verdient. Berlin ist abgestiegen und Bochum hat einen Relegationsplatz vor dem letzten Spieltag, aber auch Bayer hat nun Druck, zwei Spieler sind gesperrt.

Die Party war wunderbar, vor dem Spiel, während des Spieles und am Abend. Egal ob Bochumer Botschaft, egal ob Preußisches Landgasthaus, überall fand man Bochumer, die feierten. Aber die Party kann Samstag vorbei sein oder am 5. Juni, in einer möglichen Relegation gegen den HSV.

Aber eins ist auch klar, wir brauchen nun etwas Glück und Hilfe, wir brauchen weiterhin, Kampf, Leidenschaft und Willen.

Tom, Bowlingcommando`93

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