Ich habe geweint - oder warum sich Verrat sich nicht lohnt!

Es war so gegen 17.25 Uhr. Es steht 3-0 für den VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen. 24.500 Fans sind auf Droge “VfL Bochum”und haben den erneuten Klassenerhalt unmittelbar vor Augen: Alle warten auf den Schlusspfiff, Platzsturm und damit das dritte WUNDER von Bochum - 2023.
Thomas Letsch steht am Rand des Ruhrstadionspielfeldes in der Coaching Zone und wird gleich die Früchte seiner Arbeit einfahren. Dann pfeift der gute Schiedsrichter ab: ich sinke im Block A auf die Knie. Es ist vollbracht, es ist vorbei. Da sind ganz viele Gefühle, die tausenden Bochumern durch den Kopf gehen: Endlose Erleichterung, Freude pur, Genugtuung gegen den Verräter und das Abströmen des Drucks. Ein unglaubliches Gefühl oder eine Gefühlsmischung, bei dem ein oder anderen kullerten die Tränen der Freude runter. Die Fans stürmten aufs Spielfeld und feierten nun 30 Minuten den 14. Platz auf dem Rasen, später im Bermudadreieck. Es war wunderbar.

Und es hatte schon toll begonnen: Bei Traumwetter marschierten 3000-4000 Bochumfans von der Glocke über den Kortländer, am Ostring vorbei, den Stadtpark hoch, dann rechts auffe Casse (Café Treibsand!) zum Ruhrstadion. Die Stimmung war zwar sehr gut, wenige wussten vorher, was an diesem Tag passieren sollte. Es sollte einer der schönsten Tage im VfL -Fanleben werden. Es sollte um 18.00 Uhr keinen unglücklichen Bochumer geben.

Bochums Choreo und Atmosphäre war prima, 2000 Leverkusener waren in Rot im Gästeblock. Xavi Alonso hatte sein Team vorbereitet auf die spezielle Atmosphäre im Ruhrstadion und seine Leverkusener grätschten nun so ungeschickt, dass nach 7 Minuten Adli nach Heintz nachtritt. Unfassbar dämlich und der Türöffner für zu allem bereite Bochumer: Saidy Janko, Asano und Ivan Ordets waren gestern nur 2 von 11 Helden, Bochum musste erst mal in der 11. Minute eine Chance von Diaby verteidigen, Janko rettet. Leverkusen konterte, obwohl ein Mann weniger, und Manu war stets zur Stelle, wenn nicht ein Verteidigerbein iM Weg stand. Das Stadion war unglaublich laut und die Spieler in Blau warfen sich in die Schlacht. Leverkusen marschierte Richtung Bochumer Tor.

Aber es war die Emotionalität der Spieler von Bochum, die nun den Unterschied machte: Asano setzt sich auf der Außenlinie gegen Frimpong durch, flankt rein und Förster macht per Flachschuss das 1-0. Das Stadion bebt. Nun war Bochum auf einmal 14. und zum ersten Mal träumte man von der direkten Rettung und nicht mehr die Relegation. WOW.

Aber dennoch kamen die Pillen, sie wollten wirklich unbedingt gewinnen, weil man sich nicht auf die abgestiegene Hertha verlassen wollte. Diaby wird z.B. durch Masovic gestoppt, aber Bochums Defensive, oft Prügelknabe, ist heute Prunkstück der Festung Ruhrstadion.

Dann ein Steckpass auf Asano, der fast frei vor Hradecky auf halblinks, knapp vorbei. Schade. Aber die nächste Chance des Japaners sitzt: Stögerecke, Takuma frei for allen und das 2-0 durch Asano. Wahnsinn. Das Stadion explodiert und Leverkusens Spieler wirken nun etwas geschockt. Ein Wirkungstreffer des VfL, zumal Bayer 85 Minuten ein Mann weniger ist. Bochum geht vor der Pause aufs 3-0, während Leipzig und Gladbach führen.

Hofmann hat Chancen, Antwi ist unermüdlich, aber es geht 2-0 in die Pause. Soll das Wunder heute geschehen, am 27.5.2023?

Nach der Pause erst mal die Chemiestätter, obwohl kein Trainer gewechselt hat.

Aber klar, die Offensive von Bayer ist erste Sahne und sie mussten nun angreifen und aufs 2-1 gehen. Aber Bochum kämpfte mit 11 Mann und dem Publikum im RÜCKEN, nie kam Bayer durch. Bochum zeigte eine Emotionalität, setzte die Vorgaben des Trainers um, eine Stadt steht auf.

Bayer 04 kämpft nun auch giftiger, aber kommt einfach nie richtig durch, Ecken, Halbchancen, Spielanteile ja, aber nie den Punch.

Der VfL Bochum überwindet den kleinen Hänger nach der Halbzeit und es kommen Zoller und Bronschinski.
Es ist die 86. Minute, die Minute der Entscheidung, da nun wieder Leipzig, immer noch Gladbach und sogar Hoffenheim führen.

Ein erneuter genialer Steckpass auf Stöger, der überlupft Hradecky, 3-0. Drei zu null. Ich weiß nicht genau, weil mein Handy kaum Akku hatte, aber da war der BVB kurz Deutscher Meister. Schalke war mit Hertha quasi abgestiegen und die Bochumer Festtage zu Pfingsten 2023 konnten beginnen.

Um 17.25 flossen dann Tränen und es gab Jubel: gut das Bochum eine Nummer kleiner ist Schalke, sonst hätte ein anderer Thomas gejubelt, mit einem Sieben Meter Schalke Emblem. Tja, die Emotionskönige im Pott waren nur die Bochumer, nicht Dortmund, nicht Schalke.

Das war zuviel des Guten, aber wenn Gott das so will, was will man machen.

Die Moral des Ganzen. Eine Stadt, tausende Fans und ein kluger Trainer holen mit Team und Stab die Karre aus dem Dreck, die Sesi und Thomas R. hinterlassen haben.

Verrat wird am Ende nicht immer belohnt.

In diesem Sinne, ich habe uns weinen gesehen im Fernsehen- vor Glück.

Glückwunsch an den FC Bayern zur 11. Deutschen Meisterschaft in Serie.

Tom;CB’93

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