Follow your team to the bitter end!

Nachdem die Vorrunde mit den Orten Klagenfurt und Wien in Österreich absolviert war, konnten Patient, Wuppec, Dirk, Benny und Co. entspannt nach Hause fahren, der erste Teil der EURO 2008 war als Pflichtaufgabe erfüllt. Der 60er Vilgi und die Stuttgarter Gruppe stellten die besten Feierpartner dar am Wörthersee. Drohnie, Kai, Jochen blieben zwar beim Turnier ebenso wie Olec, Sven “Schappi”, Jörg S. und seine Freundin, mußten sich aber 850 km entfernt nach Basel zum Viertelfinale durcharbeiten, wo der Favorit Portugal wartete und überaschend mit 3-2 abgefertigt wurde, das beste Spiel des Turniers, bei dem auch die Kurzfahrer Olli K. und Bernd vor Ort waren, dank des zusammengebrochenen Schwarzmarkts gabs da auch mal billige Tickets, nicht wie gegen Polen und Kroatien Tix von 200-500 Euro als Startvorgabe. Damit war nun auch in Deutschland die Euphorie dar für den von Jogi Löw ausgerufenen “Gipfelsturm”, den ich auf der PSE 3 mit EURO 2008 nur an der Konsole und am TV mitgemacht hatte bis dato. Es juckte und kribbelte wie immer bei den Jungs zu sein.

Mit dem Beginn der Sommerferien begannen die Halfinale in Basel und Wien, Deutschland musste sich mit der ersatzgeschwächten türkischen Elf auseinandersetzen, wo Hamit, mein sprachgehemmter Freund, Altintop, Regie führte. Die Tickets waren heiß begehrt und so freute ich mich tierisch eine Karte zu haben, auch wenn einem dass nicht jeder gönnte. Ich fand Basel-City nett, die Stadt war geschmückt und vom Quartier in Bad Krozingen brauchte man nur 60 km und eine Vignette dorthin. Die Deutschen in der Stadt machten Paddy und die türkischen Fans gehörten ob der Ticketpreise nicht dem Prekariat an, dass einem schon mal auf den Sack gehen kann. Einige machten Public Viewing am Baseler Rathaus, einige versuchten bis zuletzt Tickets zum fairen (?) Preis zu kriegen, aber es war schon hart an diesem sonnigen Mittwochabend, Tickets auf dem Schwarzmarkt zu kriegen. Viele glaubten an Verhältnisse wie beim besten Deutschen EM-Spiel gegen Portugal, aber 10 Euro kosteten schon zwei alkoholfreie Carlsberg Bier im St. Jakobspark.

Die Sicht stellte sich als brilliant heraus, man konnte toll sehen, wie die Deutschen 25 Minuten passiv blieben und völlig verdient 0-1 zurücklagen, ein 0-2 wäre möglich gewesen. Die Präsesfrau der Treuen und der sich rührend um die Bochum-Fans kümmernde Ralf Zänger standen mit uns und litten mit. Doch Poldi und Schweini schlugen überraschend zu und das 1-1 fiel aus dem Nichts. Aber es wurde nur etwas besser in Halbzeit Zwo und die wenigen Türken machten mehr Stimmung als 15.000 Deutsche in der schweizer Chemiemetropole Basel. Die Zweikampfwerte fand ich schlecht, wie schon gegen die Kroaten, und später auch gegen die Spanier war oft weit vom Gegenspieler weg und kam in der Defensive ohne gelbe Karten aus. Die Abwehr, besonders Metzelder, wirkte schwach. Dabei war fast jeder zweite Torschuß drinnen, weil Rüstü genauso blind war wie Riccardo von Portugal. Das 2-1 für die Adlerträger fiel dann auch durch Klose per Kopf, weil der Torwart völlig unmotiviert herauskam und ein richtiger Schnappnix ist. War das der Sieg? 

Das hätte gereicht, doch Lahm, Metze, Mertesacker und Lehmann schauten nur doof zu und der ätzende Sentürk machte das 2-2 und bekam von mir dafür den Mittelfinger - ein Arschloch wie Salvatore Gambino. Doch Lahm machte das last-minute 3-2 und die Party im Stadion begann, nun, das Transparent “Wien ist unser Ziel” wurde enthüllt und “ihr fahrt nach hause”. Happy end!

Also doch noch alles gut in diesem Halbfinale, gegen Russland oder Spanien hätte man so verloren, auch gegen die Kroaten, aber es war die 13. Finalteilnahme eines deutschen Teams. Respekt -soviel hat international nur Brasilien. 

So aber war man Sieger und Hamit guckte “ganz traurig”. Der Rest war Feiern, ich mußte mit Coach die anderen vom COMMANDO verlassen, da mit Tanjas Vater und Bruder zurück für die Nacht nach Deutschland nahm, wo ich Donnerstags chillte, bis die Spanier als Endspielgegner feststanden. Ey, caramba.

Der Tag wurde zweimal im Cafe Z genutzt (guter BIO-Rotwein aus France) sowie im sonnendurchfluteten Freiburg, das mir als Auswärtsfahrt ebenso fehlt wie Rostock im Sommer. Am nächsten Tag ging es über Basel nach Zürich, wo wir bei 28 Grad den Zürichsee genossen. Weiter ging es zur Grenze nach Österreich, bis nach Oetz im Oetztal, wo wir jedoch keinen Zwischenstopp machten, sondern weiterfuhren nach Innsbruck. Der Robin T. war dort stationiert und arbeitete im Auftrag des Kapitals eifrig und bemüht vor der malerischen Alpenkulisse. Wir kriegten erst mal die Panik, weil Wien voll war und man nicht auf der Strasse schlafen wollte. Das Hotel der anderen wurde mitgebucht und man pennte dann in einer Jugendherberge im Hochhausghetto von Insbruck.

Die Altstadt hingegen war superb und man konnte das EM-Feeling genießen, wobei die Östereicher das Public Viewing überdimensioniert hatten. Österreich und die Schweiz sind anders als Belgien und Holland und Portugal bei den vorigen EMs keine Fußballländer. So konnte man wieder gediegen Weinschorle schlürfen, doch die erste Abrockung war Samstag in Wien angesagt.

Man schoppte noch kurz in Linz, um dann nachmittags Wien zu erreichen, wo die anderen schon im Weindorf Grinzing verweilten. Es wurde ein geiler Abend mit Jochens Vogelbeerschnaps und der Rückweg war dann Filmriß nach 8 Litern Wein für 5 Leute. Kai, Drohnie und der Koblenzer zauberten noch bis 6.00, ich war schom um 24.00 bedient. Hab wohl noch Schappi an der Hotelbar getroffen, aber über das niveauvolle Gespräch kann man nur spekulieren: Ging es um den Chemieergänzungskurs bei Herrn Herscher? Man kann nur spekulieren. Olec jedenfalls bekam keine Info mehr aus Herren Scharpenberg heraus.

Der Tag des Spiels begann verkatert und ohne Frühstück so gegen 12.00, wie es sich für Leute gehört, die bis 6.00 zaubern. Dazu kamen dann Coach, Faxe und Schland, Mani war über Nacht mit Olec angereist. Wir fuhren zum Stephansdom, wo mit Karten gedielt wurde, ich hatte tatsächlich eine Finalkarte, das war unwahrscheinlicher als der Wiener Operball oder die Festspiele in Bayreuth. Das war die reine Freude. Bei Kaiserwetter ging es zum Prater, wo mit Fuest die F95 dazustießen. Wo blieb 09-Carlos und wo Sechziger Vilgi? Naja, wir wuchsen auf 12-15 Leute an und heizten den Ösis, die das 4 Trikot des Turniers anhatten, mächtig gesanglich ein, vor allem auf der Bimmelbahn und im Schweizer Haus. Schnäpse, Gespritzer und Bier hatten für Regenaration gesorgt für die müden Krieger, für einige war es das 6. Spiel, Drohnie hatte sogar ne Serie vom EM-Endspiel 1996 bis zum Endspiel 2008, alle EM-Spiele ohne Pause gesehen zu haben. Hut ab.

Doch was zählte war nur der Cup und ein Drittel der spanischen Fans sollten im Ernst-Happel-Stadion Ösis sein. Leider waren wir nur 10 Minuten frisch, Klose vergab die Chance zum 1-0. Spanien wurde stärker und beherrschte das Verschieben perfekt, ein Patzer von Metze bedeute fast das 1-0, das dann durch das Missverständnis von Lahm und Lehmann echt fiel. Leider galubte das DFB-Team wieder ohne gelbe auszukommen und das spanische Mittelfeld stellt uns so zu, das erst in der 63. Minute Ballack zur Großchance kam, Schweine und Poldi waren alleine auf weiter Flur, Schneider fehlte sehr. Das 2-0 hätte fallen können, Roberto - die Italotuke - Rosetti gab ne Rote für Silva nicht, so konnten die Spanier auch noch foulen und wir zogen zwar etwas an, aber auch Gomez und Kuranyi konnten die Wende nicht herbeiführen. Das 1-1 hatte Klose auf dem Fuß, aber klar, der Spagetti lies es nicht zu, das wir unverdient zum 1-1 kamen.

Olec und ich schwänzten draussen die Siegesfeier, bis wir das Feuerwerk sahen, die ganze Show um das Spiel ist eh nix für mich. So verliessen wir den Ground, gingen am Schwedenplatz ins Krah Krah und dort sollten uns Ösi wanna-be-models verhöhnen - wer öfter vor die Tür geht tritt auch öfter in die Scheiße.

Es war wohl nicht mehr drin 2008, Vize-Europameister, weil die Mannschaft viele Spieler ausser Form hatte und der Fightgeist nicht immer stimmte, dazu Bayern das Stürmertriplett irritierte und dann kamen die ganzen Verhöhner aus ihren Löchern, aber als Bochumer weiß man ja, Schadenfreude ist das einizge der Habnichtse, um das Leben ohne Spaß und Triumpf zu ertragen.

Tom, CB’93

 

Kommentarfunktion ist deaktiviert