Hauptsache das Banner der Brigade Wichtig hängt

Wenn wir über die 1-3 Niederlage der Bochumer am führen Sonntagabend gegen die Frankfurter Eintracht reden, reden wir über nicht nur über 90 Minuten prallen Fußball, wir reden über 37 Minuten verzögerten Anpfiff, über Geschwindigkeitsrekorde von Bohaye, Götze und über den Santos, über Bros Chance zum 2-2; sondern wir reden hauptsächlich über ein abgehängtes Banner der Brigade Nassau (oder den Ultras Frankfurt), was auf einem markiertem Fluchttor hing und was wiederum überhängt war (das war den Frankfurtern vorab auch so kommuniziert worden!). Wir reden auch ein wenig über tolles Frühlingswetter, 26.000 erwartungsfrohe Fans, die neue Gesangsanlage - und am Ende über null Punkte für den VfL. Wir sprechen beidseitig von den Ultraszenen im Ruhrstadion eingestellten SUPPORT und einen Trainer Hecking, den man grade jetzt eigentlich feiern müsste. Doch der ärgert sich wie gegen Hoffenheim über eine Heimniederlage, die nicht hätte sein müssen. Aber das alte Problem der vier Heimniederlagen, die mangelnde Torgefahr (gegen Bremen, Freiburg und Hoffenheim), hat nichts mit dem Fluchttot zu tun.

Bochum startete gut ins Spiel - und hatte drei bis vier Großchancen und 8-0 Ecken, dennoch gelang das 1-0 nicht. Und wenn es gelang, war es abseits. Bochum spielte beflügelt nach dem 2-3 in München und Frankfurt hatte das 4-1 gegen Amsterdam im Rücken. Beide Mannschaften wollten nach vorne. Aber erst mal waren beide Teams aus dem Rhythmus gekommen, weil wieder mal eine Ultragruppe, das Fluchttor nach innen zugehangen hatte - und das von der Feuerwehr (wie gegen VFB und BMG) moniert worden war. Der Schiri Zwayer weigerte sich daraufhin anzupfeifen und das passierte erst, nachdem Krösche auf die Ultraszene eingeredet hatte, ihr Banner, wie im Vorfeld wohl geplant, doch bitte nicht über dem Fluchttor aufzuhängen. Das wurde nach über einer Stunde nach der ersten Stadiondurchsage gemacht und dann leerte sich der Hessenblock zu Dreivierteln und Bochums aktive Szene im Herzen der Ostkurve solidarisierte sich damit und konnte so die neue Gesangsanlage diesmal garnicht nutzen. Die Mehrzahl der Fans im Stadion konnte diesen solidarischen Schritt nicht ganz nachvollziehen. Es blieb bis zum Ende des Spiels beim Stimmungsboykott der aktiven Szenen plus Banner abhängen.

Das 0-2 war ein schneller Konter der Eintracht und der war kurz nach dem 0-1, einem Umschaltmoment: da war es noch recht glücklich, dass der Gast führte. Doch nach dem 0-2 drohte kurz ein Debakel und Bochum war völlig von der Rolle und es drohte das 0-3, die wohl endgültige Entscheidung im diesem zumeist knappen Spiel. Natürlich zeigte Frankfurt nun, warum man schon in der Hinrunde mal kurz fast Bayernjäger war und warum man wieder an Mainz vorbei will. Man kann schon pölen (Götze, Skiri) und hat extrem schnelle Außen und vorne Ekiteke.

Aber man überlief Bochum auch in der Mitte zu oft und auch nach dem Seitenwechsel, hatte Bochum Mühe, das Ergebnis zu halten. Der VfL kam nicht ran. Hier wäre der Support der Kurve wichtig gewesen und da es Sonntag war, fehlte auch der Fiege Faktor gegen die Binding Szene. Es war heute eben das Momentum nicht da, was in München da war. Dazu war Sonntag und der Rest der Fans schafften eben auch kein Turnover.

Die Bochumer mussten lange Zeiteinem 0-2 hinter her rennen und dabei ein 3-0 für die Eintracht wie im Hinspiel verhindern. Es gelang - und Bochums Hofmann machte das 1-2 eben nicht, daher hatte das Tor bestand und war VAR-aproved. 1-2 geht da noch was?

Bro hatte dann das Riesending zum 2-2 und trifft das Außennetz. Ok, war wohl eh abseits, aber da war es wieder das BroDing. Vermutlich hat Hecking “Bro aus Solidarität mit den Frankfurter Ultragruppen von der Brigade Wichtig” eingewechselt. Mal im Ernst Holtmann wirkte kurz nach der Einwechselung so, als wollte er nicht in die kurzen Sprints gehen. Boadu auch noch nicht ganz fit wieder, was klar war. Masouras außer Form und Bro bleibt Bro.

Das 1-3 in Nachspielzeit (96.!) war der 10. Gegentreffer in zwei Spielen gegen Frankfurt, wo die Restfans im Gästeblock ihrerseits aus Solidarität “Absteiger” riefen. Und Bochums Kurvenmitte schwieg und hing ebenfalls alle Banner ab (bis auf die Blue Hearts). Entscheidend ist aber am Ende, da kackt die Ente. Nein, es war wie gegen Hoffenheim und Bremen sowie Freiburg keine wirklich verdiente Niederlage, aber am Ende eben auch clever von den Gästeteams ausgenutzt. Diesmal spielte Santos den Spielverderber, der unglaublich einen Kopfball von de Wit rausfischte.

Zurück bleibt Bochum mit zwei Niederlagen: die eine auf dem Rasen, die andere auf den Rängen. Über beides kann man in der Länderspielpause diskutieren und wird am Ende mit leeren Händen dastehen, während die Brigade Wichtig immherhin mit drei Punkte als Trost nach Hessen zurückfährt.

Wer hat Schuld? Die mangelnde Torgefahr vor der Fluchttorgefahr. In Leverkusen wird nun alles gut.

Tom, Commando Unwichtig 1993

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