Hoppsheim 2008: 1. mit 150 Millionen, viel Erfolg, wenig Charme!

Das Projekt “Hopp/SAP/Standort Sinsheim” oder “TSG Hoffenheim 1899″ bekam am Sonntag, dann  Montag und Dienstag in der Presse eine neue, positive Note. Nach dem ganzen Hass und der Hähme der Ultras und Fans u.a. vom FCK, Sechzig, Mainz in der 2. Liga, Dortmund, Frankfurt, Köln und Gladbach in der Bundesliga schrieb die Journallie logischerweise viel über den Neid und Hass der übrigen Fußball-Fans gegen das kleine Dorf Kraichgau. Sie, die Blau-Weißen, kommen sich wie das gallische Dorf vor, nur hatte das keine drei Farmdörfer, das anderen Teams die Jugendfußballer (Wildschweine?) wegkauft hat, oder?  Plötzlich hieß es “Hoffenheim Wahnsinn (BILD)” und das “Herbtsmärchen 1899 (KICKER)”, - was eine nicht vorhandene Tradition wie bei 1860 München sugerriert - und alle sprechen darüber. Tatsächlich hat Dietmar Hopp nicht Waldhof Mannheim,Wormatia Worms, FK Pirmasens, Eintracht Trier oder VfR Mannheim (Ex-Meister !) zum Leben erweckt, sondern seinen alten Heimatdorfclub aus der Kreisliga, - was in etwa so wäre, als würde ich SV Gerthe 11 in die Bundesliga an die Tabellenspitze führen - was niemand im Revier braucht und ich auch nie hinkriegen würde, selbst wenn ich wollte. Nur der Südwesten ist dort bei Heidelberg fußballleer, es gibt etwas entfernt den VfB Stuttgart, Freiburg, den 1 FC Kaiserslautern und W. Mannheim in der vierten Liga, dort wo Hoffenheim bis zur Rückrunde zaubert, aber nix von Belang. Eine Fußballdiaspora, die anders als Fortuna Düsseldorf oder Leipzig nicht von traditionellen Fans “belastet” ist, und damit Red Bull Salzburg-Verwirrungen erleichtert. Bei Red Bulls Salzburg wurde ein Traditionsclub umgewandelt, das hat europaweit von den Fans mit Protesten aufgenommen. Dietmar Hopp hat bei aller finanzieller, konzeptioneller und planerischer Intelligenz nie über Fußballkultur nachgedacht. 

Auf der anderen Seite ist das Konzept (das Wohnkonzept zur Spielerintegration) fast so überzeugend wie die 150 Millionen des persönlich zurückhaltenden Sponsors, auch wenn vom Regionalligateam nur Salihovic und der Trainer Rangnick noch da sind. Die Fußball war scho letztes Jahr gut, jetzt ist er toll. Die Stürmer Ba, Obasi und Ibisevic sind zur Zeit heiß wie Frittenfett und selbst der FC Bayern mit Toni, Klose und Poldi kann da zur Zeit nicht mithalten. Aber was hat das mit dem tollen Jugendkonzept zu tun, von dem man immer liest??? Wer spielt da aus der eigenen Jugend?  Das Mittelfeld um Carlos Eduardo und Salihovic ist jung und hungrig und die vermeintlich schwache Abwehr um Torwart Haas/Özcan hat mit Beck und Compper deutsche Spieler (naja fast), die sich für Jogi spannend machen, nicht durch Worte und Egomanie a la Kuranyi, Frings und Ballack, durch tolle Spiele. Dafür kann es auch Lob geben. Doch trotzdem freut man sich etwa auf diesen “neureichen” Club TSG wie in Sardinien auf die Russen mit ihren Eisskulpturen.

Das Konzept von Hopp als Ganzes, die Trainingslehre eines Rangnick/ Peters, das neue innovative Jugendzentrum, das neue 32.000-Mann-Stadion aus Glas und Stahl, all das macht nicht Honeß nervös oder Allofs, wohl aber Clubs wie  Frankfurt, Cottbus, Köln, Gladbach, Bielefeld, Bochum und den Karlsruhern oder auch Mainz, Rostock und Lautern. Da gehen die Emotionen der Anhänger hoch und Hopp ist der Buhmann der Fans, der Sündenbock. “Ein reicher Mann ist nur ein armer Mann mit viel GELD!” und “Hopp du Sau” oder “Dass Dich keiner leider kann, stand wohl nicht in Deinem Business-Plan” waren noch die nettesten Sachen aus den Kurven der Altvorderen. Nur Neid oder stumpfer Hass, wie Bild meint oder der DSF-Stammtisch? Tatsache ist aber auch, dass ernsthafte Kritiker wie Udo Lattek oder Michael Meier (im Anschluß einer Diskussion mit der Wilden Horde) nicht so eine Plattform haben wie die BILD-Zeitung mit ihrem pro-Hopp-Geseier. Sie beweint Hopp-Aversion als quasi “sozialistischen Neidreflex”, der vollkommen ungerecht ist, da Hopp nobel und edel zum Fußball ist. Ein Chefredakteur der Hausverbot erhält, weil er auf den Zwanzigersohn als Kopf der Frauenabteilung hinweist (Fußball-Mafia-DfB?) sind da nur Nebengeräusche, oder? Dabei ist Hoffenheim nicht mit Konzept alleine nach oben gekommen und ist so traditionell wie Halloween in Magdeburg oder das Oktoberfest in Peking. Dass da viele abkotzen, müßte man auch als eine tradierte Einstellung der Fans und Ultras verstehen, die so eine Person wie Hopp genau wie Abramovic oder “den Scheich/die Scheichs2 von Manchester City nicht bejubeln und umwerben wie das goldene Kalb. Allerdings sei auch einem Publikum, das sich neu generiert, erlaubt, den Fußball neu zu entdecken. Aber alternativ wie St. Pauli, Freiburg oder Babelsberg ist Hoffenheim beileibe nicht, daher wird es eher eine eventorientierte Menge sein, die in Sinsheim eine Dauerkarte hat oder haben wird. Die Hoffenheimer, die Mittwoch im Ruhrstadion sind, werden sich weniger für das 4-3-3 ihres Konzepttrainers interessieren, als für die Verteidigung des Spektakels “Hoffenheim”. Man wird sehen wie Ralf Rangnick mit kommenden Stars umgeht. Copado läßt grüßen. Die Tabellführer aus dem Südwesten wollen den verunsicherten Bochumern 2 bis 5 Tore reinhauen und alle jolen dann unisono ”hurra Hoffenheim”. Nur zur Zeit interessiert sich niemand für das “kleine” Bochum, den Gegner, das heuer so grau (und billig) daherkommt wie die alte Asphaltdecke auf der B1/A40. Sestak verletzt und Haschemian, dazu Epalle, Imhoff und Concha, dazu ein Sieg aus neun Spielen, sieben Vorbereitungsspiele nicht gewonnen und die letzten 2 Siege aus 12 Spielen - das ANTI-Hoffenheim sind wir!!! Der VfL Bochum ist Mittwoch am vermeintlichen Tiefpunkt der Krise, die seit März 2008 läuft. Koller hat keine Antwort gefunden und kann sich Mittwoch aussuchen, ob er die Wut auf “FC Dagobert Hoffenheim” haben will oder die Wut auf den stillen schweizer Mißerfolg, den er für viele Fans zu verkörpern scheint. Ungerecht oder logisch? Fußball halt. Wer soll die Wut auf sich nehmen, wenn Ba das 0-2 macht? Wer wird der Sündenbock sein, wenn das 0-3 durch Chinedu Obasi fällt, Oliver Schröder? Oder diesmal Slavo Freier, wenn Gustavo zum 1-4 trifft? Man wird den Fans wieder viel erzählen, aber wenn der VfL nicht die Sensation schafft, wird es ein kalter Winter an der Castroper Strasse. Aber muß man deshalb gut finden, wenn jemand ohne Gespür für die Fußballkultur einen Fan aus Dortmund wegen eines Doppelhalters anzeigen will? Oder glaubt jemand tatsächlich, dass der 19-jährige BVB-Ultra Hopp umbringen will/wollte und daher vorher ein Plakat malt, wo er das ankündigt? Barack Obama muß davor Angst haben, aber Hopp?

Also, ich denke, der Hype um Hoffenheim zeigt beides: den Neidreflex der sozial Schwachen und Bedrohten (je nach eigenem politischen Standpunkt gerechtfertigt oder nicht), aber auch das sensible Gespür, dass Geld nicht alles kaufen sollte, ohne gleich Mitglied der Linkspartei zu sein. Ich hasse weder Hopp als Person, noch Menschen aus Hoffenheim, noch deren Club TSG Hoffenheim 1203. Aber die Entwicklung “Hoffenheim” finde ich einfach ungut und unnatürlich, bei allem was man an Leistung der Verantwortlichen und Spielern gelten lassen sollte.

Ich finde, unser Trainer Marcel Koller hat die Pflicht, endlich die Trendumkehr zu schaffen. Zwei Siege gegen Hoffenheim und am besten So gegen fucking Dortmund und die ganze Wut wäre “gesundes Mißtrauen gegen über Finanzmogulen, Mäzenen, Medienkonzernen und dem ganzen Kladderadatsch des Neoliberalen” und ist besser als der blanke Hass vor dem Fall auf die Abstiegsränge.

Ich mag Dortmund nicht, aber für mich gehören die mehr an die Spitze (und dort 100 MAL verdammt) als dieses neue Kunstprodukt aus dem Kraichgau.

Das ist NUR eine Meinung, aber morgen zählt wie immer  2auffem Platz” und da hat Bochum den günstigen psychologischen Moment, aber auch fast angstvollen Respekt vor der Tormaschine. Tip: 2-2.

Tom, CB’93

 

 

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