GEfickt - oder wie ich meinen Valentinstag nicht verschwendete!

Es gibt so Tage, dafür lebt und leidet man als Fußballfan Monate draufhin. Ich bin im Moment VfL-mäßig sehr abgefuckt und hatte keine rechte Lust auf das Derby, um mal ehrlich zu sein. Außerdem war meine “Ich-seh-die-ersten-zehn-Bochum-Spiele-live”-Serie gerissen, der VfL hatte auch in Wolfsburg vergeigt, die Innenverteidiger Maltritz und Yahia waren verletzt und nun kam SCHALKE mit einem Sieg gegen Bremen gestärkt. Mir war irgendwie klar, das Ding verlieren wir, ich hatte wenig Glauben an uns. Dazu die Standards von S04 und die sichere Abwehr um Neuer und Höwedes, ich dachte echt, das wird nix. Der RE von Aachen nach Hamm ist schon ab Aachen voller “Schalker”, die vermutlich noch nie in Gelsenkirchen-Schalke waren, sondern nur die Arena in Horst kennen und in Köln stiegen so 100 “Schalker” ein. Ich hatte die Süddeutsche und die Bild dabei, um mich nicht zu langweilen. Aber ich hatte die Rechnung ohne SIE gemacht. SIE war die sogar ganz hübsch anzusehende Ikone des Fan Clubs “Rhein-Pott-Kanacken” aus der Südstadt und erzählt nun geschlagene 70 Minuten, alles was so eine Schalkebraut so glaubt, erzählen zu müssen: über Zugklos auf Touren, Heiraten, ihre Piercings, Jungs, Heiraten, Schalke, Schalke, Schalke und natürlich sang sie alle schlechten Lieder, die sie kannte und nannte andere Frauen auch “arschgefickte Schlampen” und ihr absoluter Horror, war, wie sie laut sagte, ”nackt in der Wanne zu sein und ein BVB-Trikot zu tragen” - das hat die nicht nur gedacht- sie hats leider auch gesagt. Mein Horrorgedanke war, SIE dann so sehen zu müssen. Mein Therapeut hat mir geraten in solchen Situationen mit einem souveränen Lächeln zu reagieren, das gelang mir nicht. Nein, ich hatte mir vorgenommen, niemanden anzuschreien und das gelang doch. Sie saß mitten im Gang, so in der Mitte ihrer Peer Group, Ökostudis aus Köln und natürlich hatte jeder der hinter ihr saß “das Vergnügen”, ihren Slip zu sehen und das alles ließ in mir den Gedanken aufkommen, das der Tag kein gutes Ende nehmen würde. Pro Hauptbahnhof kamen 50 Sahnetypen mit S04-Devotionalien dazu, der Valentin war angerichtet. Meine Laune wurde zusehends schlechter, die Olle fragte ernsthaft, ob den die Bochumer eigene Lieder haben oder das gleiche singen wie Duisburg. Man, das war besser als die Tusen auf Einslive O-Toncharts, die “Haben Sie ein Herz für Tiere?” mit “Do you have heart for Tears?” übersetzen. Endlich Bochum-Hbf., endlich aussteigen, doch alle Züge, die ankamen, waren voller Schalker, einige hatten in Anlehnung an die Aktion vor zwei Jahren, als S04 gegen uns und BVB die Meisterschaft vergurkten, Nordkurveregenjacken angezogen, damals waren sie ja die “weiße Wand”. Es war echt bitter durch den Bahnhof zu gehen, es war eine Tortur, aber die Fanaktion floppte. Nicht jeder hatte mitgemacht. 

Ab in den Sportsfreund am Ostring, wo ca.10 von uns waren, auch einige von den Treuen, mit denen wir im Bogestra-Bus zum 1-0 Hinspiel nach GE gefahren sind. da hatten wir Moppel ne Relegation gegen Kaiserslautern prophezeit. Die Stimmung war wie immer ANTI-Ge und noch zaghaft und vorsichtig, die Bochumer sind zur Zeit skeptisch. Einige von uns waren im Parkschlösschen und tranken sich dort in Stimmung mit Fiege. Das Oblomow hatte zu und daher waren auch die Emmericher-Ultras im Sportsfreund, man laberte, trank sich in Stimmung. Auch Ruppi, mein SGW 09 Vorstandsfreund und Ex-Studienkollege, war da und machte die Anti-Schalke-Front komplett. Für viele Bochumer ist und bleibt Gelsenkirchen der Hauptfeind, gegen den alle zusammenstehen. Man ging dann mit 15 Leuten die Castroper hoch und beleidigte die zeckenhaften Typen. Im Block A angekommen, stieg die Spannung bis zum BOCHUMLIED von Grönemeyer. Meine neue Schalkerfreundin hat vielleicht bei dem Song gerade rumgeknutscht, daher kennt sie immer noch keine Bochum-Songs, außer sie hat das “so gehen die Bochumer” nach dem Spiel noch gehört. Vermutlich hat sie die halbe Gästekurve vollgequatscht. Schlimmer als ich die Alte.

Im Spiel sah man von Anfang an eine bemühte Bochumer Mannschaft, die grätschte, ackerte und fightete, aber spielerisch gehörten die ersten 25 Minuten etwas mehr Schalke, die einfach den Ball besser rotieren ließen. Mein Pessimismus hatte noch oberhand, als dann ein Schuß von Fernandes dem Kuranyi vor die Füße gefaustet wurde, der dann keine Mühe hatte das 0-1 zu machen. Spielerisch verdient, von dem Eckenverhältnis und dem Drang nach vorne eher etwas schmeichelhaft für den Favoriten. Man wollte nach oben rutschen. UEFA-Cup ist Pflicht mit der teuren Truppe, wo man Streit, Ernst, Lövenkrands und Co ausgemustert hatte wie bei uns Zdebel. Neueren Gerüchten nach hat er Stunk in der Mannschaft gemacht.

Aber Bochum machte wie gegen Wolfsburg weiter und hielt gegen ein vermeintliches Spitzenteam mit, das allerdings sowohl Arroganz als auch Söldnermentalität offenbarte. Die 12.000 Schalker schwiegen, hatte sie das Ultrasbanner “Euch macht auch Chuck Norris nicht zum Meister” geschockt? Nein, wohl eher der Sachverhalt, dass das verwalten der Führung gegen gut kämpfende Bochumer immer schwieriger wurde und ihr Team pomadig war. Wie schon vor 2 Jahren brachte ein Tor die Wende. Ein Sonntagsschuß, der Bochums Fans den Valentinstag versüßte, vom Ex-Mainzer und Ex-Schalker aus Frankfurt, bedeutete das verdiente 1-1. Verdient weil Schalke nicht nachlegte, nicht genügend tat und Bochums Team wollte. Der Mann des Tages war wie gegen Karlsruhe für mich Fuchs. Gegen meine Meinung hat wohl Koller im Team irgendwie nach Weihnachten den Aufbruch geschafft, denn der VfL lies nicht locker im kleinen Derby und spielte weiter nach vorne. Als Dabro das 2-1 machte, hätte mancher Fan für seine Freundin 20 rote Rosen kaufen können, so langsam war das anzusehen. Eine Ewigkeit, die sich im Block A und der Ostkurve mit dem ekstatischem Jubel entlud und der dann auch guten Support für Kollers Team bedeutete. Einige der sonst leisen Schalker Fans riefen “Rutten raus” und Bochums 18.000 Fans machte das alte 302-Derby nun Spaß, sehr viel Spaß. 2-1 stand es und blieb es. Rafinhia, die alte Zecke, machte eine typische Tätlichkeit gegen Sestak, der geanu wie Klimo leer ausging, aber das ärgerte an diesem Tag niemanden. Nein, bis auf Panderspfostenschuß kam nicht mehr viel vom Möchtegerngroßclub, der immer scheitert, wenn es ans Speck geht. Die Mentalität dieser von Müller und Rutten ist eine Katastrophe, wenn man 60 Minuten nix tut, um zu siegen. Denn nur die letzten 10 Minuten machte Bochum Druck und so siegte endlich einmal der VfL Bochum gegen eine teure Gazpromtruppe. Die weitverbreitete Arrroganz der Anhänger und ein Rafinhia machen dieses Team besonders hassenswert. Das taten wir kund um 17.17 und wir blieben noch 20 Minuten im Block zum feiern. Alle ANTI-GE-Songs wurden ausgepackt und so feirten im Sportsfreund die Treuen, COMMANDO, Ultras und Bo-City den Sieg gegen den Erbfeind aus dem Westen. Und ich meine damit nicht Frankreich, trotz des Löwens an der Kö.

Es war ein toller Abend und zurück fuhr ich ganz ohne Schalker und konnte schlafen und träumen, sogar vom Nichtabstieg gefeiert mit meinen Freunden in Köln. Das wünsch ich mir und bin mir da mit Marcel Koller und Thomas Ernst einig. Das ist unser gemeinsames Ziel - Klassenerhalt, alles andere ist Essig.

Tom, Commando Bochum, Sektion Rheinland’93

 

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