Geschmacksverwirrte

Bei Einslive gabs Karneval eine Anrufaktion, wo Leute ihr lustigstes Karnevalskostüm vorstellen sollten. Ein Typ ruft an und sagt er geht als Geschmacksverwirrter. Der Moderator ist verwirrt und fragt, wie denn ein solches Kostüm aussehen soll. Der Anrufer meint, er ziehe ein Bochum-Trikot über, das sei doch ziemlich geschmacksverwirrt.

Nun das sehen wir Bochumer anders und finden uns in der Rückrunde wieder ziemlich normal, sind halt alle Bochumer Jungs. Ich mußte aus Stadt mit der Dopppelkirche nach Bielefeld reisen und hatte ein gutes Angebot für 49 Euro mit dem ICE je 1,5 Stunden von Köln in die “Karnevalsdiaspora Westfalen-Ost” zum gutklassigen Abstiegskampf Bielefeld-Bochum. Also PDF-Online-Ticket ausgepackt, den Perso und die Eintrittskarte für den neuen Stehplatzblock auf der Alm (Sicht eine Katastrophe), A1 und los geht die Fahrt mit lecker Schnitzeln (und Senf) als Wegzehrung. Doch schon in Wuppertal hatte ich das erste Problem. Ich hatte meine Masteracard nicht dabei (wie gay) und die Bahn wertet das laut ihren Geschäftsbedingungen als dann “ohne gültige Fahrkarte” reisend. Die Diskussion mit der 48-jährigen-Bahnmitarbeiterin brachte wie erwartet nichts, die üblichen Floskeln, aber der Paradehomo hinter mir mit Schnörres und Sonnenbankabbo, sagte dann noch ich solle nicht “so laut sprechen” und ich kam mir nicht geschmacksverwirrt, sondern sehr wütend vor. Fast hätte es ein neues Massaker a la Christopher Street gegeben mit mir als bösem COP. Aber gut, für das momentane VfL-Team gibt man wieder alles - auch eine 75 Euro Fahrentgeldnachforderung und denkt sich, okay, etwas lesen zum Entspannen und Runterkommen von der Palme - und schon ist man da. Mist dachte ich, man mußte dann noch aufs Klo und die Verriegelung des ICE-Dixies kriegte ich nicht richtig rein und so lernte ich dann eine junge Dame mal ganz ungezwungen kennen - wobei sie darauf bestand “nichts” gesehen zu haben.

Das könnte der Schiri, Lutz Arsch, vom Samstag auch von sich behaupten. Nachdem Bielefelds Anfangselan sich in der gut positionierten Defense von Bochum festgelaufen hatte, begann Bochum so ab der 30 Minute nach vorne zu spielen, wo Sestak eindeutig fehlte, mit seiner Schnelligkeit und dem Binden zweier Abwehrleute. Epalle und Azaouagh mühten sich nach Kräften und als Bochum in der 35 Minute nach vorne spielte, machte Klimo ein Tor des Monats, ein Bombenfallrückzieher. Der Bochum-Block feierte seinen Torkarneval. Perfekt. Doch dann spielte nur noch Bochum und der Schiri wurde zu DEM Spielverderber. Er pfiff bei drei Elfmeterentscheidungen kein Mal, das 0-2 wäre sicher eine Vorentscheidung gewesen. Das Foul an Figther Epalle war ein glasklarer Elfer, selbst Radio Bielefeld sprach von einem großen Glück für die Arminen, Premiere eh. Dann gabs noch Chancen für die Ostwestfalen, doch das 0-1 hatte Bestand. In der Pause waren sich Moppel und Zivilbeamte schnell einig, dieser Schiri pfeift bestimmt noch gegen uns. Und so sollte es kommen. Wir kriegen wohl nie wieder einen Elfer. Vorher rannte sich Bielefeld in Bochums guter Formation fest, Koller hatte Beton  angerührt und das wirkte. Die Schwarz-Weiß-Blauen hatten den Drang, aber ihnen fehlten die spielerischen Mittel. King Arthur spielte angeschlagen. Dann warf der Schiri Klimo mit Gelb-Rot vom Platz, die erste Gelbe Karte war der Witz in Tüten. Naja, Bochum machte zu wenig, um das mögliche 0-2 zu erzwingen, mit Klimo und Sestak wäre es wohl gefallen. Aber so fiel in der 84. Minute der Ausgleich durch Mijatovic, das war hart und bitter, weil Gladbach und Cottbus siegten. Es war Bochums Qualität gut hinten zu stehen, aber die Pässe in die Spitze waren oft zu plump und ungenau. Ono, Freier und der letzte Innenverteidiger kamen und Ono hätte Held werden können, doch Eilhoff parierte den 25-Meter-Schuß und der Ball kullerte ins Aus in der 92. Minute. Gefühlt hat man dieses 1-1 als Niederlage, aber es war eine gut Kampfleistung einer Mannschaft, die wieder etwas lebt. Die Fans hatten ihre Team supportet und auch die Austauschkinder waren begeistert vom BO-BLOCK.

So ging es Heimwärts, vorbei an Bielefelder-Asso-Kneipen und ich mußte noch mal eine Nachforderung von 75 Euro kassieren und die hätte man Lutz Arsch weiterreichen sollen, der - wie man hört - auch mal gerne vor dem Bochumer Hotel einschläft.

Er war der schlechteste Mann des Tages mit einer eindeutigen optischen Verwirrung.

Tom, CB’93, Sektion Rheinland 2004

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