Dolchstoßlegende OST

Sonnatgmittag DSF-Stammtisch: Die Cottbusser (Trainer, Co-Trainer, Manager) beklagen sich bitterlich, bezogen auf gestern, dass der “ganze Westen” gegen sie ist. Der Frust über die Niederlage ist nachvollziehbar, das Ausmaß der Empörung ist übertrieben. Hört sich schlimm an, hört sich nach Berthold Brecht an, nach “man sieht nur di1e  im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht”. Sozialromantik, Tatsache oder Kitsch? Die Medien stürzen sich natürlich drauf. Fie Folge ist klar, die Schiedsrichter werden, wie vor einem Jahr beim Auswärtssieg “auf WERDER”, nicht mehr für uns pfeiffen, vor allem keine Elfer an Sestak. Das 3-2 war vermutlich der erste und letzte Elfmeter 2008/2009…

….Dabei hatten (und haben) die Lausitzer allen Grund, “auf ihre Elf stolz zu sein”. Die Elf um den listigen Bulgarencoach spielte einen tollen Konterfußball: Rangelov, Jula, Iliev, Skela und Angelov stellten die VfL-Defensive vor mehr Probleme als der KSC und Bielefeld, aber auch vor mehr Nöte als Schalke oder der 1. FC Köln, - ganz im Ernst: CHAPEAU, Energie. Das ist stark verbessert im Vergleich zur Hinrunde.

Das 0-1 durch Energie war ein toller Pass hinter den Verteidiger, den der spielstarke Iliev trocken ins rechte Eck verwandelte und Fernandes keine Chance lies. Doch der VfL war gefestigt durch die Sieben Rückrundenpunkte und schlug durch Epalle zurück -  zum verdienten 1-1. Bochum hatte die mentale Stärke in der Rückrunde gewonnen, solche Spiele zu drehen und das 1-1 zur Pause war etwas glücklich, weil der Schiri in zwei Situationen (u.a. Fuchs gegen Iliev) und einmal an Sestak jeweils (!) keinen Elfer pfiff. Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das, was Cottbus diese Woche unter pompösen Geklimper zum “Abbau Ost” aufbauschen wird. Machen sich die Jungs so Mut zum Spiel gegen die von ihnen verhasste Hertha, die auch Fans im Osten hat? Vermutlich sind die Hauptstädter dort beliebter als das “Aschenputtel” Cottbus. Die Stadt verbreitet halt nicht den Glamour von Leipzig, Dresden oder dem Osten Berlins.

Dass sie gut nach vorne spielten, kann man den Spreewäldern nicht absprechen. Das 1-2 durch Jula war ein tolles Tor, furios herausgespielt, keine Gurke. Man merkt beim VfL da schon, dass Yahia und Maltritz fehlen, obwohl Pferzel und Mavraj meist überzeugten. Der überforderte Schröder blieb nach 45 min draußen und auch Azaouagh und Hashemian hätten ausgewechselt werden können. Denn Epalle, Dabro und Sestak waren fast alleine im Spiel nach vorne, währende für die Energie’ler fünf Offensive rotierten und die 18.000 Bochumer Fans teilweise in Schrecken versetzten, man könne das Sechspunktespiel verlieren. Das war durchaus möglich oder ein 3-3 wie vor einem Jahr.

Doch Hashemian holte wenigstens einen Freistoß raus, den C. Fuchs traumhaft verwandelte. Toll: Er ist der beste Bochumer Spieler seit Wochen. Das 2-2 war wiederum verdient, weil das Kollerteam nie aufhörte zu fighten und damit Cottbus zurückdrängte und die Konterfrequenz minimierte. Hut ab, Herr Trainer Marcel Koller, Günna P. wird sie dafür heute in Reviersport feiern, wie den Erfinder der Glübirne. Aber lob verdient der umschwung allemal. Dann wurde es eine offene Feldschlacht ab 16.45: Sörensen kam für Jula, Kaloglu für Hash, beide Trainer wollten den Sieg erzwingen. Ein interessantes Spiel entwickelte sich, dass allerdings spielerische Mängel aufzeigte, leider auch gerade bei uns.

Dass die drei Cottbusser Verteidiger sooooooooooo ungeschickt den schnellen Sestak zumachten, dafür kann der Schiri nix. Er gab den Elfer, den man geben kann, aber nicht muß. Wäre Sestak weitergelaufen, hätten die Verteidiger ihn umgerannt, das wäre dann klarer Elfer gewesen - also, man kann ihn geben. Sorry, da endet die Dolchstoßlegende Ost.

Das 3-2 durch Pferzel sollte die Entscheidung sein zugunsten der Westfalen, die gestern den Tick mehr “Rewierpower”-Energie hatten und nicht das übliche Pech mit dem Schiri wie gegen Schalke und Bielefeld. Nun versuchte noch Cottbus einen Elfer zu schinden, wieder lag der Schiri richtig, gab ihn nicht; der Unparteiische pfiff allerdings eher für das Team von der Castroper Strasse, das ist wahr. So was kommt vor bei Heimteams, hatten wir erst letzte Woche, sonst wäre Klimo dabeigewesen und hätte auch sein Tor machen können.

Das nehmen die Lausitzer “als letztes Ostteam in der BL” nun als Aufhänger, um Medien und Fans für das “Derby gegen Hertha” zu mobilisieren und sich als Opfer darzustellen. Vielleicht der Schiri im Stadion der Freundschaft dann auch und dann redet sicher niemand vom Ostbonbus.

Fakt ist, der Schiri lag fast immer richtig bei seinen wichtigen Entscheidungen (O-Ton Sportstudio) und der FCE versäumte, das dritte Tor zu machen. Dass selbst im Osten der Rebublik Teams wie Dresden, Magdeburg, Sachsen Leipzig, RW Erfurt, BFC, Union Berlin, Jena, Aue und auch Hertha, Schalke, Gladbach und Bayern beliebter sind als Energie, liegt nicht “am Westen”. Cottbus ist halt vor der Wende “mausgrau gewesen” und versucht sich als das Flagschiff des Ostfußballs aufzuspielen. Das ist so orginell, als wäre “der VfL das Team des Westens” und alle in der alten Bundesrepublik müssten mit den Bochumern halten, weil Hamburg, Bayern, Dortmund, Stuttgart und Co. in den unteren Ligen spielten. Das würden auch viele nicht mitmachen.

Aber mit dieser Mär und einem heuer respektablen Team kann man den Klassenerhalt packen und die Verantwortlichen des VfL täten gut daran, diese Mär zu entblättern. Herr Ernst, Herr KOLLER - wir müssen uns wehren.

An der Castroper ist in diesen Tagen jeder froh, dass man mit zehn Punkten einen tollen Rückrundenstart erwischte. Das Kollerteam ist wieder ein Team und Klimo die erhoffte Verstärkung im Sturm. Verletzungen werden zur Zeit gut kompensiert. Mit diesem Wochenende sind auch noch H96 und Frankfurt i”n der Abstiegsverlosung”, COT, VfL und Bielefeld weiter im Aufwärtstrend.

Vielleicht täten sie in der Lausitz gut daran, zu akzeptieren, dass Teams wie BMG und Cotbuss bis dato so wenig Elfer gekriegt haben, weil sie so wenig in den Strafraum des Gegners vordrangen und hier keine Verschwörung gegen das letzte Ostteam vorliegt.

Ganz ehrlich, Hansa und Dresden sind auch im Westen Hausnummer oder gar Union, Leizpig und Madgdeburg, aber Cottbus, so tapfer sie auch sich schlagen, bleibt auch im Osten “graue Maus”. Ich guck lieber Rostock-St. Pauli oder Erfurt gegen Jena als Cottbus gegen Wolfsburg und das geht vielen Fans so. Ãœberall!

Wenn ihr Spreewälder der Stolz der alten DDR-Fußballikonen wärt, warum begleiten Euch nur 300 Fans zu dem gestrigen Abstiegskrimi? Die Mauer ist ja nun seit 19 Jahren weg. Macht Euch nix vor, ihr seid “so grau” (und tapfer) wie wir auch und “die Kleinen werden immer anders behandelt als die grossen Fische”.

Das wußte schon der Ausburger Bert Brecht in seinen Kalendergeschichten…

Tom, CB’93, Sektion Rheinland ‘04

P.S.: Happy Birthday nachträglich Calle, liebe Grüße an “Suppe”

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