Grotifanten auf Alt

Das schlechte Maskottchen von Bayer 05 Uerdingen hat uns Bochumer oft gequält (Man denke an das 2-1 unter Osieck als der Olli seinen Regenschirm in der Grotenburgkampfbahn schrottete - IMPONDERRABILIEN), das Rheinland war in den Achtzigern und frühen Neunzigern kein gutes Pflaster für den mausgrauen VfL Bochum, damals noch “unabsteigbar”, wie immer titellos. Egal ob Bayer 04 Leverkusen, F95, Uerdingen, Mönchengladbach oder Köln, meist fuhr man genervt nach Hause ins Ruhrgebiet, außer man kam aus Düsseldorf, gel Peppi? Es gab zwei -drei richtige Packungen auf dem Bökelberg, ein 7-1 und ein 6-0, 6-2 ? EIN SCHÖNER TAG MIT DIEBELS. Doch dann zerbrach die mächtige Armada des Rheinlands bis Mitte Ende der Neunziger komplett und nur Bayer Leverkusen, kurz die Pillen, blieb über in der Belle Etage des deutschen Fußballs als PLAYER. Bayer 05 Uerdingen zerbrach ganz (insolvent wie Opel und Schießer) und schrumpfte auf Union-Solingen-und-Fortuna-Köln-Zwergengröße (”Marinsize”), Gladbach und Köln steigen erstmals ab (1998/1999/2000/2001) und wurden Fahrstuhlteams wie der VfL Bochum. Graue Gegenwart der Mythen vom Rhein. Die Macht aus NRW kommt heute, 2009, klar aus Dortmund, Schalke und Leverkusen, die großen Rheinlandclubs verloren nun regelmäßig gegen Bochum. Ein gutes Beispiel für Ruhm und Niedergang am Rhein ist Borussia Mönchengladbach. Seit 6 Jahren konnte dieser Club nur 3-4 Auswärtsspiele in der Bundesliga gewinnen (weniger als Cottbus), stieg zweimal ab und Köln dreimal, damit haben sie - DIE big Teams der Siebziger um Overath und Netzer - Bochums 5 Abstiege auf dem Kerpholz. Das ist bei so einem Fanpotential doppelt peinlich. Die Ansprüche in diesen Fußballhochburgen bleibt gewaltig, die Fanszenen bleiben riesig und wachsen gar. Das Derby vor einer Woche stellte einen Kampf der Fußballkulturen dar, es gab mal wieder Randale. Die Borussia siegte 4-2 und fühlte sich nach dem 4-1 gegen den Titelkandidaten HSV, als ob man die niederrheinische Antwort auf den FC Barcelona war. Nur Meyer warnte. Vorne wirbelte man dann auch gegen den defensiven VfL Bochum im Nordpark auf den Flügeln mit Matmour und Marin, vorne trickste der hüftsteife Friend und Neumünchener Baumjohann führte elegant Regie. Während man früher mit solchen Spielern deutscher Meister wurde, also vor 30-35 Jahren, gehen diese nächstes Jahr nach Hamburg, Bremen und München. Concha und Fuchs sowie Mavraj und Fabian hatte alle Hände voll zu tun, nicht gleich 2-0 hinten zu liegen nach einer Viertelstunde. Für Gladbach vergaben Brouwers und Friend fast so lässig, als wären sie Fast-UEFA-Cup-Leverkusen und stünden nicht im Keller der Liga. Rheinischer Dünkel, Wolke Sieben nach dem Derbysieg? Es war ein lauer Frühlingsabend am Stadtrand von Mönchengladbach, die 4000 Bochum-Fans wollten nicht ebenfalls vier Dinger kriegen, was in dieser Frühphase möglich gewesen wäre. Ich wurde kleiner in meinem Stuhl. Mist. Wie immer waren die Anspiele in die Spitze scheinbar Zufallsprodukte, Epalle, Dabro und Aza konnten trotz allen Mühens keine Ruhe reinbringen ins Mittelfeld, geordnete Konter blieben Mangelware. Leider. Dann, nach knapp 30 Minuten spielte der sachliche Klimo auf Grote, der den formschwachen Sestak ersetzte, der zog einfach ab und der schöne Bailly guckte “schön dumm” aus der Wäsche, 0-1. Ein (Verkaufs-)Tor aus heiterem Himmel, das man erhoffen konnte, aber nicht vorhersehen. Dann zeigte die Fohlenelf, wo ihre Schwächen liegen. Bis auf Stalteri ist die Viererkette mit Spielern wie Levels, Brouwers, und Daems ein Hühnerhaufen, das Mittelfeld tauchte ab. Gladbach hat im Winter für FÃœNF Mios eingekauft, Bochum für 400.000 Euro. Auch Klimo wollten die Mönche. Doch auch Kollers Bochum konnte kein echtes Kapital daraus schlagen aus der Führung, es blieb beim 0-1 zur Pause. Glückliches Bochum. So langsam übertönten die 4000 Bochumer die 45.000 schweigenden Borussen. Das Gladbach in der 2. Halbzeit wollte, aber nicht konnte, das sah man auch, Galasek und Bradley mühten sich, aber man sah halt das Duell der 11 Punkte Teams der Hinrunde, da war kaum Speilkultur zu erkennen. KAMPF UND Krampf, Angst essen Spielkultur auf. Ono und der uninspirierte Freier sowie Bönig und der unsichere Fernandes taten alles damit BMG ausgleichen konnte, doch Friend scheiterte zweimal an einem stark reagieren Fernandes. Auf der Linie kann er was, die Bälle unterlief er 2-3 Mal, die Abschläge grottig. Mit Gladbachs Pressing kam der VfL nicht zurecht, die Räume waren immer eng. Doch auch nach 94. Minuten stand es irgendwie 0-1. Der erste Auswärtssieg nach 12 Monaten, ungeschlagen im Nordpark (0-2, 2-2) und seit 11 Jahren konnten die Mönche keinen Bundesligasieg mehr gegen Bochum (!!!) feiern. Ich erinner mich an einen Pokalsieg mit Toni Polster im Ruhrstadion. Nichts symbolisiert den Niedergang der Rheinlandarmada besser als das. Das war eine sehr glücklicher Sieg, keine Frage. Ein lucky-shoot oder lucky-punch event, sehr glücklich war aber auch das 2-2 im Ruhrstadion in der Hinrunde. Aber es war auch aufkeimende Arroganz gegen Kampf und Willen aus dem diesmal echt unbeugsamen Bochum. 25 Punkte hat man nun und wenn man in zwei Wochen sogar mal Fußball spielt, dann habe ich sogar gegen den VfB, Hoffenheim und die Remiskönige aus Dortmund keine Angst. Aus neun Spielen braucht man 10 Punkte.

Die Jungster um Grote (bald BMG???), Fabian und Mavraj waren die Stars des Freitagsspieles und ärgerten “Trainer Opa Meyer” laut BILD ganz gewaltig. Bochum stahl keine Fahne aber die Punkte und das wußte vor vornerein auch nur Günther Pohl. Der hat halt Ahnung von Fußball.

Tom, CB’93, Sektion Rheinland’04

 

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