Bandscheibenvorfall

Wenn man die Saison des VfL Bochum “mit dem chronischen Rückenleiden eines in die Midlife Crisis geratenen Harley Fahrers” vergleicht, könnte man seit gestern sagen, er liegt noch nicht “in der Kiste”, er sitzt noch nicht im Rollstuhl, aber er ist zum dritten Mal mit einem Bandscheibenvorfall geschlagen. Die Schmerzen sind groß, der Verlust der Jugend vergrößert das Leiden noch. Die dritte Niederlage in Folge und das vierte verlorene Heimspiel in Serie tun besonders weh, weil man nun in Berlin und Hamburg nicht noch mehr Anschluß verlieren will, aber sehr gut kann. Die Ostkruve war gestern prall gefüllt und supportete noch sehr laut als der agile Azaouagh ein  Riesending neben das Tor von Enke setzte. Der VfL-Sturm stellte “am Tag der Arbeit” seine Arbeit ein, wie die Sonne die zwei Stunden vor dem Spiel einem Platzregen wich. Die Hannoveraner spielten gut organisiert und nutzen über Pinto (den ich anfangs für den verletzten Altin Lala hielt) und Bruggink ihre Kompaktheit, um die schwimmende Abwehr noch weiter zu verunsichern. Maltritz und Yahia standen total neben den Schuhen, als 96 schnell nach einem schnellen Konter das 0-1 machte, eben dieser Bruggink. Das Pressing von heckings Team führte dazu, dass die Bochumer Spieler jeder für sich zu kämpfen hatten. Linke fightete der verbesserte Bönig, rechts der kampfstarke Pferzel, Dabro versuchte was in der Mitte und Aza mühte sich trickreich, aber ohne Effekt. Sestak hing als einzige Spitze in der Luft und Eggimann und Neunationalspieler Schulz degradierten den VfL-Angriff zu einer lahmen Ente. Immer wieder bestimmten die ruhig am Ball agierenden Roten (in weißen Trikots) das Spiel, machten die Räume eng und zwangen so Spieler wie Freier und Maltritz zu Ballverlusten und Fehlpässen. Die erste Halbzeit war eine Katastrophe und das 0-2 die Quittung für ein blutleer wirkendes Team, wo nur 4-5 Spieler kämpften und der Rest wirkte wie unglücklich agierende Solisten.

Ob man mit dem Hoffenheimsieg den nötigen Druck verloren hatte, ob man einfach zu viele Verletzte hat oder ob man kein oder ein falsches Spielkonzept verfolgt, liegt im Auge des Betrachters. Die erste Halbzeit war grausam, vor allem weil man nach einer kurzen Ecke das 0-2 durch Hanno Balitsch kriegte, weil Fernandes und der Abwehrspieler im Duett schlecht aussahen in der Luft. Der Bremen-Fan neben konnte nicht fassen, dass man so schlecht gegen eine Mittelklassentruppe Fußball spielen kann. Der VfL kann das, das hatte er vor allem in der Hinrunde bewiesen. Koller wechslte vollkommen zu recht Freier aus und brachte Hashemian, doch der Zeitpunkt kam einer Demontage von Slavo gleich. Bei aller Kritik an Freier wirkte das für viele Fans, als Kollers Versuch sich selbst aus der Schußlinie zu nehmen. Der Wechsel wäre in der Pause stilvoller gewesen, überfällig war er allemal. Die Stimmung hätte noch weiter kippen können, die Fanlager waren wegen Scharmützeln vor dem Spiel eh aufgeheitzt.

In der zweiten Halbzeit demonstrierte Heckings Team wie man mit Taktik, Disziplin und auch guten Einzelspielern (Hanke, Schlaudraff, Forsell, Stajner) ein Spiel verwaltet, ohne sich zu sehr zu zerreißen. Bochum fehlte es an schnellen Spielzügen, um die niedersächsische zu düpieren. Da hatte man die Situation, dass drei vier Weiße den Pferzel oder Aza attackierten und sich niemand anbot. Alle versteckten sich hinter ihren Gegenspielern, trotz der genialen Halbzeitstandpauke des Co-Trainers (???). So konnte 96 den Ball weiter laufen lassen und führte nun auch nach 60 Minuten total verdient im Ruhrstadion, man hatte vorher in 13-14 Auswärtsspielen nur 2 Punkte geholt. Die vielen Verletzten verhinderten sicher auch bei den Jungs von der Leine eine bessere Saison. Dann kam der VfL doch noch auf und kam mit Hashemian zu Riesenchancen. Aber da stand nicht mehr wie beim Hinrunden 1-1 der Fromlowitz im Tor, sondern Enke und der hielt 2-3 mal sensationell. Das 1-2 wäre nach 70-80 Minuten verdient gewesen, doch nun spielten die Hanoveraner auf Zeit und retteten sich mit ihrem ersten Auswärtssieg in die Sommerpause.

Bochum steht am Abgrund und kann heute schon auf die Abstiegsränge abrutschen. Der Vorsprung ist verspielt und das hat altbekannt und neue Gründe: altbekannt, die Defizite im offensiven Spielaufbau, falsche Posis für Spieler, Auswechselungen, die Schwäche nach Standards, das Torwartproblem und und und. Neu: Diskussionen auf dem Platz, die Sattheit nach einem guten Rückrundenstart.

Heute soll es laut Ruhrwelle ‘ne Aussprache mit dem Team geben. Ich freu mich schon auf Maltritz Kommentar dazu….

Einfach zum Kotzen….

KOMMENTAR ZUM SO:

 Es gab ja in der ersten Halbzeit “Maltritz raus”-Rufe und dann auch “Koller raus”-Rufe, die natürlich auf der VfL-Homepage und durch das Reviersport”propagandaorgan” sowie durch den Sportdirektor Ernst zu der “üblichen Kritik” an den VfL-Fans führt (diesmal mußte Yahia ran und Bönig!). Das kennt man ja- zwar nicht nur aus Bochum - aber hier in Bochum wird das Problerm gerne zelebriert. Also, ich persönlich habe gar nix gerufen, obwohl ich den Frust an Maltritz (und Freier) alles andere als an den Haaren herbeigezogen finde. Er spielt eine schlimme Saison mit vielen, schlimmen Fehlern (genau wie Freier sowie Fernandes) und wird einem besseren Spieler (Mavraj) vorgezogen. Er hat ein großes Mundwerk, provoziert den Gegener (…und motiviert ihn wie gegen den BVB a’ la Wiese), doch raus kommt oft nur “heiße Luft” und echte Katastrophenfehler wie gegen Köln (!), Dortmund (!) und Bremen sowie 96. Dass er so “ein treuer Bochumer” ist (Bin ich auch, spiel ich deshalb?), liegt wohl auch an seiner spielerischen Limitiertheit und an der Einschätzung, dass er sich hier halten kann, woanders eher nicht, allein schon weil er total hüftsteif ist. Wenn Dummheit sich mit Selbstüberschätzung paart und dazu eine latente verbale Aggressivität kommt (leider nicht im Zweikampf am Freitag oder damals gegen Köln), dann ist klar, dass man bei Mißerfolg (u. a. vier Heimniederlagen in Folge!) Reizfigur wird und muß das dann auch aushalten, zumal, wenn man mehr als 25.000 Euro netto im Monat kriegt. Die Reaktion des Vereins zeigt, wie labil das Nervenkostüm im Abstiegskampf ist und in die Situation haben sich die Spieler selbst gebracht, nachdem man in Hoffenheim gedacht hat, “wir sind durch!”. Also, mal schön nach Canossa gehen …aber das hält Maltriz vermutlich für ne Wurst bei ALDI.

Wenn die BAMS “Ein Fan-Mobbing gegen den eigenen Kapitän” ausmacht, kann ich nur schmunzeln. Und dass jetzt drei Auswärtsspiele ein “Vorteil” sein sollen, verwundert nach nur 2 Siegen in 14 Auswärtspartien. Haben Bönig und Ernst ihre eigene Auswärtsbilanz nicht im Kopf? Es zeigt auch, dass weder die Spieler noch die Verantwortlichen ihre übliche Nachtrete gegen das Publikum lassen können.

Die vier Heimniederlagen jetzt in Ansätzen am eigenen Publikum festzumachen, ist dreist und respektlos - und zeigt wir prekär die Lage ist.

Tom, CB’93, Sektion Rheinland ‘04

 

 

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