Milch ist katholisch

Zweite Stunde Chemie. Samira ist vor einem Jahr aus Berlin-Kreuzberg nach Köln gekommen und wird vermutlich mit 7-9 Fünfen kleben bleiben. In Chemie steht sie 4-. Klassenerhalt pur wäre für sie ein Erfolg wie für unseren VfL. Sie malt die pH-Skala exakt in den Farben aus, die im Buch vorgezeichnet sind. Sehr gut gemacht. Sie liest sich durch, was bei dem Wort “Milch” auf dem Skala steht und fragt ihren Lehrer (wer könnte das wohl sein?), “Wieso ist Milch katholisch?” - er - der Lehrer - stutzt, liest sich das durch und sagt genervt, d.h. “ALKALISCH” , nicht katholisch. Naja, dann fand sie ihn doof und sagte “ich dachte, sie wären ein netter Lehrer!”.

Diese Geschichte ist heute wirklich so passiert und zeigt einerseits, wir brauchen bei PISA 4 keine Angst vor Berlin zu haben, anders als am Samstag beim Fußball. Dieses Mädchen zeigt exakt die Reaktion des Vereins für Leibesübungen in dieser Woche: die bleidigte Leberwurst zickt zurück, auch weil man weiß, wie sehr man mal wieder gegen Dortmund in Halbzeit zwei, gegen Bremen in Halbzeit zwei und gegen 96 in Halbzeit eins fast kollektiv versagt hatte. Die Nerven liegen blank, Schuldige müssen auch von Seiten des Vereins her. Für die Fans waren es Freier und Maltritz. Das mit dem Versagen zieht sich in Wahrheit wie ein roter Faden durch die Saison und dann kommen schnell die Erklärungen der Offiziellen: Verletzungspech, Schiris, Fans und andere Mannschaften, die unfair sind und Spieler schonen. Die Versuche der Presse (angeblich im Auftrag von niemandem) die Fans des gezielten Spieler-Mobbings zu beschuldigen, würde Samira mit dem Spruch “Erwachsene sind doof” kommentieren oder wissen wollen “was Mobbing ist”. Nein, schuld ist nicht der Trainer, der den “besten Kader seit langem” sah oder Spieler wie Freier, Fernandes oder Maltritz, die Fehler in Serie produzieren oder das fehlende System sowie Spiel ohne Ball, sondern am liebsten wäre es nur “Pech und die bösen irgendwas”. Das ist es aber nicht - leider. Wie wärs mit falscher Wechselpolitik, langweiligen Presskonferenzen, zu wenig Spiel ohne Ball, zu wenig Kondition und Spielkultur?

Es fehlen Sa im Olympiastadion Sestak und Klimo sowie Fuchs und Schröder in Berlin, das ist Pech. Wie sich die Mannschaft bis dato auswärts präsentierte ist spielerisch superarm und war nur mit 2 Siegen belohnt worden, wobei Gladbach echt glücklich war. Dummerweise hat der VfL noch drei Auswärtsspiele und ein Spiel vor dem seit dem Wochenede bekanntermaßen als ANTI-Publikum berühmten Bochumer Publikum. Das wird länger in Erinnerung bleiben als der blutleere Fußball eines Herrn Koller, der Sa auf 0-0 spielen lassen wird wie meist auf fremden Plätzen. Ich tippe es wird ein 1-0 von Hertha, die mit Voronin und Pantelic keinen Stürmermangel haben, auch wenn kacar wegen 5. gelber Karte fehlen wird. Friederich könnte spielen und hinten wäre er damit neben Suminic eine tolle Defensive der heimstarken Berliner. Vor über 70.000 kann die Elf von der Castroper dort zeigen, was sie ihren Fans fast immer schuldig blieb: guten und kontstanten Fußball über 90 Minuten. Wenn nicht da, dann drei Tage später in Hamburg, da gehts oft noch mehr ab, als bei der alten DAME. Aber in beiden Fällen wird der VfL sicherlich kämpfen, hinten ganz ordentlich stehen und die Konter spielen, wie die Schotten Baumstämme wegwerfen. Man kann einfach nicht wirklich kontern, nach jeder Sommerpause sah das Team so aus, als hätte man noch nie zusammen Fußball gespielt. Auch deshalb hieß es gegen 96 ganz kurz “Koller raus!”.

Am Ende dieses Intermezzos wird trotz früher Anreise im ICE ein Abstiegsplatz und Parolen stehen wie “enger zusammenrücken”, zu denen selbst Samira sagen würde: “Das ist ja Quatsch, oder?” 

Klar, aber das lieben wir an den UNBEUGSAMEN…

Tom, CB’93, Sektion Rheinland’04

 

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