Gonzojournalismus ganz unten

Wenn man Winterpause hat und am Freitag-Samstag-Sonnatg nicht mehr mit unserem VfL mitzittern kann und dann die Transfergerüchte (Fuchs geht, Asamoha kommt) auch nur wenig prickelnd von der Marke “tut sich nichts” sind, dann kommt man auf schräge Ideen. Neulich, vor der Bustour in die Heimat unseres Ex-Trainers Marcell Koller, die Schweiz, holte ich mir ein neues Buch, um was zum Lesen zu haben. Mein zweites von Günther Wallraf. Davon will ich nun schreiben:

Dieser Mann hat mit Fussballkultur a’ la Nick Hornby wenig am Hut, doch ist “seine Recherche” immer wieder durch Abstecher in dieses Metier geprägt. Nachdem es ihn 1983 in das Olympiastadion zum emotional aufgeladenen EM-Qualifikationspiel Deutschland-Türkei verschlagen hatte, gesellte er sich als “Klischee-Ali ” in den Deutschen Hardcore Fan-Block, wo er komischerweise ein paar Kippen abbekam. Er hatte offensichtlich vorrecherchiert und mit viel fundiertem Fachwissen und Einfühlungsvermögen etwas getan, für dass er in vielen Stadien Europas Ärger auf sich gezogen hätte. Er stellt sich einfach mal woanders hin, der “Klimapriat des linken Enthüllungsjournalismus”.

Wenn man nun glaubt, dass der investigative Journalist Günther Wallraff ca. 25 Jahre später weniger selbstevident, vorhersehbar, polemisch und einseitig vorgeht, der sieht sich erneut getäuscht. Wieder geht er zum Fussball ohne Kenntnis der Peer Group, der Regeln der Fans, ohne Fachwissen und ohne einen Funken Objektivität, mit so gesetzten Parametern, dass das, was er sehen will, auch ja rauskommt. Dafür fehlt ihm offensichtlich der Witz, Charme und der Unterhaltungsgedanke eines Michael Moore.

Er geht als schlecht verkleiderter Schwarzer (So würd sich einer von Klu-Klux-Clan verkleiden, um sich über Schwarze lustig zu machen!) zum Problemspiel Cottbus-Dresden, man erfährt nicht in welchem Zusammenhang (Liga, Pokal???) , das ist der selbsternannten kölschen “Jean D’Arc der Political Correctness” auch egal. So geht er nicht in den Fan Block, weil er andeutet, Angst zu haben und gesellt sich zu den Leuten am Bierstand. Hier verläßt er ein wenig die Leitlinie einer Mini-Sophie Scholl, um dann am Bierstand Typen Marke Kategorie D ernsthaft nach dem Sinn ihres T-Shirt-Aufdruckes “Deutschland” zu fragen oder “scheinbar naiv” wissen zu wollen, “wer denn gewinnt?”, mit dem Zusatz, dass sei doch eine normale Frage (?). Naja, das kann man ja mal beim Spiel Bochum-Schalke versuchen, da brauch man keine Schuhcreme im Gesicht (” so sieht seine Verkleidung auf den Fotos auf, echt unecht”), um Ärger zu kriegen.

Doch Günther Wallraff gibt nicht auf und will nun mit den Sachsenfans (den Spielstand erwähnt er nicht!) nach Dresden fahren, na wer will das nicht. Und - oh Wunder, der komische Fremdling kriegt Ärger, wo allerdings auch ein Neonazi aus Magdeburg Ärger bekommen hätte! Wäre dass dann der Beweis eines Antifaschismus? Eher dass dummes Verhalten dumme Verhaltensweisen hervorruft.

So naiv wie der moderne Robin Hood aus Köln argumentiert, kann er gar nicht sein. Er will zeigen, wovon er, der humorlose Altlinke eh überzeugt ist: Er wird dann im Fanbus massiv beleidigt und freut sich gar mal über eine nette Polizistin, die ihm hilft. Das ist für den Atomkraftgegner, Startbahnwestdemonstranten, RAF-Liebhaber und notorischen Provokateur sein Mass an Toleranz. Er hört u.a. Gesänge wie “Bambule! Randale ! Sieg Heil! Randale” - wer kennt ihn, nicht diesen Gesang der Fan Kurven. Dazu beklagt er, dass die NPD ein Freunschaftsspiel von FSV Germania Storkow gegen Energie Cottbus verhindert und packt damit ein im Fussball vieldiskutiertes heisses Eisen an, Spielabsagen durch Neonazis. Ich denke, die haben sicher 2-3 Bochumabstiege verschuldet und und NPD-Aktivitäten betreffen viele Spiele im Bundesgebiet. Gut recherchiert Herr Esser.

Wallraff, der schon gegen McDonalds und Thyssen 1983 zu Felde zog, hat sich jetzt Starbucks, Lidl, Call Center, die Bahn sowie erneut den Fussball ausgesucht, um zu zeigen, wo es seiner Meinung nach “brennt in unserer Gesellschaft”. Er nennt das “Expeditionen ins Landesinnere”, das ist seine vertrochnete Art des Humors. Sehr deutsch würd ich sagen. ”Der Internationalist” (so bezeichnet er sich, als ein polnischer Obdachloser ihn einfach fragt, ob er Deutscher sei) hat aber noch in seiner Multikultiwahlheimat was vor, was mit Fussball zu tun hat.

Er sucht nach einem ziemlich schlechten FC Spiel, was er als Fussballgourmet gönnerhaft kommentiert, eine FC Kneipe aus, die ich kenne, weil sie um die Ecke liegt. Eine nette Kneipe mit festem Stammpublikum, wo er zufällig “in Verkleidung” einen Absacker trinken will. Dann geht er da rein, der Afrodeutsche mit dem mürrischen Gesicht und nervt zwei flirty Partygäste und schenkt der von den Typen angeflirteten Frau eine Rose von ‘nem Rosenverkäufer und kommt in der Karnevalsmetropole nicht lustig an. Wie komisch. Wieder ist es der sensible Don Quichote aus Ehrenfeld, der Ärger kriegt, womit zumindest bewiesen ist, dass bescheurtes Verhalten überall gleich bescheuert rüberkommt. Das haben sogar einige Medien jüngst bei Walraff festgestellt. Nein, Günther ein Kurt Tucholski wirst du nie.

Walraff zeigt sich als echter Kenner der Peer Group Fussball, verhällt sich schräg, anders und kautzig und thematisiert altbekannte Phänomene wie Londsdale Jacken oder das Label “Kölsch Bloot”. Das er als “lesbischer schwarzer Behinderter” auch nervt, ignoriert der (in)tolerate Weltverbesserer geflissentlich.

Dann hält der Mann, der mit seiner Art der Recherche viel Geld verdient (5 Millionen Exemplare alleine von GANZ UNTEN), seine üblichen Linksklischees ab, um den Leser zu suggerrien, er wohne im Multikultiehrenfeld, dass zunhemend yuppisiert, tut also so, als wohne er freiwiliig als “solidarischer Armer im sozialen Brennpunkt”, weil das da alles so “soulig”/gelassen ist. Warum wohnen sie nicht in Porz Eil?

Auch hier täuscht er den ortunkundigen Leser leicht und zeigt ein komisches Verständnis von Wahrheit, früher hies das “sozialistischer Realismus”, wir nennen es mal “biege dir deine Welt zurecht” a la Pippi Langstrumpf.

Der “Fussballfan” Walraff hat weder ein Gefühl noch Ahnung für/von Fans, noch interessiert er sich wirklich für sie oder den Fussball, noch setzt er seine Beobachtungen in Relationen. Man stelle sich vor ein Chinese kommt zum Spiel Afrikacupspiel Nigeria-Mosambik und fragt eine Gruppe Fans, wo es denn “Affenhirn auf Eis und Vucvuzuelas gäbe?” Könnte es sein, dass der Zorn über so bescheurtes Verhalten auch eine globale gesellschaftliche Codierung darstellt, die er damit wissentlich verletzt. Er benutzt Fussballfans, um zu agitieren und kolpotiert auch gerne damit, dass er aus der ganzen Republik Anfragen hat, wegen mieser Arbeitsbedingungen, er ist das soziale Gewissen links der SPD und Gewerkschaften. Bei soviel Lamoyanz muss man fast kotzen, er stellt sich als Unterschichtenflüsterer dar und hat doch wenig Wissen, was eben diese Unterschicht in Dresden/Cottbus bewegt.

Ralph Rordano, jüdischer Intellektueller, sagt zu solchen Leuten heuer “das sind professionelle Umarmer, bezahlte Gutmenschen, Spinner und Mulitkultiillusionsten” und dann fragt man sich, wie nennen wir diesen Günther Wallraf nun und sein tolles Buch?

Und euch empfehle ich, nicht das Buch zu lesen, ab dem 16.1.2010 spielt der VfL wieder und das Gewürge soll reichen.

Günther, den Unbelehrbaren, der durch dieses Buch zumindest sein Privatproblem löst ( - laut B.Brecht lebt nur der angenehm, “der im Wohlstand lebt”), empfehlen wir jede Menge Weltschmerz und viele weitere bescheurte Bücher: Ein paar Vorschläge:

 

Aber vielleicht verkleidert sich Günther demnächst als 5.tes Minarette, um Schweizer zu täuschen oder schneidet Kot, um die innerer Bräune aufzudecken oder tritt als Chinese bei Mugabe auf.

 

 Tom, CB’93, Sektion Rheinland’04

 

  

   

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