Die graue Maus haut euch aufs Maul!

Als ca. 100 teilvermummute Berliner mit Stangen die Mauer des Berliner Olympiastadions überspringen und Ordner sowie die eigenen Spieler sowie die des 2-1 Siegers Nürnberg in die Katakomben des alten Stadions jagen, ist die Empörung der Offiziellen von Hertha und Nürnberg groß. Was setzt den Frust der Fans frei? In Berlin sicherlich die unglückliche last-minute-Niederlage und der beispielhafte, unfassbare Niedergang, soziale Probleme insgesamt und am Ende ein Team, was für den geliebten Verein nicht an die Grenzen geht, zuguterletzt die Abstiegsangst, sicher auch Lust auf Randale.

In Bochum waren um 17.16 Uhr die 20.000 Bochumer Fans auch arg gefrustet, es stand 1-4 im Ruhrpottderby, der konfortable Vorsprung auf den Relegationsplatz war nach zwei 1-4 Niederlagen in Serie auf 4 Punkte geschmolzen. Das meinte Maltriz sicher nicht, als er eine neue Serie versprach. Die 10.000 Dortmunder feierten den 4. Platz und damit die Tatsache, dass die Mannschaft mit der wenigsten spielerischen Luft nach oben von den Spitzenteams, tatsächlich auf Europalaeguekurs bleibt…

Die Bochumer Fans sangen sarkatisch “Die graue Maus haut euch aufs Maul!” und hinterher die Castroper Straße runter waren die schwarz-gelben Superfans deutlich ruhiger, weil von überall Bochumer kamen und mehr Zweikampfwillen bewiesen als Epalle’, Dabro und Co. Es gab Schellen, die Polizei hatte Mühe den Tross des Siegers zu schützen, nicht nur Schalke ist für Dortmund unangenehm. Ein Sieg wäre schöner gewesen…

Wenn man die defensive 4-5-1 Aufstellung von Herrlich nimmt, war der Auftakt trotzdem vielversprechend, vor allem weil eine farbenfrohe Choreografie den Spielern Mut  machen sollte. Bochum scheiterte aus vier Gründen:

(1) Individuelle Fehler von Heerwagen (1. Tor), Maric (blöde rote Karte) und Yahia (3. Tor.)

(2) Fehlpassquote nach vorne, immer wieder Abspielfehler im Aufbau ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison

(3) mangelnde Leidenschaft sich bis zum Letzten zu quälen über 90 Minuten und derbylike in den letzten Zweikampf zu gehen, zu beißen

(4) der jeweilige Gegner kennt nun unsere neue 4-5-1 Spielweise, Klopp rechnete wie Köstner genau mit dem, was kam, zu wenig Überraschungen

 

Die Dortmunder rocken nur gegen Teams wie Gladbach und Bochum, gehen Bayern oder Schalke haben sie selten ne Chance, selbst VfB und Bremen zeigen ihnen die Grenzen auf. Klar, fußballerisch 15 Minuten locker mitspielen geht für Bochum nicht, aber ich sehe auch keine gelbe Karte und mal den Beginn eines Derbies zu markieren und Leuten wie Pink Panther Barrios oder Zidan echt weh zu tun. Etwas Maik Franz oder Hollerbach-Gehabe ist in so einem B1-Derby auch Motivation für die Fans - oder sagen wir Oswald und Benatelli-Härte, das wollen wir in so einem Spiel sehen, wenn auch nicht selber fühlen.

Doch Bochums Sestak kämpfte alleine, Holtby und Epalle liefen sich fest, Dabro war total überfordert. Der BVB hatte Chancen und wir wollten den ersten Fehler nicht machen, Initiative übernahmen unsere wie immer beim Heimspiel merkwürdig halbherzig.

Den Fehler machte unser junger Torwart Heerwagen, er lief raus, muss den Ball haben und war dann weg vom Ball und Maltriz, nicht Kehl, “klärte” den Ball zum 0-1. Doch eine echte Trotzreaktion blieb aus, die Motivation von Herrlich konnte man nicht klar sehen, unsere Spieler hatten “keinen echten Hunger”, obwohl sie dabei waren, Dortmund konnte es spielerisch mit Zonenpressing lösen. Beim 0-2 durch Zidan kam der Ägypter viel zu frei zum Schuss, Heerwagen kam nicht mehr runter. Eigentlich war das Spiel gelaufen, vor allem als Maric völlig dumm dunkelrot sah, der Dortmunder Gefoulte fiel allerdings theatralisch - und nun standen 60 Minuten nur 10 Bochumer auf dem Feld - ein Handicap.

Hätte es das 2-2 gegen Schalke nicht gegeben, man hätte nach Hause, ins Frein oder in die Ritterburg gehen können. Die Führung zur Pause markierte ein Fanal, es sollte wohl wieder keinen Sieg im dreizehnten Heimspiel geben, nur gegen Hertha und Hoffenheim siegte man an der Castroper. Die Heimbilanz ist die eines Absteigers und da braucht man sich nicht zu wundern, wenn man die Ostkurve selten voll kriegt…auch wenn in Bochum die Zurückhaltung der Zuschauer kleiner sein könnte…

Die 2. Halbzeit kamen für Freier (etwas unverständlich) und Epalle (logisch) Aza und Johannson. Das sollte Belebung sein, bei Aza stimmte das 20 Minuten, Johannson deckte den Raum solide ab, mehr auch nicht.

Holtby, Bochums bester, kannte die Derbybrisanz und drehte auf. Er machte aus abseitsverdächtiger Posi das 1-2 (Assist AZA) und damit den Blau-Weißen wieder Hoffnung, dass man doch mehr zu bieten hat als drei Minuten Choreo am Start. Dortmund war kurzzeitig geschockt und wechselte zweimal um Bochums Spielfluss zu unterbinden. Es gelang, vor allem deshalb, weil keiner die Cochones hat (Maric war ja schon duschen) sich fest zu beißen und weiter über die Flügel Druck zu machen. Lewis Holtby alleine war überfordert, Sestak hing vorne fest. Doch das Spiel hätte kippen können, auch ohne Hash oder den erneut verletzten Klimo (Hau bloß ab du- DAUER-Rekonvaleszent), aber Yahia zeigte, warum er derzeit nur “Ersatz” ist. Er spielte den Pass genau zu einen einzigen Schwarz-Gelben und Barrios machte mühelos freigespielt das 1-3 und kurz darauf das 1-4. Maltriz und Co konnten die Fehler nicht ausbügeln, während Dortmunds Kaptain “sein Schiff auf Kurs Eurpoaleague” hielt.

Der Rest war Bochumfrust und die Aussicht, dass man auch in Bremen ein 1-4 kriegen kann und dann mit Druck gegen Frankfurt spielt und in Freiburg Ostereier suchen muss. So muss es nicht kommen. Bremen kann müde sein, obschon wieder mit Özil und Frankfurt in Bochum verlieren. Man weiß es nicht.

Die Angst ist einfach die typische Bochumerfahrung, es geht schief, was schiefgehen kann….wie Samstag.

Tom, CB’93

  

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