Stolz und Vorurteil

Samstagmittag ging es mit schwerem Kopf von Bochum-Stiepel zurück nach Köln und ich habe die A40 genommen und auf der A52 war von Essen-Rüttenscheid bis zum Kreuz Breitscheid 12 km im Stau, ich habe insgesamt drei Stunden vom Ruhrtal bis in die Domstadt gebraucht. Fast so ein Rekord wie zehn Spiele ohne Sieg war das.

Hätte ich gehandelt wie die Führung des VfL Bochum hätte ich eine knallharte Analyse gemacht und wäre die nächsten zwei Mal identisch gehandelt und hätte nicht die andere Autobahnvariante gewählt. Vier Jahre Bundesliga scheinen zu Ende zu gehen, die neue VIP-Tribüne kommt als zur Unzeit.

Das Stauanaloge machte die Führung des VfL Bochum als sie einen sportlich überforderten Kader mit Koller dem schlechten Sommertrainingslager unterzog, das freizietcharakter hatte und Fachmann Pohl schwärmte: tolles Team, nur die Fans sind das Problem. Das Ergebnis der Säntissteige war so schelcht, dass Heinemann und Herrlich scheiterten den Schaden zu reparieren. Fußball ham wir seit 2 Jahren vergeblich gesucht….Heimsiege werden selten wie Pandas in China…

Heiko Herrlich hat alles versucht, hat sich bewußt und aus Idealismus mit der schmierigen BLÖD-Journallie um Pohl, Droll und Co angelegt, um den Druck vom Team zu nehmen, hat die Ultras und Fans ins Boot geholt und Bochum spielte vor 25.000 am Freitagabend auch die erste Viertelstunde dynamisch nach vorne, wenn auch gewohnt einfallslos. Das Team wollte die leidgeprüften Fans nach der Kölnblamage zurück ins Vereins-Boot holen. Es gelang bis Cacau die Unachtsamkeit und das Reklamieren der Abwehrspieler nutzte und trotz Stolperer das 0-1 an Heerwagen vorbeischob. Bum. Das wars schon wieder, Bochum nahm die Kaninchenhaltung ein, Stuttgart wurde zur Kobra, das Gift der Abstiegsangst lähmte den VfL die nächsten 75 Minuten. Bochum mußte mit dem 0-2 durch Marica ein weitere Pille schlucken, Stuttgarts 2000 Fans jubelten. Die Wunderkerzen im Block A hatten bei Bochums Abwehr nicht für Durchblick gesorgt.

Die Mannen um Maltritz, Bönig und Co spielten eben wie immer nicht mutig, der den Ball hat, ist oft die ärmste Sau, das Spiel ohne Ball fehlt die Schnelligkeit, Stuttgarts Attacken führten oft zu Ballverlusten im Spielaufbau bei den Gastgebern. Dazu hatte der VfB einen Riesenlauf mit 6 Siegen in Folge, rutschte auf die Drei vor.

Khedira war dabei, Hleb nicht und der tunesich stämmige Adlerträger sorgte mit Träsch, Delpierre und Tasci, dass Epalle, Holtby und Sestak sich festrannten. Aza, Dedic und Freier sorgten nicht mehr für die Wende, ab der 75. Minute, wo eigentlich Pfiffe der von Pohl oft gescholtenen VfL-Fans zu erwarten waren, feierten viele im Block ihre Mauriece Fiege’-Maiabendfestpaddy und sangen das Bochumer Jungen-Lied, “von den Bochumer Jungen”, “unten auf dem Rasen”, “Ole’ VfL”, “1848″ und plötzlich wurde die Trotzparty, die uns Commandanten jedenfalls 200 Euro Kassenkohle gekostet hat, zum Beweis der Treue zum Verein im Allgemeinen, der Stolz auf die Stadt und man feierte im Block A, dass man sich auch vom schlechten Fußball, schlechten Trikots, Trainerwechseln und anderen Imponderabilien nicht vertreiben läßt aus dem Ruhrstadion, auch wenn der 6. Abstieg ganz nah zu sein scheint. Die WAZ nannte den Abend “dunkel” und Bochums Angriffsbemühungen “hilflos”, mnache sprachen vom Ende der “Herrlichkeit”. Aber Heiko Herrlich hatte Eier bewiesen, im Gegensatz zu Droll, der Polizeischutz wollte beim Trainingsprotest der Ultras.

Ich war stolz und ergriffen Teil dieses Ganzen sein zu dürfen, auch wenn eine Blondine auf dem 622. Maiabendfest später meinte, “dass wäre eine Looserclub”, als sie meinen Aufstieg 2006-Schal sah. Und? Es geht ja nicht darum, den Mißerfolg zu glorifizieren, aber mit stolz den 6. Abgang zu gehen, denn in der Niederlage zeigt sich das wahre Gesicht. Die Idee bleibt richtig…

So wehten die blau-weißen Fahnen trotzig im lauen Wind, die Spieler kamen zur Ostkurve, der schlicht das Freibier fehlte, und hörten sich viel Unnettes an, während der Block A “VfL, VfL” skandierte. Die Spieler schauten verdutzt, aber sie gingen den Weg zu den Fans. Das “Wir wollen Euch kämpfen sehen” nach dem 0-1 kam sicher etwas komisch rüber, aber der Frust nach 10 Spieler ohne Sieg sitzt halt tief. Auch wenn sowas nix bringt, Fans machen Fehler wie Spieler und Trainer. Man sollte nur versuchen die Fehlerquote zu minimieren.

Herrlich kann sich dem Spott des Boulevards, der WAZ und anderer Medien sicher sein, der Konflikt mit dem “Kritischen” Droll wird wohl noch weitergehen, der Mann verdient halt so sein Geld.

Ich sag es mal so: Nicht nur Herrlich auch ich kann jez wieder besser in den Spiegel sehen, denn Bochum-Fan zu sein, bedeutet seinen Mann/seine Frau zu stehen, ganz egal was andere sagen: Cool ist Boarder Cross bei Olympia, Bochum-Fan zu sein, ist die Erkenntnis der süßen Bitternis der Aussichtslosigkeit im Kampf gegen das große Geld, Metropolen und Sportkompetenz mit ungleichen eigenen Mitteln. Das nervt manchmal, ist aber auch ein bitter-süßes Lächeln…

Der Weg muß weitergegagen werden von den Fans, aber sportlich steht so oder so ein Umbruch bevor, mit Herrlich, wenn es nach Ernst geht. Grote, Yahia, Aza wollen weg….

Glückwunsch an das Boyz Inferno zum Auswärtssieg, er war verdient, Stuttgart war ‘ne Klasse besser, auxh ohne den Coach, der fehlte der VfB-Delegation um haselnuß, Kahlschlag und den anderen Rackern. Nun müssen wir nach München und da siegen. Hat da einer gelacht?

Das hat was von Don Quichotte und wir alle sind der Sancho Panza….

Junge, da kannst dich drauf verlotten….

Tom, CB’93

 

 

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