Die Hoffnung trägt Schnäuzer

Ein Banner beim 18.00 Spiel des VfL gegen Paderborn 07 kündete von der Hoffnung, “die Schnäuzer trägt”. Es kann sich um einen Scherzbold handeln, der Heiner Brandt fordert, um ein Mitglied der NSDAP-AO aus den Achtzigern - oder um jemanden, der den alten Kaiser Wilhelm wieder haben will - oder einfach um einen, der Peter Neururer als Bochum-Trainer sehen möchte (ein Freund von Peter?), um den Glanz von 2004 zurückzuholen, inklusive Tänzchen. In allen Fällen, bis auf den ersten, muss dieser Mensch eine tiefe, festsitzende Verzweifelung empfunden haben, deren Wurzel u.a. in der schlechtesten Phase des Vereins seit über 40 Jahren liegt. Es gab noch keinen Tatort im TV, da war Bochum vieleicht mal schlechter als letzte Woche beim 1-4 gegen Ingoldstadt. Ein Tiefpunkt, in der von Tiefpunkten reichen Geschichte des VfL, Freitag sollte kein neuer werden.

Nach dem 3-0 gegen Paderborn war nicht alles gut, aber zumindest riefen einige “Gustl raus” anstatt - wie beim letzten Heimspiel - ”Funkel raus!”. Manche jubelten, Chong Tese hatte nach drei Versuchen in der 1. HZ endlich das 1-0 (sein 7tes!) gemacht. Dann folgte ein feiner Dedic-Schlenzer und zuguterletzt traf mit Marc Rzatkowski, ein Bochumer Junge aus LA, zum 3-0 nach beherzter Leistung. Ende gut, manches ok!

In Funkels Ensemble spielen Azaouagh, Maric, Pferzel, Grote, Heerwagen wohl keine Rolle mehr. Mavraj war nur noch in “Mein VfL” als Coverboy (mit der blonden Dame) zu bewundern und “Dampflok” Federico scheint eine Denkpause zu brauchen. Auf dem Platz fand man beide nicht. Aus dem Ruhrpott fand man bei den Ostwestfalen noch Manno aus Sprockhövel und Masuch von RWE und den unverwüstlichen Wandervogel Rolf-Christel Gui Mien.

Insgesamt agierte die Bochumer Mannschaft (”Charaktertruppe” laut WAZ) druckvoll, entschlossen und siegte verdient 3-0. Der Ex-Paderborner Saglik traf erneut das Tor nicht, spielte aber passabel mit. Kopplin in der Defensive agierte nicht so schlimm wie gegen ING und Hertha, Concha war fokussierter und Freier und Dedic spielten flott nach vorne. Die 9.200 Zeugen, die zwischen Agonie, Anfeuerung und Ironie pendelten, froren glücklich wie bei einer späteren Glühweinpaddy im Garten, wo die Musik aber recht fetzig war und man schunkeln konnte. Die Weihnachtsmarkstimmung machte das Singen leichter, schließlich stand der 1. Advent, vor der Tür und der VfL hatte nun die Punkte 17-19 eingefahren. Nicht mehr und nicht weniger…

Vor dem Flutlichtspiel war vorm Frein um 16.40 nur Polizei, kein einziger Fan. Tristesse in Bochum, die Polizei schien nur für die “Ernst raus”-Paddy da zu sein und für die 300 Paderborner, die um 17.10 vorbeizogen. Drinnen noch etwas Bier verschüttet, dann raus in die Kälte und den höchsten Saisonsieg gesehen, das 0-0 zur Pause vergessen.

Berlin und Duisburg - wir kommen? Mal sehen, man könnte theoretisch, doch man hat immer noch keine “echte” Mannschaft. Wächst das noch? Zur Winterpause kommt der Umbruch oder später oder irgendwann. Vermutlich, wenn’s wieder wärmer wird. Vermutlich…

Tom, CB’93

P.S.: Das Banner “zu Euch fällt uns nicht mehr ein!” ist ein guter Bochumer Kontrast zur Dortmunder Euphorie, “ein paar Kühe klauen” wird da diesmal nicht reichen!

Kommentarfunktion ist deaktiviert