I’ve come to take it easy.

Im Englisch-Leistungskurs (1988/1989) vor ewigen Zeiten, damals war der VfL Bochum noch konstant Erstligist und zum 2. Mal im Pokalendspiel, “The catcher in the Rye”, den Fänger im Roggen - von J.D. Sallinger gelesen. Ich glaube, der Hauptheld hieß Holden Cauldfield (?) und hatte einen Nervenzusammenbruch und sagte dazu nur: ”I’ve come to take it easy!”.

Nicht ganz “so down” werden sich die Anhänger des VfL Bochum nach dem 0-0 in Rostock gefühlt haben, aber die Stimmung wird schon scheiße gewesen sein - nach erneut 90 Minuten ohne eigenes Tor (wie gegen F95) und ohne Torschuß.

Ich war (zum Glück?) ca. 6000 km entfernt von Bochum und Rostock - dem ganzen Scheiß: mit sich aufregen, frustiert sein, wieder aufregen und noch mal aufregen usw.. Der zweistündige Kneipenaufenthalt verhinderte zumindest einen möglichen NY-Sonnenbrand und Bochum hatte danach einen Punkt mehr auf dem Konto. Allerdings hatte man auch zweimal in Rostock auch nicht gewonnen nach 90 bzw. 120 min.

Mein Versuch, das zweite Spiel gegen Rostock zu sehen, war diesmal keine 600 km Reise, sondern ein Ausstieg mit dem Bus in der Nähe des New Yorker Flatiron Building - den Architekturstudenten unter den Lesern (davon gibt es vermutlich mehr als die ZWEI  Bochumer Saisontore) vielleicht ein Begriff. Dann ging’s bei über 30 Grad Hitze zu einer Bar namens NEVADA SMITHS in East Village (Elf Freunde-Tip?), wo man laut Tipp eines (Gladbacher!) Bekannten gut Fußball gucken kann. Die Bar war zu New Yorker Mittagszeit um 14.15 Uhr logischerweise leer, auch weil Wall Street nicht weit davon am Montag weiter crashte. Der irische Pubbesitzer schaltete fix SKY ein und ich konnte mir 90 Minuten anschauen, in denen Bochum nicht einmal (!) aufs Tor schoss, meiner Meinung nach unverschämt. Dabei trank ich drei Bier und fror wegen der Klimaanlage in einem dunkelen Raum mit vielen ManU-, US-Team-, Red Bull New York- und Newcastle-Trikots.

Der selbsternannte Aufstiegsfavorit - laut Friedhelm Anwärter auf den ersten Platz - hatte schon 20-30 Minuten das Spiel hintenrum weitesgehend im Griff und mein erstes US-Budweiser schmeckte scheiße wie immer und ich sah noch Dinge, die zwar nicht schön waren, aber auch nicht ganz so schlimm. Das sollte später kommen - die schlimme immanenten VfL-Langeweile. Das hatte Kollerstyle, nur eine Liga tiefer.

Die Aufstellung sollte für viele (über?) kritische VfL-Fans eine leichte Provokation darstellen, denn mit den beim Pokalspiel unterirdischen Bönig und drei Sechsern, dazu wieder nur mit einer Spitze, da will man nicht wirklich ein Tor machen, sondern nur etwas verhindern. Und man machte dann auch keins. Und das war verdient. Leider.

Die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitete unaufgeregt, doch Slavo fiel nur durch dumme Fouls auf, Bönig ebenfalls. Er sah vorerst Gelb.

Der Ire, dem die NY-Kneipe gehörte, erklärte mir überraschenderweise, dass er “Irish” sei und “nicht British” sei. Ach nein, genauso überraschend schien für den 6000 km entfernten Funkel zu sein, dass Vogt, Dabro und Johansson keine Offensivaktionen einleiten können und es auch nicht taten, wenn dazu Flügelstürmer stumpf wie alte Rasierklingen sind, kommt nix nach vorne.

Ich bestellte dann ein Münchener Spatenbier, doch Bochums Spiel wurde einfach nicht besser, weil es nicht besser werden konnten mit 8 Leuten, die nur das Spiel verhindern sollen und zwei Leuten, die völlig in der Luft hängen.

Bönig war in der 34. Minute vom Feld geschickt worden, weil er wieder mal zu langsam war und einfach dumm agierte. Er ist damit schon der 2. Bochumer der vorzeitig duschen musste. Wenigstens gewisse tumbe Härte zeigte das Team, das anscheinend nicht willens war - oder in der Lage - vernüftig konstruktiv Fußball zu spielen.

Ist es das System des VfL, in das Funkel die Mannschaft presst, können sie es nicht besser oder quälen sich die Bochumer Spieler nur noch zum Wochenendkick? Wo ist die Effizienz des Vorjahres hin? Wo ist irgendeine Form von Esprit?

Diese Fragen wird Funkel beantworten müssen sollte, man gegen Pauli verlieren (mit einer solchen Nichtleistung!) und verliert dazu noch unglücklich in Berlin!

Freier und Bönig - aber auch der ewig mit Steinhaus hadernde Dabro  - haben ihre beste Zeit hinter sich und zeigen zur Zeit einen schlimmen Altherrenfußball. Der Trainer stellt nicht nur diese Spieler immer wieder auf (wie er letztes Jahr zulange an Mavraj, dem Sertben und Co festhielt), er spielt ein System, wofür ihm die Spieler fehlen und er ist viel zu “feige”/vorsichtig und redet dann immer wieder von dem, was er ändern wolle, und Funkel ändert faktisch wenig. Daher sehen wir Woche für Woche die gleiche Grütze, sogar wenn man den Kontinent wechselt und exotisches Bier probiert.

Die zweite Halbzeit wurde eine erneute Folter mit Bostoner Lager (das kann nicht EUER Ernst sein, liebe NHL-Sieger?) und einem Spiel, wo eine Rostocker-Hammerwerfer Elf uns auch noch einschnürte. Verrückt. Das 1-0 per HRO fiel dank der Latte nicht und 50 Bochumer und ich - und die vielen vor dem TV - werden sich gefragt haben, ob sie es nicht so ruhig angehen, quasi “easy taken”, dass sie demnächst “was anderes machen”, als sich diesen Mist ansehen und dafür noch Eintrittsgeld und TV-Gebühren bezahlen.

Neben mit saß ein AMI, Mittags um Drei, guckte Barca gegen Panathinaikos mit 75% Ballbesitz für Barca (!) und meinte trocken, Barca sei wohl ganz gut - ein Kenner….

Aber auch der hätte gesehen, Bochum in Rostock, das Doppelpack der grausam Unvollendenten braucht kein Mensch. Während ich diese Zeilen schreibe, gab es drei Falsche Feueralarme im Hotel und das war ebenfalls spannender als das, was Funkel in vier Pflichtspielen anrührte, auch wenn das Desolate des Vorjahres fehlt.

Davon bekommt man nur einen “Nervenzusammenbruch”, wenn man über die resultierenden möglichen Konsequenzen nachdenkt: Ein drittes Jahr zweite Liga - ohne Funkel - und mit brutal kleinem Etat, da kann man sich schon mal an HRO anlehnen, Herr Schwenken und Todt. Und einem Slavo Freier, der im xten VfL-Jahr keine Mülltonne umspielt…

Das Fazit muss ein schnelles Umsteuern mit Inui, Aza, Tese und Ginczek sein, denn sonst werden wir 5. hinter Fürth - und Funkel macht alle Anstalten seinem Image gerecht zu werden, “schlimmen Fußball” spielen zu lassen.

 

Tom, Manhattan Commando 2011

 

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