Funkelt der Bergmann im Abendrot nicht herrlich?

Die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals ist für Fans des VfL Bochum eine stets wiederkehrende, schmerzhafte Prüfung, ganz wie für die biblisches Figur des Hiob, an dem Theologen gerne die Frage erarbeiten, “warum Gott das Leid zulässt” (Depeche Mode schrieb einfach “blasphemic rumors”!). Dieses, als Theodizeefrage bekannte Konstrukt, könnte für den durchschnittlichen VfL Fan in etwa ”das Problem des Erreichens der dritten Hauptrunde des Pokals des deutschen Fußball Bundes sein”.

Stets sind es ekelige Prüfungen in der Provinz oder sportlich (viel) zu hohe Hürden sowie schlicht die eigene Unzulänglichkeit, die den Fans des Vereins für Leibesübungen Bochum 1848 e.V. schon meist im Oktober lehrt, dass der November noch grauer wird als letztes Jahr. 1968-1988- never again -, so guckt der leidgeprüfte Bochumer mittlerweile auf die Pokaltradition eines Clubs, der meist in der 2. oder 3. Runde die Segel streicht. Selbst ein notorischer Tieffliegerverein wie RWE macht manchmal im Pokal Furore, wir nicht. Das T-Shirt, “Dreimal ist Bochumer Recht”, wird schon im Schrank von Motten durchsiebt.

Morgen ist wieder so ein Tag, wo man Angst vor hat. Der Dienstag stellt eh den Tag dar, an dem Wochenendeuphorie endet. Mittwoch ist schon näher am Ende der Woche. Dazu kommt morgen die für Bochums Vorstand unangenehme Situation, dass kein anderer als Heiko Herrlich Trainer des Neunten der Regionalliga ist. SpVGG Unterhaching, das komische Bobteam aus Münchens Speckgürtel, das erste Dorf noch weit vor Hoffenheim in der BL, will mit einer blutjungen Truppe, blutleeren Altstars wie Dabro, Malle oder Minderbegabten wie Kopplin das Fürchten lehren.

Hatte Ernst das Problem in der von Koller regelmäßig sedierten Truppe erkannt - und versuchte es mit Herrlich anstelle von Büskens zu bekämpfen -, scheiterte der Ex-Gladbacher-Ex-BVB-Stürmerstar von 1995-1998 nicht an der Analyse (zu viele Huschen und Nixkönner, zu wenig Herz!) und guten Vorsätzen (Ignore BILD!), sondern an der geschickten Umsetzung (Osterhasen!) des Problemfeldes VfL-Team. Ihm wurde ein cholerischer Führungsstil vorgeworfen und die von mir gewünschten “herrlichen Zeiten” wurden zum Alptraum: 10 Spiele, ein Gammelpunkt in Freiburg: Den furiosen Untergang gegen Hannover 0-3 mit 10.000 Roten durfte D.Wosz begehen! Dann holte man Routinier Funkel, der mittlerweile in Aachen mit seiner Idee vom Fußball die Menschen erschreckt.

Doch Dienstag geht es für Bergmanns Truppe um mehr als nur um viel Geld (500.000 Euro?) und möglichst Schalke, BVB oder Bayern als Gegner für Prestige und TV. Es sollte um die Spielerehre gehen, denn diese immer noch beim VfL spielenden Profis (Concha und Bönig sind verletzt) haben Heiko H. ja so gehasst laut Günna. Können sie morgen mal zeigen, oder? Mal das mutige Kaninchen sein….

Slavo Freier fehlt dank Buckley, dafür kommt laut KICKER Ginczek ins Team, Inui rückt nach links, Federico nach rechts (wenn auch etwas langsamer als man erhoffen könnte!): Sonst wird Bergmann nun mal ein Team sich einspielen lassen gegen Münchens junge Nummer Drei. Ob die “Chinesen” Tese und Inui wieder 4-5 Hochkaräter liegen lassen, entscheidet das Duell morgen sicher mit.

Es wird weder einen Hexenkessel geben der Vorstädter noch werden die 150 Bochumer irgendwie Einfluss darauf haben, ob unsere Truppe mal den Gegner beherrscht, wie man es erwarten könne.

Es ist Pokal und der hat seine eigenen Regeln, nicht nur in Bochum. Aber in Bochum gilt, jetzt mehr als je zuvor, wir brauchen den Pokal. Ein Endspiel in Berlin ist soweit weg, wie der nächste Sommer oder der in drei Jahren. Aber gegen Herrlichs Truppe zu verlieren, das könnte sogar die Lethargie in Bochum auftauen lassen. Vor allem, weil Herrlich noch zum Besten gab: “Kämpferisch und spielerisch können wir mithalten!” Das heizt die Stimmung an. Und das wollen unsere weichgespülten Profis sicher nicht….

Tom, CB’93

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