Arividerci intelligenza!

Das waren wirklich keine schöne Minuten als die hupenden Alfa Romeos an mir vorbeifuhren und die rot-weiß-grünen Farben Italiens in Köln flatterten, wie eine riesige, chaotische Karawane des kleinen Wahnsinns schlängelten sich die Stiefelfans Richtung Kölner Ringe, um dort den fast vorhersehbaren Sieg zu feiern, den Sieg über ein Deutschland, was normalerweise von der Papierform her gesiegt hätte, gegen ein gutes, aber nicht zu gutes Italien.

Dabei hatte man trotz einer überraschenden Aufstellung von Kroos als Pirlobewacher gut begonnen, Hummels hätte das 1-0 machen können. Die vielen tausend deutschen Kehlen in Warschau sangen die Spagettis in Grund und Boden. Die Stimmung der Commandanten live in der Arena war gut, auch ohne Goldkehlchen Calle.

Auch Oldie Buffon war zunächst noch nicht so sicher, Poldi, Gomez und Schweini wollten zunächst ihre Aufstellung rechtfertigen, sie sollte sich hinterher als bitterer Fehler Löws erweisen. Die 2-3 Chancen zur Führung wurden nicht genutzt, die selbstbewußten Azzuri starteten nun ihre Offensive. Altherrenzehn Pirlo ging in die eigene Hälfte, Özil mischt mit, ein langer Pass auf links, der Italiener (Cassano?) läßt Boateng und Hummels (auch er machte wieder seine Fehler!) stehen wie Schuljungen, eine Flanke und Badstuber ist am Boden festgeklebt und Balotelli nickt per Kopf ein - 1-0 nach 20 Minuten, ein Schock fürs Team . Nicht die einzige Abwehrschwäche des Bayern, der am Ende nicht mehr wusste, wohin er laufen sollte.

Das war gar nicht das Genie von El Loco Balo (”gegen Spanien schieß ich vier Tore!”), das den lieben Schwiegersohn Badstuber verwirrte, das war seine Gehemmtheit vor dem Angstegner oder mangelnde Agressivität in so einem EM-Halbfinale, dass den Spieler schwach aussehen ließ, wie auch andere ausgebrannte Bayernkollegen. Es war der leere Kopf der Bayernspieler, dass es wie Wiederauflage des CL-Finales FCB gegen Inter 2010 erscheinen ließ. Warum nur in diesem wichtigen Traditions-Match? Klarer Sieg der Italiner in Richtung Ehrgeiz, Mumm und Willen.

Hatte Löw seine Spieler durch Wechsel verwirrt? Hatten sie zuviel vom taktisch versierten Italien gelesen und dem superstarken Super Mario auf Smarties? Hat Löw zu wenig auf Gladbacher, Dortmunder, Schalker und Leverkusener gesetzt? Waren die Bayernspieler zu müde im Kopf?

Pennte Lahm bei einem langen Pass des “deutschen Azzuri” deshalb und hob das Abseits auf ???? Balotelli nahm den Ball frei vor dem Keeper auf und drosch ihn an Neuer vorbei. Zwei Schüsse, keine Chance für den Keeper (der ganz am Ende nach dem 1-2 noch gut mitstürmte, besser als die starksende Giraffe Gomez?).

Die Deutschen waren total geschockt und Löw korrigierte mit Reus (später Schürle) und Klose seine Fehler zur Halbzeit. Das 1-2 wäre es gewesen, aber es fiel durch einen Foulelfmeter des schlechten französischen Schiris durch Özil viel, viel zu spät. Dazwischen wackelten die weißen Defensiven, vor allem der total überforderte Badstuber, immer wieder.

Das 3-0 fiel nicht, wäre aber möglich gewesen. Einmal vergaß Holger B. sogar das Tor zuzumachen und lief nach innen, ein F-Jugendfehler, der Italiener rutschte aus. Deutschland spielte einfach schlecht, außgerechnet gegen den Nachbarn.

Es war sogar schlimmer als die Pessimisten es befürchtet hatten, das Halbfinale war nach Balotellis Menstrip verloren. Das Italien Berlusconis, eines der schlecht gebildetsten Europas, feiert nach vieler rassistischer Hetze den ersten Afroitaliener in der Squadra Azurri und der sich selbst. Welch Ironie - ein Kind mit dem Po in Nutella - wird von der rechtspopulistischen Presse als “Merkelficker” gefeiert. Das ist als wäre Mussolini von einem Kommunisten vor dem Erschießen geretettet worden. Das geht nur im Italien.

Das Szenario hat die Kanzlerin auch Löws Strategie des stets fairen Zweikampfs zu verdanken, der zu - sage und schreibe - einer (!) gelbe Karte in der 94. Minute führte. Diese fehlende Agressivität (nicht der Wille!) plus grobe taktische Fehler des Trainers plus dem Nimbus ließ eine sehr talentierte, deutsche Elf unterliegen und die Italiener sich feiern, in dem Gefühl, endlich was zu taugen und in was groß zu sein. Der alte Traum Italiens … anerkannt zu sein.

Dabei wurde in Rom, Neapel und Mailand und anderswo wieder der Verstand über Bord gekippt. Brot und Spiele kennt man, das kennt man dort seit über 2000 Jahren….

Tom, CB’93

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