Patient on fire

Diesmal wird der Spielbericht ziemlich kurz: 26. Niederlage, verdiente Niederlage: Bochum spielt die erste Halbzeit wie ein Drittligist: keine Idee, kein Laufen, kein Pass kommt an, ohne Torwart. Heerwagen rettet gegen Chihi direkt vor uns im N-Block (da hing auch das begehrte Banner), bevor er gegen den schnellen Ujah völlig unmotiviert aus dem Kasten kommt, um einen Maltritzstellungsfehler auszubügeln: 1-0. Logisch, der VfL Bochum bot nix an in Köln in den ersten 30 Minuten. Die 2-0 Situation durch McKenna hätte - nach seinem 0-1 per Kopf in München - bekannt sein müssen: Nein, 2-0 des eigentlich blinden Kanadiers war zwar umstritten, aber ein weiterer Torwartfehler. Heerwagen wieder sauschlecht (Kickernote Monntag sollte 6 sein!), genau wie bei Rothenbach und Chaftar, die demnächst fürs “Aktionsorgenkindteam” spielen müssen! Das ist gar nichts. Demnächst einen Fan aus der Ost per Voting spielen lassen, der dann mit Stolz das Leibchen trägt. Der macht es besser als Aydin beim 3-0 durch Ujah. Aua, Zweilampfverhalten mies, auch wenn Wettkampfpraxis fehlt. Wieder guckt Heerwagen nur zu, fast als wäre er ein englischer Torwart! Unfassbar diese Defense, unfassbar harmlos der Sturm und das Mittelfeld.

Das 3-1 durch Gelashvili in der 90. Minute brachte uns Bochumer die Qual, dass der Georgier das Trikot küsste. Igitt. Was kommt demnächst? Iashvili bei einer Misswahl in Tokyo? Maltritz in Strapse zur WM nach Brasilien? Sinke beim Tango mit Elton John? Chaftar inna Vegasshow: Bah!

Da wir Cbs stoffhaltiges Bier hatten, machte es die Situation so erträglich, dass wir uns feierten und Spaß hatten. NOCH! Es sollte noch richtig doof werden….

Die erste skurile Situation spielte sich hinter dem N-Block ab. Ein Typ (Ultra?) ohne Fansachen schmiert einfach so einen dicken FC-Ordner um und geht weg. Schräg. Der Typ schreit komisch, schüttelt sich und steht wieder auf, dann kommt ein Oberordnerfraggel und lässt uns einkesseln, während wir “Wen lieben wir -UNS!” intonieren! Der Funkemann sagt, “Wir haben hier Bochumer, das ist ein Problem”.

Wieso, war doch für die Kölner Fußballmannschaft auch kein Problem!

Da sind wir noch 18 Leute vom Commando. 7 fahren dann nach Hause, der Rest zieht zu Patients “Schwager” mit Kölnschal in den Beachclub Cologne. Da müssen die ultraaffinen Leute uns bereits gefolgt sein. Die hatten uns schon im N-Block gescannt, aber das wusste ich da noch nicht. Wir gehen hinter die Süd zu dem SpoHoladen, mit dem roten Bannerrucksack. Wir hatten das zwar vorher problematisiert mit Patient, aber uns denooch dafür entschieden, es mitzunehmen. Ein Fehler, der sich bitter rächen sollte. Die Kölner Teens folgen uns oder informieren Leute im Beach Club. Wir gehen da zu fünft rein, die anderen hängen (noch) nach!

Ich tippe auf meinem Handy rum, nachdem ich die Kölner Kollegen vom Patient begrüßt habe. Keine Lust über das miese Spiel des VfL zu reden, surfe ich im Netz bei Spiegel online statt aufzupassen. Die schwarz gekleideten Herren schleichen sich, ohne was zu sagen, an - und wollen die wertvolle Bannertasche! Ich sehe eine Schlägerei neben mir und ordne diese eine Sekunde anderen Leuten zu. Dann sehe ich ein Gezerre um den Rucksack von 7-8 Leuten und Patient mittendrin. Ich raffe gar nicht so genau, worum es geht! Wer sind die Leute? Hä?

Ich versuche dann ranzukommen und schaffe es nicht. Patient blutet aus dem Mund, hat aber das Banner noch! Ein Glück! Die Ordner des Ladens schaffen uns schnell raus (arbeiten letztendlich auch mit denen zusammen!) und wir stehen zu fünft vor dem Laden und da kommen Kai und Marcel, meine Kölner Arbeitskollegen, dazu noch die 8 vom Junggesellenabschied von Schappi, und alle diskutieren erregt, was los war.

Ein Späher der Gruppe steht schlecht unbeteiligt an der Ecke und Patient will auf ihn los und er tut so, als würde er zufällig da stehen, reagiert aber auffällig auf die Provokation! Nennen wir ihn Camouflage-Jack!

Dann kommen Leute, die dazugehören und “tun auffällig unbeteiligt”. Hollywood am Rhein wie GZSZ. Der Velberter sagt dem Kölner, er habe zwei Leute mit Hordesymbolen gesehen! Der Typ holt sein Käppi runter und sagt, hab ich auch, sei Zufall. Aha, soso.

Man könne das nicht pauschalisieren und sagen, dass sei die Horde gewesen! Die Hools vom Dresdenspiel vor den Jahnwiesen warens sicher nicht. Doppelt so alt und zu lächerlich die Aktion für Red Army oder Südstadtboys.

Wir diskutieren derweil, wie wir ins Krankenhaus kommen, um Patient eventuell nähen zu lassen. Die ganze Zeit stehen in einer Ecke Leute und glotzen uns an! Wir ignorieren das, Fehler Nummer 2.

Dann halte ich einen Wagen der Johanniter an: die erklären uns den Weg zum Krankenhaus in Lindental! Aber fahren wollen die uns nicht! Auch ein Witz.

Dann beraten wir uns (vom Diskussionscommando) und entscheiden uns, zu mir in die Stadt zu fahren, um das Banner und Fansachen wegzubringen. Der letzte entscheidende Fehler das so spät zu tun.

PatientIN übergibt mir das Banner, in der roten Tasche, die Taxen stehen 50 Meter entfernt hinter der Süd und ich denke, rein ins Taxi und weg. Zu spät, wie ich gleich sehen werde. Ich sehe zwar noch keine Leute, laufe aber trotzdem los. Stephan, Benny, Kai und Marcel folgen mir, die Lütgendortmunder rauchen noch einen, Patient und Mareike wollen ins Krankenhaus mit Mareikes Bruder. Und bleiben stehen!

Ich habe noch 20 Meter zu gehen, da kommen irgendwie ultrastyle Leute aus dem Nichts, ich kriege Schläge und Tritte von hinten ab, alles geht ganz schnell. Ich sehe die Leute aber nicht genau, weil ich das Banner versuche zu schützen. So fühlt man sich vermutlich als Footballer. Für die Miami Dolphins spiele ich nicht mehr, einen incomplete pass kann ich nicht mehr spielen. Ich bin fast am Taxi, als sie mich mit 20 Leuten umkreisen. Ich denke “Scheiße!”. Die anderen Freunde sind aus meinem Sichtfeld. Marcel versucht mir zu helfen und brüllt “Ich bin selber Kölner!” , dann schlägt ein großer Glatzkopf ihn mehrfach. Seine Hose geht dabei kaputt, ich verliere einen Ring und das Banner wird mir von zig Leuten unter Schlägen und Tritten entrissen, dann lassen sie von mir ab. Ich rette mich ins Taxi, das sich weigert loszufahren! Scheiße zum Quadrat! Denken auch Velberter, Benny und Kai! Wir stehen! Wir wissen nicht, was los ist!

Der Taxifahrer ruft die Polizei und ich denke “Scheiße, scheiße, scheiße, nix abgekriegt, aber das Banner ist endgültig weg!”. Dann steigen wir wieder aus und sehen die schreiende Patientin auf dem Boden. Das Banner um den Bauch. Sie liegt auf ihrem Freund, der stärker blutet, und weigert sich der Sanitäterin das Banner so geben! Ich denke, “die hat den Kölnern das Banner abgenommen? Ich bin doch nüchtern, das kann doch gar nicht sein!” Ich bin überfordert!

Sie schreit, “ihr kriegt das Banner nicht”. Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Der Patient liegt am Boden und wird behandelt!

Er hat sich wohl das Banner von 20 Kölnern wiedergeholt, ich weiß aber nicht wie. Ich werde von der Polizei gebeten, eine Aussage zu machen, doch ich kann ja keine einzelnen Leute identfizieren! Mareike lässt das Banner nicht los und kümmert sich mit ihrem Kölner Bruder um unseren Bannerhelden Patienten. Er hat das geschafft, was die Gladbacher Ultras nicht schafften. Ein Banner gerettet, das Kölner wollten. Wieder kommen die Passanten, die zu der Gruppe gehören und tun betroffen: Der Kurs “Darstellen und Gestalten” oder die Theater-AG nimmt ihre Rolle sehr ernst, denke ich. Das ist wirklich weird. Leute beklauen wollen, treten und schlagen plus scheinheiliges Nachfragen. Motto: Ich bin ein Mitbürger und mache mir Gedanken. Das ist echt ne schräge Nummer! Das Pärchen mit einem großen, dunkelhaarigen Typen ist die ganze Zeit dabei! Ob die wohl auch dabei waren, als Pezzoni besucht wurde? Oder wenn Poldi Sex hatte?

Diese Nachwuchs-Ultras, “Hooltraz”, wie Benny sie im Pilz-Gedächtsnis-Stil nannte, müssen jetzt erklären, warum sie sich von einem einzelnen Pärchen (!) das geklaute Banner wieder haben abnehmen lassen! Dazu hat man eine Frau und ein Kölnfan verprügelt!

Ich schlage vor, “Waren krasse BO-City-Hools- Die waren 50, wir nur 20, keine Chance”. So, nun liebe Horde, Coloniacs oder Boyzs oder Ultras von Köln oder rot-weiße MitbürgerInnen, nun wieder fein Schaufel und Förmchen rausholen und demnächst auf Malle in Magaluff den Engländern den Stuhl klauen! Voll ultramäßig….mit Handtuch! Das war ultraschlecht und so peinlich, dass selbst ein Gladbacher oder Düsseldorfer mit Euch Mitleid hätte.

Ich wäre gerne bei Euch in der Kneipe gewesen und hätte Eure dummen Gesichter gesehen beim Erzählen dieser Geschichte! Wieviel waren es, die sich das erbeutete Banner zurückholten? Zwei, äh eher einer? Und ihr? 25 !!!

Tom,CB’93

P.S.: Danke an Julien vom Klüngel, der Patient im Krankenhaus besuchte. Ehrenmitgliedschaft vor Patient!

 

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