BSA

Wenn ich an Birmingham (nicht in Alabama/USA) denke, dann denke ich natürlich an Aston Villa und ihren überraschenden Sieg Anfang der Achtziger über die Bayern im Landesmeistercup. Wie Nottingham Forest (gegen den HSV 1979) war Villa vor dreißig Jahren mal ‘ne große Nummer. Die Farben, die auch die Farben von Trabzonspor sind, hatte Carsten Müller, ein Kumpel aus Laer, immer als Schal neben seinem HSV-Schal. Dass Birmingham nicht schön sein soll, behaupteten Engländer bei der WM 2006, als ich sie fragte, welches die hässlichste (!) englische Stadt sei (quasi ein Anti-York!). Also, weniger glamorös als London, weniger hip als Manchester und weniger musikaffin als Liverpool, stellt Birmingham die Heavy Metal Szene Englands der Sechziger dar. Dazu gab’s da Rüstungsindustrie und überhaupt viel schwere Industrie, die dann wie überall ihren Niedergang hatte. Die Birmingham Small Arms, BSA, haben Motoräder und Autos hergestellt, aber das ist in Deutschland so unbekannt wie der Birmingham FC.

Als Aston Villa damals noch rockte, war Bochum durchgehend in der 1. Liga und England war im Europapokal die Macht, long ago. Diese Zeit wünschen sich beide Kontrahenten sicher zurück, aber heute ging’s erstmal um Standortbestimmung für beide Teams. Die neuformierte Mannschaft Neururers läuft eine Woche vor dem Start in Union Berlin eventuell so auf:

Luthe (Kap.) — Bastians - Maltritz (Vize) - Fabian - Freier — Tiffert - Jungwirth — Cwielong - Latza — Tasaka — Sukuta-Pasu

Dass Butscher, Aqua und Aydin auf der Banke waren, mag ein Fingerzeig für den Start So 15.30 Uhr in der alten Försterei gewesen sein. Es sah passabel und intensiv aus, was Bochum gegen die zunächst defensiven Gäste zeigte, allerdings ohne sich allzu viel Gross-Chancen zu erspielen. Bochum war besser am Ball, zweikampfstärker (und PHYSISCH größer), doch derdirekte Zug zum Tor fehlte ähnlich wie letztes Jahr.

Man kombinierte bis vor das englische Tor, in dem nicht Shay Given stand, aber vorne fehlte auch der VfL-Killer. Aydin kam und zeigte, wo es bei ihm hapert und “Notlösung” Engelbrecht zeigte auch nicht, warum er in die Startelf soll in Wochenfrist.
So gingen 2-3 Chancen vorbei, doch die Gäste in Blau(grau)-Weinrot (wie Trabzon) standen sehr tief und sollten körperlich dagegenhalten, auch weil hohe Bälle an diesem Sommersonntag nicht unbedingt das richtige Mittel waren. Was gegen diese Engländer nicht funktionierte, kann in einer Woche beim Berliner “Geheimfavoriten” funktionieren.

Cwielong war präsent und wach, Sukuta-Paso zweikampfstark bis zur 70. Minute, aber das Tor traf keiner der blauen Boosters. So war denn das 0-0 zwar leicht schmeichelhaft für die Briten, aber auch nicht ganz unverdient. Der schottische Gästecoach Paul Lambert wollte in Bochum siegen (nach dem schwachen Auftritt in Paderborn) und wechselte munter durch, Testspiel halt. Dann kann man das Gegentor Maltritz oder Luthe zuschreiben, das 0-1 fiel defintiv per Kopf und zwar aus dem Nichts, aber dann spielte nur noch Villa und Bochum wackelte nun auch hinten bedenklich. Der VfL war in der 1. Hz nicht geprüft worden, nun brannte es in der blauen Viererkette und im Mittelfeld. Ein Dabrowski, der heute verabschiedet wurde nach 7 Jahren Bochum, konnte nicht mehr helfen.

Es kamen bei Bochum Aydin, Bulut, Butscher, Aqua, der Isländer Adler, Engelbrecht und die Westfalen befreite sich etwas aus dem Würgegriff des (unteren) englischen Erstligisten. Dass das 0-2 nicht fiel, sollte in der 70. Minute noch Glück sein, ab der 80. agierte wieder der VfL vor 7.300 Livezeugen wie ein Heimteam. Das 1-1 fiel eigentlich aus einer Ballverhaspelung von Aydin, doch Tasaka beendete das Spiel in 10er Manier mit einem Schlenzer in die rechte obere Ecke des Tores vor der leeren West. Ein gutes Omen?

Dann war Schluss und 150 Angelsachsen feierten einfach weiter. Es war ja Bochum-Total und die Bollock Brothers waren groß…richtig, Anfang der Achtziger und man konnte von der Erinnerung leben.

Mit diesem knappen Remis verlor Bochum nicht nur nicht gegen Enschede, Münster, Aston Villa und Velbert, sondern nur gegen den CL-Teilnehmer aus Leverkusen. Das hört sich ganz gut an fürs neue Gespann Neururer/Hochstätter, die mit dem 13. im Etat der 2. Liga versuchen müssen aus Bochum eine Maus, die brüllt, zu machen - gegen Größen aus Kaiserslautern, Fürth, Düsseldorf, Köln, Sechzig, Union oder Pauli.

Heute sah’s ziemlich passabel aus (wenn auch teilweise öde) - wie die neuen Trikots. Die Außenverteidiger sind besser als vor einem Jahr gegen Viktoria Köln, doch im Sturm ist - ohne den Neudresdener Dedic - nun alle Last auf Sukuta-Pasu und Aydin plus Engelbrecht - da fehlt noch was, ein Striker, den wollen ja alle.

Man hat noch eine Woche bis zum Unionaufgalopp und ein paar Wochen bis zum Ende der Transferperiode. Die Zuschauer gingen entspannt nach Hause und freuten sich auf ihr Restwochenende auf der Couch. In 7 Tagen geht’s los und wenn man an der Wuhlheide nicht verliert, dann kann man gegen Dresden und Pauli mit mehr Resonanz im Ruhrstadion rechnen, auch wenn Peters 20.000 (!) Dauerkarten wohl nicht erreicht werden.

Aber wir sind hier in Bochum optimitisch und junge Spieler plus ein paar alte sollten eine Hierarchie hinkriegen, die ausreicht, nicht mehr so saftlos wie letztes Jahr zu wirken und dann kriegen Kramer und Co doch noch mal Lust auf Fußball in Bochum…

Tom,CB’93

P.S.: Makko und Björn, Fussek geht wieder LOS!

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