Hier regiert der S04

Part 1:

Das Wochenende des VfL Bochum als Gesamtverein begann mit dem Auftritt der abstiegsbedrohten Amateure im heimischen Ruhrstadion gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten Lokalkonkurrenten SG Wattenscheid 09. Derbytime in TOWN begann mit dem Protagonisten dieser Zeilen mit massig Polizei 90 km entfernt am Kölner Hauptbahnhof. Man war wohl nervös, weil die Karlsruher schon in Köln randaliert hatten und erwartete die Ostwestfalen-Rowdies, die ja auch zum Maiabendfest nach Bochum kommen werden. Doch das, was mich traf, ist die willkürliche Gleisverlegung am Hauptbahnhof, die weder auf dem Plan noch auf dem Gleis elektronisch sichtbar wurde. Als ich dann zum neuen Gleis rüberkam, war der RE überpünktlich weg, was dazu führte, dass ich mit dem RE 5 Richtung Emmerich nach Duisburg fuhr. Nach Duisburg will man ja nicht immer, vor allem dann nicht, wenn man bescheuerte Dortmunder Familien trifft, die auf dem Weg zum BVB sind. Bah, ekelhaft. Was der nicht dauernd Zugreisende nicht weiß, es gibt Samstags nicht so viele S-Bahnen (von Duisburg nach Bochum). Um ehrlich zu sein, Bahnfahren und die daraus resultierenden Alltagsprobleme des Zugverkehrs und seiner Automaten, sind nicht nur für DIE 20 % der Schüler schwierig, die stille Quote ist bestimmt höher. Ich bin um 13.56 Uhr in Wattenscheid mit dem nächsten RE 1 und könnte da aussteigen und die Leute beschimpfen, aber naja, keine Lust, irgendwie bescheuert alleine. Außer man ist Schalker, dazu später.

Als ich um 14.10 Uhr an der Ostkurve ankomme, werde ich erst mal aufwendig durchsucht für 4. Liga, nachdem ich meine Wechselkarte (ohne VRR!) geholt hatte. Da fällt das 1-0 für unsere Amas durch Göttel und 2800 Bochumer jubeln. Die Wattenscheider Fans hatten wohl zu Anpfiff Pyroshow gemacht und nun Schweigen in Schwarz, wie passend ;-) )))  Erst mal aufs Klo und da sagt ein VfL’ler zum anderen: “Hömma, heute seit Acht Uhr gelötet und heute bei diesem Scheißspiel dabei, och nee!” Fast wie bei der ersten, denk ich schelmisch, doch es stimmt nicht. Denn es fällt nach 28 Minuten das 2-0 wieder durch Göttel, und vom Block O rechts feuern wir die furiosen BO-Amateure an. Bochums kleine Blaue mit viel Schwung, Leidenschaft und positiver Körpersprache, sie wollen echt. Allerdings auch nach hinten weniger effizient, als die großen Blauen, das 2-1 fiel sehr schnell und kurz danach ließ ein Schwarz-Weißer dem Keeper Dornebusch keine Chance beim 2-2. Da hatten die 09er ne Chance aufs 2-3, aber der Pausenpfiff beendete die Vorstadtscharade. Man ist gespannt auf die 2. Häfte nach 4 Toren in der 1. Hz.

Nach der Pause stürmte nur der kleine VfL mit Gündüz, Bulut und Co (ohne Kreyer und Klostermann, die spielen beim FCK-Aufgebot So eine Rolle) und gerade die Flügelzange des VfL erspielte sich immer wieder Chancen und nutzte Lücken im Wattenscheider Verband, wo Thamm die Fäden zog. Wattenscheid spielte im Gegensatz zu einem Auftritt bei den Kölner Amateuren das Spiel ihres Lebens, vermutlich, weil es für sie das Spiel ihres Lebens war.

Die Auswechselspieler der 09er wurden von der Ost mit Nettigkeiten bedacht, wo sich Alles im wohligen Ganjaqualm bewegte. Dass Bochums Amas nicht das 3-2 machten, lag nicht an den mangelnden Torchancen, nein, auch hier fehlte der Striker neben Göttel (Kreyer im Profikader, da bleibt er wohl wegen der Aydinverletzung). Bochum hatte Ballbesitz, aber keinen weiteren Vollstrecker. Dass das 2-3 für Wat schon fast aus dem ersten Konter gefallen wäre, nach langer Zeit ohne Wattenscheider Entlastung, ist leider wahr. Doch als das 2-3 dann fiel, waren die tapferen VfL-Amas geschockt und hatten nur noch 5 Minuten. Jubel der Vorstädter, Provokationen am Zaun in der Ost zwischen Ersatzspielern von 09 und Fans, das sind Derbysplitter. Es war halt kleines Derby, irgendwie.

Es bleibt das einzige Stadtderby im Ruhrgebiet, was je ein Pflichtspiel in der Bundesliga war. Es endete sehr schmeichelhaft für 09 mit 2-3. Es war das kurzweilige Derby, hoffentlich kommt es zum großen nie. Dazu muss der VfL Cottbus und Arminia zu Hause nicht so glücklich siegen lassen, wie es gestern die Amateure taten und weiter auswärts punkten.

Bochums Fans sammelten sich hinter der Ost und zogen zur Kreuzung Polizeirevier-Castroper Straße am Stadiongrill und warteten auf die 600 Gästefans. Die feierten im Block und merkten dann, “Scheiße, so kommen wir nicht hier rasu!”. Auf dem Hinweg waren sie in Busse verfrachtet worden, nun gingen ein paar ohne Fanschals nach einer Zeit an der Seite raus und hinten am Stalli. Doch 150 Bochumer warteten feixend auf die 09er, die ihre Ultras in zwei Bogestrabusse verfachteten. Niemand kam und die Bochumer sahen plötzlich vier Typen beim Griechen auftauchen. Die Polizei sprerrte mit einer Kette alles auf ihrer Seite ab.

Sie, die vier Fans, gingen auf einen Toyota zu, als ein Typ sich unerwartet zum “Mann des Tages” machte. Ohne erkennbaren Grund und Sinn, immerhin warteten 150 Leute auf ein Startsignal, das niemand geben wollte,  rief er hier: “HIER REGIERT DER S04!” und alle guckten zunächst gespannt auf den Konsumenten merkwürdiger Drogen: “Kennt den jemand???” sagte einer und “Nee!” ein anderer…. Plötzlich liefen 20 Leute auf den Superschalker los, seine Kollegen ab in die GE-Karre, die nun Tritte einsteckte und einen Spiegel verlor. Hagelschaden! Der Typ, der souverän wirken wollte und auch wohl voll war, verlor seine Contenance und wollte weg. Doch er konnte nur durch Polzeischutz aus der Situtation ohne zerbeulte Fresse raus. Ein Polizist fragte ihn, was ihn geritten habe, das zu singen, doch so ein Schalker kann erstaunlich beratungsresistent sein. Ist einfach so.

So mussten seine Kollegen weiter hinten am Hotel parken und er wurde nun von der Polizei begleitet, wie ein C-Promi, weil er ja nun nicht mehr nach Hause konnte im Auto seiner Freunde, die sich sicher bei ihm bedanken werden. Er war der “Tor des Tages” und die Frage, warum Schalke immer mit solchen Heiopeis auffält, stellt sich ja nicht wirklich.

Ein lustiger Tag, mit einem schrägen Ende. Der Spieler Bulut musste mit dem Krankenwagen weggefahren werden und die Fans der 09er kamen auch irgenwie nach Hause!

Part 2:

Wichtig für Bochum sollte vor allem das Spiel der Profis am nächsten Tag in Rheinland-Pfalz werden:
Die Sonne strahlte uff de Betze und Bochum spielte von Peters Gnaden so: Luthe - Freier — Fabian - Maltritz - Aquistapace — Jungwirth -Latza — Cwielong - Tiffert - — Aydin- Sukuta-Pasu —- draußen blieben Butscher - Tasaka - Klostermann -Kreyer

Die Lauterer sehen selbstbewußte Bochumer (Auesieg), die die erste Viertelstunde im Griff haben, Latza hätte fast Sippel geprüft. Lautern ohne Alushi, dafür mit Idrissou, Zoller, Matmour, Fortunis, auf dem Papier beginnen die Roten offensiv, trotz Lakic und Ocean auf der Bank. Doch die ersten 20 Minuten passiert nicht viel und 800 Bochumer Fans sehen eine entspannte Partie, nur gelbe für Tiffert und Dick unterbrechen die Ruhe.

Dabei ist Lautern eigentlich hochmotiviert (oder müßte es sein) durch Paderborns Patzer gegen Düsseldorf vom Freitag, aber neben letzten Laufbereitschaft fehlt dem FCK die Ruhe am Ball und der letzte Biss, aber schon mit sporadischen Versuchen durch Torrejon und Karl Luthe zu prüfen.

Dann fällt Aydin mit einer Zerrung oder einem Muskelfaseriß der hinteren Oberschenkelmuskulatur aus und Tasaka kommt doch noch, nachdem er gegen Aue gesperrt war.
Das Spiel plätschert die erste Halbzeit so dahin, nur das Meckern, Schieben und Foulen von Idrissou fällt auf - und die Pfiffe der Lauterer gegen den Schiri! Man denkt, ok 0-0. Aber dann….

Als schon nix mehr passieren sollte, kontert Bochum über Cwielong, Tasaka und Sukuta-Pasu macht eines seiner weniger aber wertvollen Tore nach einer echten Traumkombination. Super, denken die Bochumer vor dem TV-Geräten und im Gästeblock. Leider macht die andere schwarze Perle Idrissou (entwischt Maltritz) dasselbe auf der Gegenseite, auf Flanke von Torrejon auf Matmour (der sich gegen Aquistapace durchsetzt) und der Dauerprovokateur trifft, der Treffer sollte wehtun, weil zum psychologisch wirklich ungünstigen Zeitpunkt. Ohne das 1-1 wäre es unruhig geworden in der immer leiser werdenden Hölle.

27.000 Zuschauer sehen zunächst einen nach der Pause hochmotiverten FCK, der Druck macht und die weißen Bochumer fordert.
Der Druck wird immer stärker und Luthe muss einige Male spektakulär retten, gegen Zoller oder Idrissou.
Neururer/Heinemann reagierten auf den Sturm und Drang des FCK mit Zahirovic für Cwielong, d.h. die Defensive sollte gestärkt werden gegen Lauterer, die unbedingt gewinnen mussten und wollten.

Das Gelb-Rot für Dick gegen Sukuta-Pasu sorgte für Unmut auf den Rängen, auch weil Freier im Gegenzug nicht fliegt. Klostermann kommt für den gefährdeten Freier, das Spiel wird insgesamt hitzig und nicklig.

Auch wenn der FCK immer wieder zu Chancen kommt, hätte Latza in der 73. Minute das 1-2 machen können. Es blieb zunächst beim 1-1.

Die Einwechselungen von Ede und Lakic zeigen - Runaijic will es wissen, trotz Unterzahl, das 2-1 machen.

Aber nicht nur Latza testet Sippel per Flachschuß, Bochums Maltritz köpft in der 85. an die Lauterer Latte. Das wärs gewesen durch den Magdeburger.

Tasaka kriegt noch mal eine Chance, aber es fehlt der letzte Tick, bei Lautern sowieso, die einfach so kein Austeiger sind und viel Geld in den Sand gesetzt haben.

Bochum holt den Punkt verdient und der ist und kann Gold wert sein. Das 1-1 wurde kein 1-2, was drin war, es wurde aber auch kein 2-1, was auch nicht verdient gewesen wäre.

Es war kein gutes Spiel, aber ein spannendes Match. Bochum fehlte der letzte Biß, um gegen 10 Mann das 1-2 zu erzwingen, Lautern fehlten die Mittel das 2-1 irgendwie per Brechstange zu machen.

Ich lege mich fest, siegt Bochum in einer Woche gegen Cottbus, dann bleiben sie/wir drin. Und das Gefühl hatte man nach dem Remis auf dem Betzenberg. Klassenerhalt.

Und das ist so wichtig für unseren geliebten Club.

Tom,CB’93

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