Wiederauferstehung
Denken wir an das fatale 0-3 gegen Hannover am 8.5.2010. Denken wir an das schlimme 0-3 gegen Aue 2012. Denken wir an das malade 1-4 gegen Bielefeld am Maiabendfest 2014. Der Verein wirkte drei Jahre wie tot, alles wurde immer irgendwie immer schlimmer. Zumindest paralysiert wirkte das letzte Jahr. Viele dachten, irgendwann erwischt es uns, wir werden dann Regionaligist sein.
Doch dann zog sich der Verein gestern am eigenen Zopf aus dem Sumpf. Bochum will nicht Bielefeld, Rostock oder Dresden folgen. Ein Club will wieder nach oben.
Da spielte man gut gegen Fürth und siegte furios in Aue, doch gestern die stärkste Leistung.
Der VfL Bochum zog gegen den VfB Stuttgart vor 25.000 begeisterten Zuschauern (die 1000 Schwaben klammer ich da mal aus: Grüße an Coach, Angerbauer, die Nuss und den Rest der Boys vom Neckar) in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.
Mehr als das Geld braucht der VfL die positive Medienberichterstattung (ohne Peters Kapriolen) und das positive Feeling für seine Fans, die sich vorkamen wie Durstende in der Wüste. Und den Erfolg, auch wenn er noch so ein zartes Pflänzchen ist.
Gestern gabs nicht nur tolle Choreo, eine Bundesligakulisse und einen Fanmarsch vom Kuhhirten zum Stadion, es waren auch einige Neutrale im Stadion, um zu sehen, was Fußball ausmacht an der Basis: ehrlicher Kampf, leckeres Fiege und Tore wie das 2-0 sah man im Ruhrstadion, zum Glück nicht vom VfB. Luthe sei dank, obwohl seine Schnappquote ist ausbaufähig.
Veh war gewarnt vor dem VfL (die Bild hatte 75% Pokalsensationswahrscheinlichkeit ausgemacht!) und bot mit Romeu und Kostic seine Millionentransfers auf - und der VfL wurde von den Roten in der Defensive gefordert. Seine Aufstellung war diesselbe wie die letzten zwei Wochen. Harnick wirbelte rechts und vorne lauerte Ibisevic. Doch Stuttgart hat noch kein Meisterschaftsspiel gespielt und das merkte man den Schwaben in einigen Momenten an. Als Ulreich, sonst einer der guten seiner Zunft, den Ball schon knapp auf Romeo spielte, vertändelte Orleon den Ball wie ein F-Jugendkicker und Striker Terrode lauerte mit zwei Bochumern vorne, nahm den Ball auf und ließ Stuttgarts Keeper keine Chance. Den Neuen zu bringen, war wohl Vehs erster Saisonfehler, da wird die Gesichtsfarbe noch grauer geworden sein. So dürfen sich die Schwaben in einer Woche gegen Gladbach nicht präsentieren, da wird’s hartes Training die Woche geben.
Doch Bochum konnte sich aus dem Griff der Stuttgarter zwischen der 15. und 35. Minute irgendwie befreien, da hatten die Süddeutschen eine starke Phase. Doch den Neuen und alten im VfB Dress fehlte Fortune und der letzte Biss, sowas entscheidet Spiele. Das 1-1 fiel nicht und Gregoritsch hätte sogar das 2-0 machen müssen.
Mit 1-0 in die Pause, da lief das Fiege doppelt gut.
Die Stimmung der Bochumer Fans wurde in der 48. Minute richtig gut. Stuttgart im Angriff, verliert nach einem Standard den Ball und wird ausgekontert. Genialer Pass, ein weiterer toller Pass und Terodde machts besser als Higuain im WM-Finale, er überlupft den Torwart. So sieht als Fußball aus, dachten sich 24.000 Bochumer und “scheiße” dachte sich der, der es mit dem VfB hielt.
Aber das bracht den Schwaben auch irgendwie das Genick, das schnelle 2-0 nach der Pause. Die Spieler um Rüdiger und Schwaab bekamen immer wieder Arbeit und die vergebenen Chancen aus Halbzeit Eins rächten sich nun.
Die Stimmung im Ruhrstadion war euphorisch, das angeblich so kritische Publikum sang sich in Stimmung, stand auf, machte Schalparaden und sang so laut es ging.
Als dann der Sieg immer näher rückte, gab es Stuttgart Gate. Die Fans sangen “So gehen die Stuttgarter!”, ganz wie es die Nationalspieler mit den “so gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so” gesungen hatten, was wohl Gauck dazu sagt? Sind die Videomitschnitte wohl bei der TAZ-Redaktion?
Unglaublich, ich weise jede Abneigung gegen Baden-Würtemberg empört zurück, ich mache da ja sogar gerne Urlaub.
Im Ernst, es war eine tolle Stimmung in der Burg, es rockte auf der Brigade Party (wenn man reinkam 
)), der Ultras Raum war prächtig gefüllt, es war eine Bochumer Nacht, forget Las Vegas, Bochum rockt.
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, denn übernächsten Montag gegen Union Berlin könnte der Traum schon aus sein. Ich fürchte es zwar, aber ich glaub es nicht. Zu sehr wirkt die Truppe, die Peter und Christian zusammenzimmerten wie ein echtes Team mit Biss, Härte und Spielwitz.
Das hatte gestern esprit, Biß und so spielt man eher oben als unten mit. Und ich fühlte mich wie ein Durstender, der an der Oase ankam.
Dank an die Mannschaft, die gestern so toll spielte gegen einen Anfangs guten Bundesligisten, der nieder gefightet wurde. War halt Pokal. Stuttgart wurde anders als vor 2 Jahren besiegt. Erstes Erstrundenaus des Schwabenfeils seit 18 Jahren.
Mal sehen, was in der 2. Runde geht.
Tom, CB’93
P.S.: Danke an die Brigade Bochum (mit unpoltischer Feuershow) und die Ultras Bochum für die beiden coolen Parties nach dem Spiel, beste Grüße an die Treuen und die Emmericher für die netten Gespräche - plus an Thanx Moppel, es war ein runder Tag in Bochum. Echt!