Wir sind da in so einer Phase

Was kann man sagen, wenn der Gegner 24:3 Torchancen hatte? Welche Floskel benutzt man, wenn man 3-0 verliert und damit noch gut bedient ist? Was kann man erzählen, wenn man mal wieder auswärts kein Tor schießt - wie schon beim 5-0 in Heidenheim und dem 2-0 in Leipzig? Welche Erklärung findet man, wenn man sich wieder ohne Galligkeit, Laufbereitschaft und Mumm ergibt?

Welche Floskel fällt einem Trainer und einem Sportdirektor ein, wenn man beim “Angstgegner” Ingolstadt wieder ohne jede echte Chance ist - und das im vierten Jahr Zweite (!) Liga?

Man könnte sagen “Wir sind da in so einer Phase!” oder  “Wir sind da in so einem Prozess!”. Man kann auch sagen, wie der Trainer es tat, “Der Gegner war heute zu stark!” oder wie der Sportdirektor kolpotierte:  ”Man muss sich entschuldigen bei den mitgereisten Fans!”

Seit 9 Wochen, seit dem grandiosen 1-5 beim schwachen FSV - hat der VfL 8 von 9 Spielen nicht gewonnen, man hat sich von der Körpersprache und Agilität zurückentwickelt, man hat taktisch außer 4-4-2 nix Neues zu bieten und verliert nicht nur Punkte in Ingolstadt, sondern auch die vage Hoffnung, dass es Freitag gegen St. Pauli besser werden kann. Man verliert den Glauben an sich selbst und fast den Glauben an ein gutes Ende.

Schlimmer noch, als das Spiel um 13.00 Uhr in Nordbayern begann, wirkten die Bochumer schon vorher so, als hätten sie nicht an sich geglaubt. Wie schon in Heidenheim setzte der Vierringe-Hausherr die Westfalen permanent unter Dauerdruck und Luthe musste von der ersten Minute ausbügeln, was Malcom Mittendrinundnichtdabei und Fabian Trostlos geschehen ließen. Ging ein schwarz roter mit einem VfL’ler ins Dribbling kam er meist vorbei. Dann ein Pass oder ein Schuß und der Bochumer Keeper konnte sich schnell warmfliegen bei Temperaturen knapp über 2 Grad. Bochums Doppelsechs und Viererkette wirke wie ein Haufen Laub und dem Eindruck eines großen Laubbläsers.

Schwarz-Rot schoß, kombinierte und flankte, bis es in der 24. Minute zum ersten mal rappelte. Der FCI spielte weiter vor 6779 Zuschauern wie die Wildsau und Bochum spielte wie ein Igel, der sich einer Horde Wölfe ausgesetzt sieht. Reaktiv, passiv und ohne Zweikampfhärte. Perthels Flanke? Übel! Malcom, jung und hilflos! Was ist mit Anfangsschwung? Welche Antwort hat der Trainer, der sonst im Mobilatfantalk anderen erklärt, wie es geht.

Der Nichtkonzepttrainer saß regungslos am Rand und sah mit Funny, wie Ingolstadt dreimal die Latte hintereinander traf. Kein Tor, ob dieser Luthe-Cacutalua Slapstick die 500 Fans im Gästeblock aufheiterte? Die Bayernfans im Gästeblock werden sich die Frage gestellt haben, wie man so schlecht Fußball spielen kann. Bayernfans werden wiederkommen müssen in die alte Hauptstadt Bayerns, Bochums Fans nicht. Und die Stadt Ingolstadt kann man ja auch so besuchen - mit der tollen Altstadt und dem Weihnachtsmarkt - es lohnte sich heute nicht.

Das 2-0 fiel überraschender weise erst in der 2. Halbzeit nach einem 4. Lattenschuß, dann durften Latza und Terrodde gehen, die neuen Weiß und Forsell konnten das 3-0 nicht verhindern und es wäre auch nicht verdient gewesen.

Am Ende warf sich Luthe in drei bis vier tolle Schüße, der Rest war spielerische Armut, ein lethargischer  Trainer mit einem Fußballkonzept von vorgestern, der alles schönredet, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Dazu treibt er Leute mit seiner “ich bin eh der geilste Trainer” mit seiner Arroganz genau deshalb auf die Palme, weil die Realität mit seinem Gerede in keinem Zusammenhang steht.

3-0 verloren ohne Chance (trotz Sestakchance), noch Glück und einen vielarmigen Keeper gehabt, da fehlt nicht nur Simuek und der Glaube an sich selbst. Da fehlt zur Zeit ein Konzept und ein wettkampffähiger an der Seitenlinie.

Aber als der Schiri pünktlich die Kältfestspiele abpfiiff, da gab es beim Dank der Spieler keine Pfiffe, nur Schulterzucken. Peter wir müssen reden.

Wir sind da in so einer Phase seit 6 Jahren, die seit März 2013 zu einer chronischen Phase geworden ist.

Sprechen kann ja Wunderdinge bewirken, wissen Szeneinsider seit dieser Woche, aber das Team braucht mehr als Wort. Und leider kann unser Trainer vor allem Worte.

Tom,CB’93

Kommentarfunktion ist deaktiviert