Braunschweig oder die Anti-Alaaf-Maschine
Wenn ab morgen 11.11 Uhr wieder die Narren durch die Karnevalshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf hüpfen, wird es beim VfL Bochum eine leicht unterkühlte Pressekonferenz geben, mit Verbeek und Hochstätter auf der einen Seite und vergrätzten Journalisten von RS, WAZ, RN und Co auf der anderen.
Dann werden die Temperaturen zwar hoch sein - für diese Jahreszeit - rund um die Castroper, aber die Stimmung noch nicht die Qualität haben vom Alter Markt in Colonia oder dem Fasching in München.
Die Karnevalscrasher kommen Freitag aus Braunschweig mit einem “wir wollen hoch aber wir müssen nicht”-Understatement zum “1-1-immer-wieder”-VfL Bochum. Nein, ich werde nicht wieder ein 1-1 tippen. Nein, nein, nein. Das habe ich schon für Union getan. Nein, ich werde nicht 1-2 tippen, wie es im Aufstiegsjahr der Niedersachsen passierte…
Diesmal tippe ich vollmundig auf ein 2-1 von Verbeeks Notelf gegen Rumpelstilzchen Lieberknecht, weil ich an einen Sieg glauben muss und will, fast wie Michael Neuhaus im WAZ-Interview es heute zum besten gab, Verbeek wird wirken, aber wir brauchen Geduld.
Schuf sich der Trainer gegenüber holländischen Online-Medien nach der unglücklichen Niederlage gegen Berlin einen weiteren Nebenkriegsschauplatz, so wird es auf dem Rasen darum gehen, ob Bochum seine Balldominanz und frühes Pressen gegen die Spitzenverfolger aus Braunschweig durchsetzen kann.
Esser statt Luthe, Fabian (mit Maske) statt Cacutalua, Eisfeld statt Cwielong, Fiege statt Jägermeister (Schnaps ist im Karneval ganz schlecht), so soll es Freitag ab 18.30 Uhr im Ruhrstadion abgehen.
Ich wünsche Gertjan Donnerstag auf der Pressekonferenz mehr Geduld gegenüber für ihn dummen Journalistenfragen, eine weniger sture Sicht auf die Zunft der Schreiber und mehr Fortune mit Schiri und Chancen als beim ersten Spiel des Holländers beim Ost-Berliner Club.
Die BTSV’ler sind auf dem Papier besser als die Unioner, obwohl sie mit Bellarabi ihren besten verloren haben und zu Saisonbeginn ihre Krise hatten. Damals gewann der VfL 2-1 an der Hamburger Straße und der Himmel hing für Peters Jungs scheinbar voller Geigen.
Nun ist der VfL 20 Punkte hinter Ingolstadt und würde auch bei einem Sieg über die Blau-Gelben nicht mehr oben angreifen. Indes gilt es für die Bochumer Spieler (ohne Tasaka, Simunek, Holthaus, Gregoritsch, Cwielong, Gayamerah, Weis und und und) schnell zu lernen vom Taktiktüftler als Westfriesland.
Denn konterte uns die Gastmannschaft aus wie einst 1860, dann wäre der fliegende Holländer ein Grantler wie Happel, daugekränkt durch negative Schwingungen wie Stevens in Stuttgart.
Die Null muss stehen gilt für diesen Holländer nicht, er will als echter Macho dominant verteidigen und schnell nach vorne spielen, er will keine dummen Fragen und zieht sein Ding durch. Hoffentlich kapieren der in Köpenick schwache Terrode, Dauertorkrise Sestak, Mimöschen Lossila, worum es gegen Braunschweig und Karlsruhe geht. Holt man 0 oder einen Punkt, werden sich viele nach dem telegenen, aber umstrittenen Neururer zurücksehnen und sagen: ” Siehste, der Peter hat mehr Punkte als Funny und der komische Holländer geholt!” Nein, der Neururer war nie ein Freund der Intellektuellen, aber erdig und unterhaltsam. Dass das Training unter Neitzel besser war, hat da niemanden mehr interessiert.
So ist es Freitag auch, Training ist Essig und Zeit haben “nur Leute ohne Arbeit”, wenn die Braunschweiger Anti-Alaaf-Maschine ins Rollen kommt, dann wird’s eng. Den Abstiegskampf hat Verbeek in Nürnberg schon mal mit einer Fastprügelei mit Streich gewürtzt.
Nicht falsch verstehen, meinetwegen darf er dem nervigen Lieberknecht eine Backpfeiffe geben und den Fans der Braunschweiger darf es ruhig “flüssig kommen”, aber zu Heimsiegen gibt es keine Alternative.
Sonst heißt es bald ”111 Gründe, was anderes zu tun, als ins Ruhrstadion zugehen!” und das wäre wirklich eine schlimmer Entwicklung.
Tom; CB’93