So ist Fußball

Wer vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt einen der 11.000 Zuschauer gefragt hätte, ob er “das spektakulärste Heimspiel der Saison 2014/2015″ erwarte (oder eines der spannensten seit Jahren), dem hätten sie einen Vogel gezeigt. Selbst alte VfL-Haudegen der Terassen standen gestern um 20.20 Uhr fassungslos und entzückt auf den Tribünen des Ruhrstadions und wussten nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Das 3-3 gegen die Zweitligamannschaft der Stunde aus Hessen sollte auch nur einen Punkt bringen und das 13. Remis sein. Aber es war viel mehr: Es war ein optisches Spektakel ohne sichtbare Gästefans, ein bizarres Torgewitter und ein Schiridrama, es war gleichsam Hollywoodtragödie mit typical Vaueffell an der Castroper Straße und das endgültige Ende der Ära Schnauzbart - und man hatte viel zu kamellen nach dem Match.
Wenn so wie gestern ein Heimspiel beginnt, dann macht der Trainer mit seinen Jungs das richtige Training. Bochum übernahm das Spiel sofort und ließ dem FSV kaum Luft zum Atmen. Zwei Riesenchancen in den ersten 10 Minuten für Bochum und in der 16. Minute machte Marco Terrazzino ein geniales und hochverdientes 1-0 für die überlegenen Westfalen. Und es ging so weiter. Verbeeks “Fußball total” überrollte die kleinen Frankfurter die ganze erste Halbzeit so sehr, dass sie für mich keine ersichtliche Torchance hatten. Hatte ich auf der Hinfahrt nach Bochum Bochums Mannschaftsbus auf der A3 (mit den Amateuren, die zum Geißbockheim fuhren) im Stau gesehen, konnte die erste Mannschaft, die VfL-Profis, nur Kladt und das Abschlusspech stoppen. Der Schiri versagte Bochum da angeblich schon einen Elfer, was ich nicht gesehen habe. Dieser unerfahrene Mann sollte zum Bochumer Menetekel werden.

Man kann kritisieren, dass Terodde, Terrazzino, Eisfeld, Latza und Loisilla nur 1-0 zur Halbzeit führten, ein 3-0 wäre gerechter gewesen. Wie in Karlsruhe und Berlin ging der VfL - wie in einer wirren Champagnerlaune - sehr verschwenderisch mit seinen Chancen um.  Für neutrale Zuschauer wäre das die Show gewesen, leider waren nur sehr wenige da.

Die hochgelobten Mannen von Benno Möhlmann mühten sich in der zweiten Hälfte um Anschluss ans Spiel der fulminanten Bochumer und kamen zu ersten Kontern. Doch als der VfL seinem ICE-Tempo etwas Tribut zollte, machte Eisfeld eine Weltklassekombination mit Ablage zum 2-0 und die blau-weißen Schals tanzten im Rund.

Dann spielte man auch weiter auf 3-0, aber auch die Roten können Fußball und machen das überraschende 2-1 als Abstauber gegen Esser und läuten damit eine spektakuläre Schlussphase ein. Als in der 81. Minute Latza ein weiteres Tor des Monats macht, da bin ich mir sicher: Das müsste es gewesen sein. Doch Forsell und Bulut können nicht genug Entlastung nach vorne schaffen (eine Chance zum 4-2 vergeben sie) und ein Hesse dringt in den Strafraum von rechts ein: Eisfeld grätscht von hinten, trifft ihn und es gibt Elfer. Nicht nur das: es gibt Rot gegen den Torschützen des 2-0 - und der Junge geht unter den an den Schiri gerichteten Pfiffen des VfL-Anhangs vom Platz. Merde. Das 3-2 macht der eingewechselte Kaplani sicher (er hatte schon im Hinspiel das 1-1 gemacht) und nun zitterte das VfL-Team und war geschockt. Zahirovic kam (Verbeek nannte das später seinen Fehler, plus die Einwechselung von Forsell) und trotzdem musste Esser kurz vor Schluss das 3-3 verhindern. Fanatisch versuchten die Fans ihren VfL zu Supporten, es flogen Becher und Feuerzeuge auf Spieler und Schiri. Möhlmann bringt einen großen Mann rein und die Minuten verstreichen bis zur 90. Minute. Ecke FSV, Kaplani ungedeckt, Kopfball wie beim 2-1 und es steht 3-3. Die Frankfurter hatten ein ungeahntes Comeback und die “Schieber Rufe” hallten durchs Stadion.

Dann Schlusspfiff und das brutale Ende eines bis zur 82. Minute perfekten Heimspiels. Bochums 13. Remis und die 28 Punkte lassen eher einen Blick nach unten zu denn nach oben.

Die U23 verlor 2-4 nach dem Stau in Köln und die A-Jugend verlor ebenfalls. Es war kein Bochumer Abend (WE), es war “nur” toller Fußball mit einem unfassbar kuriosen Ende. Aufgrund der der 2. Halbzeit allerdings nicht ganz unverdient, denn Bochum stand hinten nicht sicher genug und machte eben nicht das 3-0 oder 4-1.

Was nehmen wir mit von gestern? Einen winzigen Punkt und die schale Erkenntnis, dass toller, holländischer Fußball am Ende eben oft ohne Sieg darsteht, wenn man bei Standards pennt und hinten nicht zumachen kann.

Nee, nee, nee.

Tom;CB’93

P.S.: Heute Grüße an den VfL-Fan Club Edertal (Kevin) und keine an den vermalledeiten Schiri.

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