Old school football

Am Vatertag (für die wenigen Restchristen Christi Himmelfahrt) fährt man mit dem Bollerwagen mit Kumpels durch den Wald, besäuft sich hemmungslos, fällt um und findet sich bärig, während die Freundin mit ihrer Proseccogang GNTM guckt, die dickliche Femmenaktivistin ruft bei Pro 7 an und macht ‘ne Bombendrohung gegen das magersucht-verherrlichende Lookism-Format. Der Vater, der keiner ist, kotzt in den Wald. Ende im Gelände. Ein echter Papa geht mit Kind und Kegel in den Allwetter Zoo zu Münster und langweilt sich zu Tode: Karthasis !??

Nein, der Vatertag hatte einen dritten bzw. vierten Weg des Amusements: die Landesverbände Niederrhein, Mittelrhein und Westfalen spielten - live durch den WDR übertragen - ihre drei Pokalendspiele: die Sieger kommen 2015 aus Essen, Lotte und Viktoria Köln.

Ich wohnte dem ausverkauften Niederrheinpokalfinale in Essen-Bergeborbeck bei: RWE-RWO, vor 18.500 Fans, 6-5- n.E. ; ich sag’s gleich, es war Fußball ohne allzuviel Schnickschnack, auch ohne zu viel Show auf dem Rasen. In 90 bzw. 120 Minuten gelang es beiden Viertligisten nicht, ihre Spielanteile in Tore umzusetzen. Die eigentliche Show war der komplett-rote RWO-Block rechts von uns, mit Pyros nach der Halbzeit von Oberhausen (mit Unterstützung der Schalker Hugos). Leise war der Block ein wenig, die Gesänge machte Essen, egal ob Mexico, “für ein paar…..” oder Wechselgesang, RWE gab an der Hafenstraße den Ton an. Man genoss die Sonne, nur der Fußball konnte das Versprechen dieses tollen Tages nicht einlösen.

Als RWE letztendlich triumphierte, durch einen gehaltenen Elfer, versuchten Essener wie letztes Jahr gegen Duisburg das Tor aufzutreten, die Polizei und Ordner verhinderten dies. Das neue Stadion brachte noch keine neuen Gewohnheiten des Publikums in den Norden der Ruhrmetropole, aber den übrigen Leuten eine ganze Menge Unterhaltung (außer der Polizei). Ein RWE-Fan viel vom Zaum, schwerverletzt! Das Banner “NSHB-stabil stehen!” hat eher was Rostock und Dresden!

Von einem “unpc” Traditionsort, der Hafenstraße, zum “pc” Millerntor nach Hamburg, den Klischee-Sprung kann man schaffen, wenn man “amerikanisch” das Verbindende und das Trennende akzeptiert: alter, morbider Stadioncharme gepaart mit Fußball-Geschichte, wird baulich beseitigt, ohne die Fangruppe allzu sehr auszutauschen: Es bleiben Stories und Mythen - wie die Ausschreitungen zum Vatertag 1999 in Mannheim.

Fussi-Bochum fährt an diesem Wochenende nach Pauli, zumindest 1700 Aktivisten, zum fast fertigen neuen Stadion am Bunker. Dazu ein “altlinkes”, ziemlich deutsch-nerviges Trainerfossil namens Lienen, der wo Zettel hat und den Spielern ihr Essen kontrolliert. Der ist so locker wie Osram-Heynkes…. Auf Bochumer Seite ein famos, ehrlich unangepasster Holländer, der vom Papier sein bestes Team aufbietet, um Hamburg zu schlagen. Richtig, denn Bochum hat nichts zu verschenken.

Klar, als Bochum in Aalen und gegen den FCI siegte, da fielen einigen Bochumern wie mir Steine vom Herzen und im Prinzip ist SCP und SVS nur eine Zugabe. Aber zwei Siege - und man kann noch etwas steigen und das malade Selbstwertgefühl boosten. Ist das kein Ziel?

Es werden ein paar Leute nach 2 Tagen Hamburg sagen, Mensch, lasst Pauli doch drin, verlieren schadet ja nichts. Das ist nicht nur unsportlich, sondern gefährlich. Bochums Weg muss wieder in dieser Zweiten Liga nach oben führen und das muss Sonntag beginnen. Sollen die Kiezkicker in Darmstadt gewinnen, wir müssen nicht deren Klassenerhalt sichern und sollten Ratsche am besten mitnehmen an die Castroper, der sitzt an der Reeperbahn unter Zettelewald weiter auf der Bank.

Bis auf Simunek und Sestak ist der VfL gut besetzt am Kiez, denn viele Verletzte wären garnicht erste Elf, sorry Holthaus, Gyamerah und Co. Forsell, Tasaka waren gegen die Schanzer zwar Joker, sie werden am auch Sonntag nicht in der Startelf stehen.

Viele Bochumer wollen nicht nur Spaß haben beim langen Wochenendtrip, sondern auch Punkte und Tore für ihren VfL sehen, damit der Sambawagen des Sonderzuges auch wirklich Samba sieht.

Mein Tip ist, wie beim Hinspiel 3-3 wird’s torreich, diesmal siegt Pauli 3-2. Bochum spielt gut mit, aber am Ende fehlt der letzte Wille, nicht beim Trainer, nein beim Team.

Vermutlich wird Sonntag niemand richtig böse nach hause fahren - von diesem Zweitligaspiel.

Statistik von VfL4u:

Sonntag, 17.05.15, 15:30 Uhr, Millerntor-Stadion

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach, pfiff den VfL zuletzt beim 0:0 gegen Düsseldorf in der Vorsaison)
Assistenten: Marco Achmüller (Bad Füssing), Stefan Treiber (Königsbrunn)
4. Offizieller: Christian Bandurski (Oberhausen)

Hinspiel: VfL - STP 3:3 (05.12.14; Sestak, Weis, Ziereis (ET); Verhoek, Daube, Maier)

Voraussichtliche Aufstellungen:
STP: Himmelmann - Halstenberg, Sobiech, Gonther, Schachten - Daube, Buchtmann - Buballa, Rzatkowski (Sobota/Choi), Kalla - Thy
VfL: Luthe - Perthel, Bastians, Fabian, Celozzi - Terrazzino, Latza, Eisfeld, Losilla, Gregoritsch - Terodde

Tom, CB’93

P.S.: Alle im Trikot - nicht vergessen!

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