Das goldene Mittelmaß - oder wenn die Heide flennt

Am heutigen Freitag geht die Zweitligasaison des VfL mittten in den NRW-Schulferien los: Die Meidericher eröffnen gegen die Roten Teufel. Die schwülen Temperaturen in Deutschland erreichen Spitzenwerte und wir blassen Mitteleuropäer können Luft, Wärme und schöne Sonnenstunden der Muße tanken, ehe der kalte Herbst die Endorphine jäh abbremst und fast folgerichtig den VfL zurück auf den Teppich holt. Das geschah letztes Jahr sehr heftig nach einem 5-0 auf der Ostalb und der Oktober wurde trotz Medienreiter Peter fad.

Diesmal startet der westfälische Verbeekexpress doppelt schwer auswärts, die beiden Absteiger erwarten den zu oft biederen VfL aus dem gedachten oberen Mittelfeld der zweiten Fußballbundesliga heraus. Bochum endete letztes Jahr als 11. und will 2016 ins Leipziger Verfolgerfeld aus vorraussichtlich F95, FCK, FCN und KSC zustoßen.

Dazu will der VfL die neue Heimstärke unter dem Holländer ausbauen (gegen den MSV?) und Dominanz, hohes Verteidigen und im Ballbesitz gutes Weiterleiten auch auswärts praktizieren und weiter perfektionieren. Gertjan und Raimond lassen halt viel üben, eher zu viel als zu wenig: Gefahr Verletzungen und Overpacing. Davor ist Šesták geflüchtet.

Bochum verlor in 11 Vorbereitungsspielen nur einmal gegen H. Almelo mit einem B-Team, schlug davor BVB, MSV, RWO, PAOK oder ein paar Unterklassige, zeigte überraschend guten Fußball und sammelte Selbstbewußtsein, verkaufte aber leider gestern Gregoritsch für gutes Geld an den Relegationsmeister HSV. So ist das Leben, gerade beim VfL, kann man sagen. Aber das wird zu verdauen sein. Aber dafür könnte zu Mister X Eisfeld dazukommen oder Gündüz aus der Reha, dann haben Terodde, Raffael oder Terrazzino gut Freiheiten nach vorne.

Dann beginnt Problemzone Eins. Das Mittelfeld hinter den Spitzen, man holte Haberer und Hogland, man verlor aber Latza, Tasaka, Gregoritsch, Zahirovic und eben Eisfeld; Weiß und Gündüz sind im Aufbautraining, in der Mitte fehlen Bochum Alternativen, wenn 2-3 Leute sich verletzen. Dieses Problem hat SCP-Coach Gellhaus nicht.

Luthe und Riemann bringen sich in der Konkurrenz in Topform, Celozzi ist unbestritten, ein fitter Bastians auch. Perthel kriegt Druck von einem farbigen Holländer und Fabian spielt, weil Simunek zZ nur 60 Minuten schafft. Davor spielt gesetzt Losilla und der Gewinner der Vorbereitung könnte Bulut werden. Warten wir Sonntag mal ab.

Dass Bochum in Ostwestfalen wieder, zum 5. mal, verliert, will keiner der 1.700 Bochumer live erleben müssen, das wäre mehr als bitter. Der letzte Sieg gegen ein Kröscheteam auswärts datiert auf den Sommer 2006 und war noch am alten Stadion unter Dotschev am Schloss Paderborn-Neuhaus in orange.

2015 gibt es nun eine neue Chance, wo der 28.02.2014 doch bitter war. Man führte 0-1 im “Wellblechpalast” und bekam erst zwei Freistöße eingeschenkt und am Ende vier Dinger gegen sich rein: “Bitte nicht wieder so ein Mist”, denkt sich der Bochumer.

Der SCP hat 15 Leute nach dem knappen Abstieg verloren plus den alten Trainer, doch trotzdem haben die Domstädter der Heide eine starke Truppe.

Ob Saglik, Proschwitz, ob Njdeng oder Bakalorz, ob Koc, Stoppelkamp oder die drei H’s in der Abwehr, treffen und pölen können die meisten in Schwarz-Weiß-Blau und Bochum muss trotz des guten Trendes höllisch aufpassen, im Schatten des Möbelhauses Finke nicht wieder in der Provinz verprügelt zu werden. Die Heide muss gar nicht brennen, bei Bochums IVs kann man nicht wissen, ob ein schlechter Tag nicht zum Debakel führt.

Nein, die Elf, die für Dom, Limborius, Billigbier, Kniften und Wewelsburg steht, ist ein Kandidat für Platz 2-9, etwas eher als der VfL. Aber dieses Abdriften des VfL ins Niemandsland der Liga Zwo hilft  -ähnlich wie bei SCP vor 2 Jahren oder Darmstadt vor einem Jahr - ruhig sich an die Verfolgergruppe anzuschleichen.

Ein guter Start ist wichtig für den Verkauf fürs Revierderby gegen Duisburg und für die Stimmmung an der Castroper Straße: Bleibt man bis zum Doppelheimspiel FCN, 1860 ungeschlagen, dann kommen auch die Fans zurück, die man 6 Jahre mit zähem Fußball nicht gerade verwöhnte.

Ich denke 2-2 ist realistisch, denn Saglik trifft ebenso wie Koc, bei Bochum Terrode wie Haberer.

Nein, niemand freut sich in Bochum, das Gregoritsch weg ist, aber nun geht es Sonntag 13.30 Uhr in die Benteler Arena und der gemeine Fan ist erleichtert, dass der VfL gegen die “Helden” aus Ostwestfalen ran kann.

Hermann Löns, die Heide brennt, ja ist mir doch egal. Hauptsache wir starten gut und nicht Paderborn ist die Show. Bochum sollte wieder das Mass der Dinge in der zweiten Liga werden, wenn Leipzig hochgeht. Bei allem Respekt, Sonntag wollen wir den Auswärtssieg und den Landschnitten zeigen, was der VfL lange Jahre konnte: sich oben in dieser Liga festsetzen.

Wir sehen uns Sonntag oder zum Heimderby, denn ich kenne 111 Gründe, warum wir besser sind als Paderborn, Heidenheim, Sandhausen, FSV Frankfurt und Co bei allen Problemzonen und Geldmangel.

Darauf setze ich und darauf freue ich mich.

Tom; CB’93

Statistik aus VfL4u:

Sonntag, 26.07.15, 13:30 Uhr, Benteler-Arena

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb, pfiff den VfL zuletzt vor zwei Jahren beim 1:1 gegen St. Pauli)
Assistenten: Matthias Jöllenbeck (Freiburg), Justus Zorn (Freiburg)
4. Offizieller: Mark Borsch (Mönchengladbach)

Die letzten Spiele gegen Paderborn: VfL - SCP 4:2 (31.08.13; Aydin, Fabian, Ilsø, Maltritz; ten Voorde, Bertels); SCP - VfL 4:1 (28.02.14; Meha (2), M. Vrancic, Saglik; Latza)

Voraussichtliche Aufstellungen:
SCP: Kruse - Brückner, Hoheneder, Hünemeier, Heinloth - Ouali (Stoppelkamp), Bakalorz, Ndjeng, Koc - Saglik, Proschwitz
VfL: Riemann (Luthe) - Perthel (Wijnaldum), Bastians, Fabian, Celozzi - Terrazzino, Losilla, Haberer, Hoogland, Bulut (Mister X) - Terodde

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