Ein Hauch von Lüttich

Bochum spielte gestern vor 28.000 Zuschauern in einem spannenden, umkämpften Spiel 1-1 gegen Fortuna Düsseldorf - und der VfL blieb ungeschlagen Spitzenreiter der Zweiten Liga: Punkt. Nüchtern betrachtet sah man im ewig jungen Duell Westfalen gegen Rheinland ein oft hochklassiges Derby, mit einem alles in allem gerechten Remis.
Von den Chancen her hatte Düsseldorf klar mehr vom Spiel und vor einem Jahr hätten die Landeshauptstädter das Spiel 2-5 oder 3-6 im Ruhrstadion gewonnen; diesmal mussten sie bis 91. Minute warten - bis zum Torerfolg durch einen Holländer, weil Andy Luthe einen echten Weltklassetag hatte und Alu sowie Fortuna half.
Fortuna spielte von Anfang an sehr offensiv und Kramer hatte sein Team nach dem 3-0 gegen Sechzig so gelassen, dass Ya Konan, Koch und Co das Bochumer Tor aus jeder Lage beschiessen konnten.
Auch Verbeek hatte seine Mannschaft nach dem 1-1 in Sandhausen nicht geändert und wie in den zwei Spielen zuvor traf Bochum auf einen zu allem entschlossenen, nickligen Gegner, dazu hatten wir mal wieder keinen Schiri auf unserer Seite - das nur mal am Rande.
Die Fortuna hatte 5 Chancen, ehe Bochum mal Rensing prüfte, na klar durch Terodde. Nun kam der VfL etwas auf, aber Bellinghausen und Co waren vor allem in den Zweikämpfen präsent - ihre 4000 Fans in Rot-Weiß konnten also bester Laune sein, sie konnten mit der Chancenauswertung hadern.
Als die dritte Bochumer Chance verstrich, dachte man sich, nun hat das Spiel richtig Fahrt aufgenommen und beide Fanlager ließen sich von dem Herbstwetter nicht verdrießen und sangen sich in Stimmung.
Die Plakate gegen die reichlich populistische Aktion von Springer für Flüchtlinge (”Bild not welcome!” u.a.) bildeten einen Rahmen, in dem Bochums Vereinsfamilie und die Fans hinter ihrer Vereinsführung standen und stehen werden. Die Stimmung ist gut in Bochum rund um die Castroper.
Sie wurde noch besser, als Hogland den Ball stoppte und zum 1-0 abschloss. Bochum führte, weil sie durchdachter und cleverer nach vorne spielten, während Fortuna mit 2 schwarzen Perlen plus 2 weiteren offensiven Spielern eigentlich die stärkere Sturmreihe gestern hatte, aber der Killerinstinkt vor dem Tor von Luthe fehlte. Man merkte halt, das Bochum 5 Spiele gewonnen hatte, Fortuna 4 in Folge verloren hatte.
Bochum hatte 1-2 Chancen zum 2-0 doch die Landeshauptstädter schlugen und kämpften zurück, ohne ein Tor zu machen, einmal half auch Alu.
Der Pausentee war diesmal ein Durchschnaufen bei einer Partie mit Bundesligaflair, ohne Plastik und Schnickschnack.
Bei Bochum waren alle fit bis auf Simunek, Gündüz, d.h. der Coach sollte in der 2. Halbzeit reagieren können, wenn F95 noch stärker wurde. Man dachte, dass Tempo können die Rheinländer nicht durchhalten. Sie ließen Bochum etwas mehr ins Spiel kommen, wir hatten insgesamt das Problem, Düsseldorf nicht weit von unserem Tor weghalten zu können. Das sollte sich am Ende rächen, vorerst vergaben Terodde und Co ein paar Chancen eine mögliche wichtige Vorentscheidung zu setzen.
Gertjan reagierte und wechselte unsere zweite Reihe mit Mlapa, Eisfeld und Wyjnaldum ein, doch die brachten nicht die Entlastung, das abgekämpfte Stammteam zu entlasten.
Luthe gegen Offenfense of Fortuna hieß das Match nun und einmal rettete wieder das Aluminium, die Fans der Düsseldorfer vor den Screens werden verzweifelt sein. Das 1-1 fiel nicht, noch nicht, doch ein Spiel geht ja nicht nur 90 Minuten, wissen die Bochumer seit Lüttich und Gladbach - es fiel dann durch van Diunen in der 91. Minute per Kopf. Zwar steht ein Roter in der Mitte im abseits, aber die handelnden Personen nicht. Der Ball kommt auf den blonden F95 Spieler, der vorher schon vergab, der Bochumer Verteidiger kann nicht stören: 1-1 und Stille bei 24.000 Bochumern. Aber nicht diese verzweifelte Stille von Lüttich, sondern eher das: “Mist, nun isstet passiert!”.
Klar, war dieser F95 Treffer mehr als verdient, aber ob des Momentes natürlich hart. Die Bochumer konnten den Ball zuvor nicht halten, die Einwechselspieler sorgten nicht für genug Wirbel und die Gegner sehen uns momentan als eine Art FCB der zweiten Liga.
Aber kein Wort der Klage und des Jammerns, wir fahren selbstbewußt Dienstag nach Bielefeld, denn dort und Freitag gegen Kaiserslautern gilt es unsere Spitzenstellung zu verteidigen. In der Interviews der Spieler nach dem Spiel sah man auch, wir sind ein Team von positiven Realisten und das Glück kommt zu uns zurück, wenn wir uns zwingen.
Und wir sind alle froh, dass wir diesen VfL haben, auch an Tagen wie diesen oder eben gerade. Lüttich und Gladbach war gestern wie Neururer, morgen ist ein neuer Tag und am Ende werden wir uns erheben und irgendwann auch wieder aufsteigen. Mal sehen wann. The West will rise again.
Man hat auch gestern mal wieder gesehen, was der VfL nicht ist: Kein künstliches Event, kein Plastik, sondern Maloche, nasser Rasen und damit ein echter Bratwurst-Bier-Verein. Auch das wird sich verkaufen, wenn der Erfolg bleibt. Darauf haben wir dank Verbeek und Hochstätter gute Perspektiven und das werden unsere Gegner auch so sehen und vergeben dann auch Chancen wie gestern Düsseldorf.

Tom;CB’93

P.S.: Gruss an Martin B. als travellin Support ;-) )))

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