Abschied von oben

Die 3-0 Niederlage des VfL beim KSC gestern hat ganz sicher viele VfL-Fans ernüchtert. Ich war restlos bedient. Nicht nur dass Bochum im vierten Ligaspiel nicht siegte, sondern auch das Abrutschen auf Platz 5 (”SVS minus 3″ zog mit einem Sieg beim FSV vorbei, eben da, wo wir pomadig  2-3 verloren!) wird den treuen Castroper Fans im Magen liegen. Hatten in den letzten Wochen viele “Rückkehrer mit Kindern” das ReWirPowerstadion bevölkert, wird das Spiel gegen Union Berlin sicher überschaubar besucht werden: Tip: Unter 15.000 Livezeugen ;-(((. Der kleine VfL-Hype wurde gestern erst mal begraben und neben dem letzten Aufstieg 2006und Lüttich 2004 gebettet . 10 Jahre kein Wiederaufstieg mehr, seit gestern scheint das realistisch. Schade, ich bin ehrlich, ich hatte spekuliert, 2. hinter Leipzig werden zu können.

Dabei hatte Bochum 20 Minuten ziemlich passabel begonnen und scheinbar alles im Griff, Terodde (Pfostenpech) und Bulut vergaben Hochkaräter, das es 0-0 stand hatten die Badener ihrem Glück zu verdanken. Doch ob die fehlende Konzentration nach solchen Druckphasen einfach normal ist, einer gewissen Ãœberheblichkeit geschuldet oder die fehlende Effizienz im Sturm einfach fehlende Qualität ist, mag der geneigte Leser selbst entscheiden. Vermutlich ist von allem ein bisschen dabei, doch wenn der KSC nun begann Chancen herauszuspielen, hofften die 400 Gästefans unter den 15.600 - und die SKY-Gucker mit VfL-Herz, Bochum möge diese “Badener Drangphase” überstehen. Im Grunde konterte der defensive KSC nur geschickt im eigenen Stadion und Bochum ließ Chancen aus.

Verbeek hatte Mlapa für Terrazino gebracht und der überzeugte auch anstelle des formschwankenden Terras wirklich, ohne allerdings selbst Torgefahr auszustrahlen. Karlsruhe kam zu zwei Chancen, doch das 0-0 hatte Bestand. Weiter hatte der VfL den Ball und Karlsruhe stand tief, wurde aber immer frecher. Fehlpass des sonst guten Celozzi, KSC-Flanke von rechts und in der Mitte stand ein junger Grieche total frei, schraube sich optimal hoch und machte das 1-0. Dimitris Diamantakos (33. Minute) stellte das Spiel nicht auf den Kopf, aber es hätte eben auch 0-1 stehen können. Hätte, hätte, Fahradkette. Terodde wird drei 100% vergeben in einer Halbzeit, das reicht halt, um ein Auswärtsspiel zu verlieren. Dazu der wirklich immer alles gebende Bulut, erfüllt für mich das negative Klischee vom tapfer kämpfenden, emotionalen und sehr gut spielenden Türken, der vor dem Tor so gefährlich ist wie Tweetie. Eisfeld hingegen spielte einen schlechten Ball und ihm gelangen nicht mal Standards.

Das 2-0 kurz nach der Pause brach dem VfL das Genick, die Ãœberzeugung Ballbesitz reiche und optische Dominanz wurde wiederlegt. Hiroki Yamada (46.) erzielte das 2-0 und nun besaß Bochum den Ball, ohne groß Torgefahr auszustrahlen. Bastians, Celozzi und Mplapa überzeugten zwar durch Einsatz, aber nach sieben Remis und neun unbesiegten Spielen gegen KSC, sollte der VfL “in Baden baden gehen”. Das 3-0 durch Boubacar Barry (77.) sollte die letzte Hoffnung zerstören, auch wenn der Niederländer mit Simunek, Nova noch mal frische Kräfte gebracht hatte. Trainer Markus Kauczinski hatte einfach seine Elf tief stehend kontern lassen und Bochum fehlte der Plan B. Raffael blieb auf der Bank, eine große Schlußoffensive der Bochumer gab es nicht. Der KSC hat nun 7 Spiele ohne Niederlage, wir 4 ohne Sieg. “Bochumer Herbst”, das kann auch mal von Oktober bis Dezember dauern und schlägt manchem aufs Gemüt!

Ob sich wie in Bielefeld oder Frankfurt eine gewisse Portion Überheblichkeit in den Köpfen der VfL-Spieler breitgemacht hat, weiß ich nicht. Die Effektivität im Angriff und die Stabilität der Abwehr sind Dinge, an denen das Trainerteam arbeiten muss. Bochum braucht dringend eine Plan B, aber auch noch dringender den Willen (schon gegen Union), den dreckigen Sieg einzufahren.

Gelingt dem VfL nicht, den aktuellen Abwärtstrend zu stoppen, wird es wieder deutlich leerer im Stadion, egal wie es nächstes Jahr heißt.

Tom;CB’93

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