Heidenheim ist doof

Das 1-1 gegen den 1. FC Heidenheim wäre sicher viel enttäuschender gewesen für mich, hätte ich es wie immer im Block A betrachtet und erlebt. Man hätte - wie 12.300 weitere Menschen gefroren, gequatscht, gemotzt - und sich über 100 mehr oder weniger hüpfende Nikoläuse im FCH-Gästeblock gewundert. Das 1-1 stellt ja seit Jahren quasi ein VfL Standardergebnis im Ruhrstadion dar, daher konnte man sich heute so richtig mit Nebensächlichkeiten beschäftigen - oder natürlich mit der “Luthe-ist-aus-dem-Tor-raus-und-twittert-das-und-nimmt-es-wieder-runter”-Story. Ich persönlich sah Bobbi Bolzer erstmals aus der Nähe.

Jedenfalls war ich mit 7 Mädchen und 4 Jungs (9-12Jahre) plus zwei erwachsenen Begleitern hinter der Geschäftsstelle und konnte ein Blick hinter die Kulissen des VfL-Spieltages werfen: interessant und lehrreich. Ob es nun die alte Kabine der Gäste war, die Mixed Zone oder den Bergwerkstunnel nach draußen. Es waren tolle Eindrücke in die Welt der Bundesliga, hätte ich fast gesagt; wir sind ja seit 2010 nur noch Zweitligist und werden es auch mindestens bis 2017 bleiben, denn mit Aufstieg 2016 - hinter Freiburg und Leipzig - haben wir schon weit vor dem 2. Advent nichts mehr zu tun gehabt. Zwar hätten - und haben wir - die Chance 2015 noch den Anschluß zur Relegation zu schaffen, aber dazu braucht man mehr als ein Tor pro Spiel.
Diesmal konnte ich vom Block H2 im Bobbi Bolzer Familienblock sehen, was man zu hause oft sieht: Bochum ließ gegen ebenfalls nicht mega-selbstbewußte Ostalbler den Ball laufen, spielte solide - ohne zu gefährlich zu sein-, auch weil Terodde auf der Bank fehlt. Mlapa ist ein Brecher, kann pölen, sicher nicht der Killer vor dem Tor und immer dann blass, wenn er alleine kombinieren muss. Als einzige Spitze ging er heute unter. Terrazinno wirkte nach der Zwangspause frischer…
Als Bochum zwei Großchancen vergeben hatte (analog zu Braunschweig), kam plötzlich Schnatterer frei zum Schuss und überwand Neukeeper Riemann: das war das alte Bild, hinten lässt man zuviel zu und ist plötzlich 10 Minuten total von der Rolle. Das 0-1 zur Pause wurde durch Unur Bulut schnell egalisiert (51.te) und auch ohne Hogland (ging für Eisfeld), Terodde, Simunek und Luthe spielte der VfL dominant ohne zu zwingend zu sein.
Dann kamen ebendieser Eisfeld, Terodde und am Ende Cwielong, doch der VfL belohnte sich nicht für das gute Spiel. Die Mädchen vom H2 sangen “Heidenheim ist doof”, doch auch das brachte nur kurz Verunsicherung in die rot gekleidete Elf vom sympathischen Trainer Schmidt.
Für das 1-2 waren die Baden-Würtemberger zu harmlos und Bochum konzentriert genug. Mit Riemann hatte man einen guten, spielstarken Keeper, der Zeitpunkt des Wechsels überraschte indes den unbedarften Fan wie mich. Die Reaktion, das twittern und facebooken - und schnelle Zurückziehen, das passte eher zu dem Kindergeburtstag auf dem ich heute weilte. Irgendwer zickig? Hallo?
Das 2-1 hatte Cwielong fett auf dem Fuß und der zeigte, warum er nicht in der polnischen Nationalmanschaft spielt, auch er ist ein Chancentod bei guten spielerischen Anlagen. Schade.

Nein, es war wirklich cool im Block H2 und der Ritterburg mit der Kinderband, das Spiel gehörte nicht zu den Katastrophen des VfL, langweilte aber schon ein wenig. Das nun 7 Spiele nicht gewonnen wurde, macht das Spiel Freitag gegen Effes Paderborner nicht leichter.
Auf jeden Fall bieten die Namen Effe, Verbeek und Luthe für die Sportjournalisten mehr Schreibstoff als das Spiel des VfL zur Zeit.

Tom;CB’93

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