Fuchsschwanz

Den Stefan Effenberg der frühen Achtziger Jahre stelle ich mir in meinem kleinen Köpfchen gerne so vor: Fönwelle mit Vokohilamatte, enge gebleichte Wit-Boy-Jeans, die die Hoden dezent betont, dazu ein grüner Manta, gelber Ascona oder grauer Scirocco, er selbst mit blonder, ähm Wasserstoff-Blondine im Schlepptau (ach ja Claudia Effenberg ;-) ) ; an der Antenne des Wagen hängt ein Fuchsschwanz dran - und fett Mukke aus dem Auto: Opus, “Life is life”, Falco oder die Scorpions “Here I am”. Einige dieser typischen Klischees erfüllt(e) der Tiger sicher, andere sind meine kleine Fantasie. Sicher ist nur, der Ex-Weltstar Effenberg ist mit Paderborn in der ostwestfälischen Beschaulichkeit gelandet. Und er macht sich dort scheinbar garnicht so schlecht, obschon die Punkte Magerkost an der Pader bedeuten.

Als dritter Trainer in dieser Saison unter Möbelmann Finke sowie Sportgeschäftsführer Born bleibt nur eins Gewissheit: der SC Paderborn 07 steht aktuell auf einem Relegationsplatz gegen Erzgerbirge Aue. Der Höhenflug der Paderborner ist vorbei, man steht Lokalrivalen Bielefeld und ist schlechteste Westmannschaft. Das ist selbst im beschaulich-katholischen Paderborn ein gewisser “gottloser” Dämmerzustand - eine Phase ohne jedweden Erfolg, diese Diaspora, die die Schloß-Neuhauser schon lange nicht mehr kannten.

Die Heide brannte also kurz, als nach Gelhaus und Müller mit dem Ex-Borussen und Ex-Bayernstar ein echter Name präsentiert wurde, der vorher noch mal kurz in den Medien war, weil er nach dem Oktoberfest mal sein Nobelkarosse blau gelenkt hatte. Doch der bekannte Stinkefinger von 1994 brachte auch nur ein kurzes Strohfeuer von zwei Siegen und damit ist mit dem Verletzungspech, den namhaften Abgängen und der chronischen Abwehrschwäche (da will man nachlegen laut Kicker!) schon das meiste gesagt über unseren Gast aus Ostwestfalen. Ein Heimsieg wäre also der normale Tototip.

In Bochum war vor 8 Wochen, als Effe kam, die Welt noch entspannter, mittlerweile bringt man es auf einen Sieg in 12 Spielen und der aktuelle “trend is not our friend”. War man im Hinspiel noch gnadenlos effektiv und siegte 0-1 in der Wellblechhütte, als Bulut auf rechts auflegte und der Treffer per Kopf zum 0-1 serviert wurde, steht beim VfL zu Hause die Null schon lange nicht mehr hinten; das 1-1 wird immer mehr zum Optimalergebnis.

Effe ist Hochstädters Freund und angeblich war er mal in Bochum im Gespräch (die UBs wollten gar mal Lothar Matthäus!), doch er ging an die Pader und wir holten den Zauberer von Jubbega, dessen Zauber zur Zeit etwas verfliegt.
Zwar wollen die Verantwortlichen seinen Vertrag verlängern, doch Gerrit Jan Alfons hat mal wieder ein Punktedurststrecke wie einst in Nürnberg. Dazu ist er nicht gerade der Liebling der Journallie und sein Vorgänger Neururer stärkt dem bis 1.4.2016 freigestellten Luthe den Rücken. Scheinbar ist nach 14 Jahre die Zeit des Bochumer Jungen abgelaufen, Leverkusen als 2. Mann wird ihm angedichtet. Ein doofe Situation - diese schwache VfL-Phase- auf die einige Journalisten nach fünf Siegen am Start vergeblich warteten, ist nun da. Er, der holländische Knurrer und selbsternannter harter Hund, gewinnt nicht mehr, die Stürmer und Mittelfeldspieler treffen nicht mehr und die Presse höhnt mittlerweile über den Mann, der nach Meinung der meisten Fans einen guten Job macht und einen schönen, strukturierten Ball spielen lässt. Aber die Fans murren auch nach zwei Heim 1-1, wie langweilig das Spiel geworden ist.
Analysiert vom Gegner, gefangen im engen Taktikkorsett, glücklos nach vorne, taumelte der einstige Spitzenreiter ins Mittelfeld, verlor den Anschluß zu Freiburg und Leipzig. Um Richtung Relegation (zZ gegen Bremen) den Absturz zu mildern, müsste der VfL gegen Paderborn und auch gegen Duisburg siegen und im Pokal bei 60 ‘ne Geldquelle aufzutun. Die Mannschaft müsste 2016 noch gestärkt werden.
Der Wechsel im Tor von VfL-Urgestein Andreas Luthe zu Manuel Riemann soll die Spieleröffnung beschleunigen, “neue Energien freisetzen” und hatte sportlich gegen Heidenheim keine Auswirkungen. Cwielong vergab eine tolle Torchance, das war’s. Riemann soll der besser Fußballer sein, Luthe geht fehlerlos auf dem Platz und fehlerbehaftet daneben.
Im Duell der Trainer hat Effe für Freitagabend den Glamourfaktor, Verbeek die Trainererfahrung vorraus und Bochum das leicht stärkere Team. Nein, ein 1-1 tippe ich nicht, ein 2-1 vor 14.770 Fans, das wäre was für meinen Fiege-Bratwurstabend mit Burg und den drei Berts.

Und die Frage ist ja auch immer, was sagt Peter Neururer dazu?

Tom,CB’93

Freitag, 11.12.15, 18:30 Uhr, rewirpowerSTADION

Schiedsrichter: Christian Dietz (München, pfiff den VfL zuletzt beim 3:3 gegen den FSV Frankfurt in der Vorsaison)
Assistenten: Markus Sinn (Filderstadt), Markus Pflaum (Hallstadt)
4. Offizieller: Christof Günsch (Marburg)

Hinspiel: SCP - VfL 0:1 (26.07.15; Haberer)

Voraussichtliche Aufstellungen:
VfL: Riemann - Perthel, Bastians, Cacutalua (Hoogland), Celozzi - Terrazzino, Losilla, Haberer, Hoogland (Eisfeld), Bulut - Terodde
SCP: Kruse - Hartherz (Brückner), Wahl, Hoheneder, Heinloth - Stoppelkamp, Kirch, Saglik, Bakalorz, Koc - Proschwitz (Lakic)

Kommentarfunktion ist deaktiviert