Saublöd
Der Gesang “Kühe, Schweine Bielefeld” blieb den 2400 Bochumfans nach dem 2-0 der Arminen gegen ihren VfL im Halse stecken. Eine total unnötige Niederlage fing sich der VfL gestern ein - und sie machte den Fehlstart mit einem Punkt aus drei Spielen perfekt. “Heute noch auf hohen Rossen, morgen durch die Brust geschossen!” dieser alte Mottospruch des seligen Heinz Formann bewahrheitete sich gestern auf der Alm.
Bochum begann sehr strukturiert, ballsicher und spielte 20 Minuten flott und munter, zeigte eine Idee von Fußball unter Atalan, aber wenn es in den Strafraum ging, ließ man Ortega weitgehend unbeschäftigt (nur 5 von 23 Schüssen kamen aufs Tor). Riemann beendete die Bochumer Dominanz mit einem spielentscheidenden Fehler. Das 1-0 durch Bochumkiller Vogelsammer machte die biederen Ostwestfalen sicherer, die vorher nur versucht hatten unseren Neuling Leitsch zu verunsichern, das war neben Kampf, Kloppen und Rennen, die einzige Spielidee der Spieler von Jeff Salbene. Aber das ist durchaus legitim, im Abstiegskampf so seriös, realisitsch und an den eigenen Fähigkeiten orientiert zu agieren. Und das folgende 2-0 gab den Bielefeldern recht und katapultierte den Papierfavoriten auf Platz 15. - und machte uns endgültig zu Papiertigern. Dass Bochum nun hinten wackelte, kann man nicht nur auf die Verletzten Perthel, Celozzi, Gymerah und Fabian schieben, aber eben auch. Riemann hatte einen rabenschwarzen Tag in Pink, vor mir rief einer “du rosa Schweinchen”. Ich bin ganz froh, dass der Kambodschamann nur bei Heimspielen neben mir sitzt, ihm wäre sehr viel dazu eingefallen. Ich meine aber, dass Bochum nun viel weniger einfiel als in der Anfangsphase und es sah immer noch nicht nach einem Bochumer Treffer aus. Vielleicht sollte man Trump die Schuld an der Situation geben.
Der Präsi des CB’93 und ich sind 1989 mal von der derselben Pommesbude in Hiltrop zum Spiel gestartet, ich glaube, auch damals haben wir in Düsseldorf nicht gewonnen. Diesmal hatten wir die bessere Spielidee, der Ballbesitz, die Laufwege, die Ecken und Torschüsse, all das war statistisch auf unserer Seite, aber weder der letzte Killerinstinkt, noch das Glück waren auf Bochumer Seite. Die bodenlose Dummheit, auch da waren wir am Montagabend den Bielefeldern vor raus.
In der zweiten Halbzeit lies Isi die Orangenen erst mal beisammen, aber ihre Pässe waren jetzt nicht mehr so präzise wie zum Spielbeginn. Musste in der voringen Halbzeit der Linienrichter Hinterseer zweimal zu unrecht zurückholen, kamen nun viele Pässe in die Spitze nicht an. Viel Stückwerk - und Bielefeld war trotz 2-0 Führung und Tabellenspitze nicht in der Lage, sich “wie ein Spitzenreiter zu zeigen”. Neun Punkte für die Cheruskernachkommen und null Punkte für die Schanzer, einen Punkt für Bochum, die Tabelle der Zweiten Liga wirkt zZ paradox.
Riemanns Doppelbock (?), die mangelnde Schusspräzision der Stürmer, die letzte Überzeugung das Tor machen zu wollen, erwirkten bei manchem Gästefan den Eindruck, die Spieler, die sich für potentielle Aufsteiger halten, aber es nicht durch Zweikampfstärke (Kopfballduelle) untermauern können wie Frings Darmstädter, haben nicht den letzten Biss. Ich kann das noch nicht sehen.
Hochstätter machte den Spielern dann daraus keinen Vorwurf, auch weil er weiß, wie sensibel Profigemüter sind. Nun draufschlagen, demontiert den von ihm zur Unzeit geholten Coach und letztendlich ihn selbst, der in der letzten Transferperiode wenig Glück hatte (Weilandt, Wydra, Cannouse, Stiepermann usw.).
Alle, Trainer, Sportdirektor - und wir Fans - hoffen nun auf eine Wende gegen die leergekauften Dresdener.
Wollen wir nicht die ganze Anfangseuphorie, die vielleicht auch hier etwas vorschnell war, begraben, müssen wir die Sachsen schlagen. Es heißt, die Seelen der Spieler zu streicheln, Konzentration und Selbstvertrauen zu fördern, damit sich dringend benötigte Resultate einstellen. Und Torschusstraining wäre mein Vorschlag.
Aufstiegsträume könnten so schnell im Bochumer Herbst zu Abstiegsgespenst werden und das wäre verrückt wie eine Saison bei 1860.
Ich will hier garnicht spekulieren, wie eine Ausgliederungs-JHVÂ aussieht, wenn wir eine Hinserie wie Pauli oder der FCN im letzten Jahr hinlegen.
Bielefelder können nun bis zum Wochenende ihre Tabellenführung feiern und wir unsere Wunden lecken. Sonntag, das sag ich Euch, müssen endlich drei Punkte her.
Und wem sag ich das, das letzte Spiel ist immer vor dem nächsten, aber das ist diesmal wahrer als sonst.
Und die vielen Wenn’s nutzen uns das nicht, ich sag nur “Wäre, wäre, Fahrradkette!” und keiner heißt REWE mit Vornamen.
Tom;CB’93
P.S:: Gruss an meine Frau, die mir den Rücken freihielt, damit ich das “Topspiel” in Bielefeld nicht im TV sondern live sehen konnte