So eine Erleichterung

Der verdiente 2-0 Heimsieg gegen Bochums leichten Angstgegner vom Hardtwald war sehr, sehr wichtig. Oh man, war das wichtig. Ich weiß ganicht, wann es wichtiger war als heute. Doch schon oft ;-) , aber das ändert nichts an meiner Erleichterung im sonnigen Ruhrstadion während Ende des Spiels so gegen 15.00 Uhr. Nun Siege sind prinzipiell immer wichtig und Profifußball als Ergebnissport braucht Siege wie die gute alte Conorde Kerosin. Also was ist heute anders als sonst gewesen?

Punktemäßig ist der eine oder andere wie der FCK, Fürth und MSV schlechter dran als der VfL. Und von Köln in der Bundesliga brauchen wir gar nicht reden. Aber man hatte sich im Sommer mehr erhofft an der Castroper Straße. Hochstätter hatte ein neues Team mit guten Namen gezimmert, aber Verbeek durfte nicht mehr und Atalan seit Montag nun auch nicht mehr. Der VfL Bochum hatte eine Horrorwoche hinter sich, wie sie im Buche steht. Jeder Tag war Freitag der 13. - gefühlt.

Am Ende der JHV gab es Tumulte, Knaller und leichte Randale, dann wurde der Cheftrainer Isi trotz WELCOME entlassen und Hochstätter sowie Bastians lieferten sich via Medien eine Battle, bei der Bushido neidisch geworden wäre. Jeden Tag hatten Rentsch, Droll und Co. was Neues zu schrieben (”Chaosclub”, Selbstzerfleischung”) und man wurde den Verdacht nicht los, dass die Medienvertreter es teilweise schon irgendwie genossen, Bochum aktiv in der Öffentlichkeit zu filetieren. Was nicht heißt, dass sie das eigentliche Problem waren, aber ein heftiger Katalysator desselben. Bochum hat immer noch 3-4 echte üble Baustellen, auch nach dem Sieg heute, kein Thema. Trotzdem sind viele der 13.200 Zuschauer erleichtert nach Hause gegangen.

Die Ultras überlegten ihre Maßnahmen (Heute erst mal: Drei Banner, Schweigen, kein Torjubel, schwarzer Balken) gegen die Entscheidung pro Ausgliederung. Teile der  lokalen Presse wetzten das Messer (der Revanche, Herr Droll?) und manch einer beim VfL goss - je nach Perspektive- kräftig Öl in das brodelnde Feuer. Und ich hatte wirklich Angst, das eine mögliche Stichflamme uns alle verkohlen könnte. Villis wird harte Nerven gebraucht haben.

Aber Interimstrainer Jens Rasiejwski hatte sein Team gut vorbereitet, junge Wilde wie Leitsch (für den suspendierten Bastians), Gyamerah und Hemmerich aufgeboten, dass man erst denken konnte - “oh oh, wenn das mal gut geht”. Aber es ging gut an und war ähnlich überzeugend wie das 2-0 gegen Ingolstadt. Das war eine positive Ãœberraschung.

Dass zwei Österreicher ihren Tag Tortag hatten, macht Marcel Koller nicht zum Trainerkandidaten beim VfL, aber war wichtig wie die Topform von Kruse. Kruse bereitete Hinterseers 1-0 vor und auch das 2-0 durch Stöger. Bochums Team hatte in Halbzeit 1 alles im Griff, wie es schien, auch Riemann seine Nerven. Das war ja in Bielefeld und Kiel anders.

Bochum ging in die Pause, man konnte Bier, Kaffee und Bratwurst genießen. Die Ultras zogen 3 Banner auf: “Willkommen in Bochum Isi!”, “Brot kann schimmeln, ihr könnt nichts!” und “Papa wird das schone maCHen!” und schwiegen das komplette Spiel, die Farbe schwarz dominierte. Philip R. twitterte nur das und Andreas W. meinte, die Stimmung sei eine Grabesstimmung. Das sahen andere Fans wiederum eher wohltuend und der Rest des Stadions versuchte das Team anzufeuern.

Man kann die Reaktion der “Ultras UB/MLPT and Friends” noch als maßvoll ansehen, aber warten wir die Spiele gegen Braunschweig, Paderborn und Düsseldorf ab, ehe wir die Reaktionen insgesamt bewerten. Es geht offensichtlich zZ ein tiefer Riss durch die VfL-Fanszene, der durch die letzte Woche eher größer als kleiner wird. Wieder kann man darüber streiten, ob es in erster Linie um den VfL geht - und um welchen, ob die Ultras “als Elite der Fanszene” ihre klaren Prinzipien artikulieren oder ob es bald eine selbst bezogene Prinzipienfrage werden könnte. Wie bei den Gesängen ist bei den Protesten der UBs damit zu rechnen, dass es Vorwürfe in Richtung Egozentrik gibt. Das war allerdings auch vor 20 Jahren ein Vorwurf gegen uns vom Commando Bochum. Wir sind auf jeden Fall 20 Jahre älter geworden. Das Problem liegt sicher an der eigenen Perspektive, wo stehe ich persönlich, wie man das Ganze beantwortet. Ich kann halt nicht verstehen, wenn ich das richtig gesehen habe, wie man bei einem Tor des VfL in der gefährlichen sportlichen Situation nicht jubeln kann. Also, ich verstehe die Ultraesque Argumentation vor der JHV, die klare Haltung dahinter steht, aber ich kann das so für mich nicht. Und dieser unseelige Konflikt Ultras/MLPT gegen den Rest der Fans (grobe Vereinfachung!) hätte auch nicht mit einem 3-0 besiegt werden können. Leider, denn ich wünsche mir Frieden, Harmonie und Eintracht in Bochum. Das klingt simpel, ist aber enorm wichtig. Es, das 3-0, fiel aber auch so nicht, weíl Kruse es in der 87. Minute seine perfekte Leistung nicht krönte.

Vorher hatte ein schwarz weißer den Pfosten getroffen, ich glaube, es war Daghfous. Insgesamt überstand der VfL die Drangphase der Badener in der 2. Halbzeit mit Glück und Geschick, aber es war auch die nötige Konzentration da. Auch wenn Bastians, Perthel, Diamantakos, Wurtz und Tesche dem Team fehlten, war es intakt und erstaunlich nervenstark, ob der jeweiligen schwierigen Situation.

Bochum spielte die 1. Hälfte solide und die 2. - bis auf 15 Minuten sicher - und siegte verdient. Das stabilisierte die wackelnde Position von Hochstätter, die sich am Montag klären soll - zumindest laut Bild. Bochum ist nun 11., nicht 13. und rutscht nicht nach unten. Für oben fehlt jede prognostizierbare Konstanz, echter Teamgeist und ein Trainer, der die Diven in Reihe stellt.

Die 13.000 Bochumer waren sich heute alle sehr bewusst der Situation, die Proteste waren maßvoll und sehr symbolisch. Dafür ein Lob an alle Beteiligten und die die sich dazu gebracht haben. Es war natürlich ruhiger, weil das Herz der Ostkurve schwieg, Erleichterung war bei traumhaften Wetter überall spürbar, vor allem wenn man in Kiel gewesen ist. Was bleibt sind dennoch viele Risse.

Ich denke, in Braunschweig müssen Rasiejewski/Butscher noch mal eine Schüppe drauf legen und ebenso auf dem Paderborner Trip. Und dann kommt Fortuna, der Westschlager, es wird sehr heiß.

Ich bin gerade sehr nachdenklich, erleichtert und hoffe irgendwie auf eine gute blau-weiße Zukunft. Mal ne Kerze im Dom anzünden.

Tom;CB’93

P.S.: Gruß an Stephan D. und Matthias Schütz

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