Geballte Ernsthaftigkeit

Das war der Titel einer Veranstaltung, die am Dienstag, dem 15.6.1999, im Kulturkaffee der ASTA an der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wurde. Geladen waren Bochums (Noch-???)Stammtorhüter Thomas Ernst, der Thomas Ernst des Kulturkaffees und Marvin Chlada und Gerd Dembrowski, z.T. an der Merkator- Uni-Duisburg tätig.

Diese beide starteten auch, indem sie aus dem Buch "Ball und Birne" von Dieter Bott vorlasen, das sich mit einer Kritik der bundesdeutschen Fußballkultur beschäftigt. Die MSV- und RWE-Fans wirkten etwas überfordert ihre Thesen interessant vorzutragen, es glich einem bloßen Ablesen vom Blatt, was selbst bei interessantestem Text etwas ermüdend wirkt. Die Thesen waren so neu auch nicht und die "Herberger-Demontage" wirkt, gelinde gesagt, reichlich hausbacken. Sie gipfelte in der Erkenntnis: "Ich fragte einen MSV-Fan mal, was er von Herberger hielt - es war ein weiblicher Fan - sie sagte dann, das sei der Mann mit der Mütze !" Nun, ja- ähnlich bescheiden wie der Meidericher "Offensiv"fußball!

Das Kulturkaffee war prall gefüllt, viele Bochumer Fans (VfouL, Fantastic Supporters, Commando (Ego), einzelne Essener (Gell, Lothar!), sogar Dortmunder und ein paar nette Damen waren da, um die "schreckliche" fußballose Zeit so zu überbrücken oder über den Tellerrand der Fußballbühne hinauszuschauen. Sie alle warteten auf Thomas Ernst und Thomas Ernst, geballt also, die nach einer Pause das gut gelaunte Publikum dann auch vortrefflich zu unterhalten wußten. Nachdem sie sich gegenseitig vorgestellt hatten, las unser Torwart aus Toni Schumachers "Anpfiff" vor, das WM-Finale 1986 in Mexiko war Thema, und nun kam Stimmung in die Bude, denn der Kulturkaffeemann hatte ebenfalls die Fähigkeit das Publikum mitzuziehen. Während sich die Soziologen mit Standardliteratur wie "Ballfieber" von Nick Hornby, "Gott ist rund" von Dirk Schümer oder "Fußball - zur Geschichte eines subversiven Sports" kritisch auseinandersetzen und Fußball als Manifestierung der gesellschaftlichen Verhältnisse outen wollten (Dann herrscht in Duisburg klar die Langeweile!!!), waren Ernst und Ernst eher gute, leicht hintergründige, Entertainer. Der Goalie las auch Frank Benatellis Beitrag aus "Wenn Du am Spieltag..." von C.Biermann vor und beide kommentierten das unvermeidliche Endspiel von Bern. Wirklich sehr kurzweilig, was man über das zähflüssige Vorprogramm schlecht sagen konnte.

Wäre ich bis zum Ende geblieben, hätte ich "Gustl" fragen können, ob er nicht nur die belesene und sympathische Nummer Eins des Vfl Bochum bleibt, sondern auch Stammtorwart, wenn Rein van Duinhoven ihm Druck macht, wie Maik Kischko es leider nie so richtig konnte. Das hätte mich ebenso interessiert, wie seine Meinung zum Vorstand und dessen Praktiken. Das war aber auch für diesen Abend "zu banal" und man sollte sich entspannen, Urlaub machen und auf den anderen Ernst ("Power"-Ernst) hoffen, der ist zwar nicht so eloquent und sympathisch wie Gustl, doch er wird einige Leute, die sich weniger mit dem Verein identifizieren als Thomas Ernst, schon in den Allerwertesten treten. Es war ein netter Abend mit einem Thomas "Gustl" Ernst, der eine sehr gute Figur machte, viel besser als zuletzt auf dem Spielfeld, und einem Thomas Ernst vom Kulturkaffee, der auch unter den letzten sieben Spielen des VfL gelitten hatte und dem wir, wie uns selbst, gute Besserung wünschen!!!

Tom, Commando Bochum

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