Portugal ole', the final chapter (Teil 3.)

Es waren nervöse Tage bis zum Tschechienspiel, die CB-Crew soff und haderte, hatte Hoffnung, laberte, hatte Angst, man hörte vom B-Team, wollte die Westfriesische Strandgruppe  im Fernduell wenigstens schlagen.

Aber die Tschechen waren souverän, ja sogar leicht ins arrogante gehend, schließlich hatten sie 2 Siege geschafft, obwohl gegen Lettland auch nur ein 2-1 drin war, besiegte man Holland furios 3-2. Diese Arroganz der Tschechen wurde erst im Halbfinale durch den Griechen Dellas mit dem Silver Goal gerächt.

Aber so? Am Campingplatz in Lisboa kamen Tschechen an, unter anderem sehr volle Zeitgenossen, trinken die Tschechen pro Kopf doch statistisch noch mehr Bier als die Deutschen. Die Engländer soffen fett jedem Tag auf dem Platz am Atlantik, aber es blieb friedlich, obwohl die Polizei sich sehr dezent zeigte, war sie doch sofort da, wenn sich Ärger andeutete. Einige RWE'ler, die schon in Porto bei uns zelteten, ließen es sich nicht nehmen Engländer zu bepöbeln, sofort kam die Pozilei angerauscht.

Aber trotz des englischen Pöbels, es blieb ein friedliches und buntes Fest, das war nicht nur die manipulative Mediendarstellung, sondern die Wahrheit. Alle feierten immer zusammen, kein Scherz.

Wir aber wußten nicht, wie wir uns fühlen sollten, als wir zum kleinen Lissabonner Stadion fuhren, manche waren optimistisch wegen des 1-1 gegen NL. manche bedient wegen des 0-0 gegen Letterpeople. Also, man trank viel Bier, aber die Anspannung blieb, der Coach aus Schwaben sagte wir würden knapp siegen, also glaubten wir ihm, schließlich war er mal Zweitligazocker unter Chang Löring. Unser Mob war anschwollen, Söke von GO-Disco war da, Trifan weg, Bernd weg, aber andere kamen dazu, Steven und sein Vadda aus Magdeburg/Nürnberg.

Wir sahen zwar eine nicht starke deutsche Elf in Halbzeit eins, mit einem Stürmer (!), sorry Rudi, in ein solches Spiel muß man mit zwei Spitzen gehen. Prinz Poldi, das sag ich auch gegen Peddars Meinung, hätte beginnen müssen. Ballack machte trotzdem das 1-0, Holland war trotz schneller van Nistelroyführung gegen Lettland draußen, doch Heinz versenkte praktisch mit der ersten Chance der defensiven Tschechen, die deutsche Hoffnung auf eine Führung zur Halbzeit. Der Druck der deutschen nahm in der 2. Halbzeit zu, auch ihre Nervosität. Scheinsteiger, Lahm und Ballack wurden durch Kahnabstöße gefüttert, doch Hamann, Schneider und Frings halfen mit ihren Querpässen zu wenig mit, um die destruktiven Tschechen mehr in Gefahr zu bringen. Trotzdem erhöhte sich der deutsche Druck und die deutschen Fans feuerten ihr Team hingebungsvoll wie selten an. Die Chancen wurden vergeben, wie das mögliche 1-0 durch Klose gegen Lettland, mehr als kläglich. Der fehlende deutsche Sturm (Kurany spielte quasi alleine, Poldi noch zu grün) machte sich bemerkbar, Schneider mußte das 2-1 einfach machen, es wäre verdient gewesen, doch diesmal mit sinkender fußballerischen Qualität des deutschen Fußballs fehlt dann auch das Glück und die 5-6 guten Chancen wurden in der stärksten deutschen Phase in der 75 Minute durch Milan Baros jäh beendet, Kahn kassierte den 2. Gegentreffer.

Dann war das Adlerteam nur noch nervös und verkrampft, Klose und Bobic hatten den Namen Stürmer an diesem Tag nicht verdient. Da hätte man lieber Lauth und Podolski sowie Hitzelsberger, Huth, Metzelder, Deisler spielen sehen als Jeremies, Schneider, Hamann (der defensiv stark agierte) sowie Wörns, obwohl dies praktisch Völler wenig half.

Bei aller Sympathie für den Rudi, er fand nie ein System, ein Team, eine Strategie und er leistete sich einen Offenbarungseid gegen Rumänien, als er Jeremies und Ramelow in die Innenverteidigung (!) stellte, Fahrenhorst in Russland mit dem Perspektivteam 2006 spielte. Podolski und Schweinsteiger verausgabten sich bei der u21 zunächst, dann schmiß Stielecke alles um und schied deshalb aus - zurecht. Egal ob Hrubesch, Rutemöller, Eilts, Sammer senior, Stielecke oder Völler, diese Leute haben ebenso versagt wie die deutschen Stürmer. Das System DfB hat versagt, vor und nach der EM 2004. Kein Konzept, kein roter Faden, es wurde rumgehilpert, von Leuten, die für diesen schwierigen Job mit vielfältigem Anforderungsprofil nicht AUSGEBILDET sind. Und mit Klinsmann und Bierhof wird das vermutlich nicht anders werden. Auch wenn der SUPERGAU OSIECK verhindert werden konnte, ist die deutsche Fußballzukunft mausgrau.

Das wurde uns im alkoholgeschwängerten Kopf irgendwie klar, Drohnie und Lothar flüchteten früh aus dem Stadion, die Tschechischen Fans machten die Welle, Völler bedankte sich für die Unterstützung. Aber war das nicht schon egal, Holland, dieses kleine Möchtergernfußballgernegroßland konnte feiern und wir verfielen in Kurzzeitdepressionen. Die Leute von den Gebrüdern Vollgas (Wittener VfL Fans) wollten noch was trinken, während Stefan M. und Sven kein Wort sagten und ich einfach nicht wahrhaben wollte, was passiert waren. Aus der Heimat kamen hämische und traurige SMS, während meine Freundin sich tatsächlich freuen konnte, da ich ja jetzt eher zu Hause sein könne. Ich mußte das Telefonat irgendwie schnell beenden und viele Cocktails trinken, um nicht sauer zu werden.

Es gelang. Mit den Vollgasleuten fuhren wir mit der blockierten U-Bahn ins Via Alto und tranken in einer netten Kneipe viel Caipi, sangen VfL-Lieder, beschimpften Duisburger und waren hinterher in der Altstadt unterwegs, wo geschockte Deutsche rumstanden. noch immer zeigten sich keine Holländers. You didn't show up, pussies. Also tranken wir weiter und ich lernte dann Portugiesen kennen und der Rest des Abends versank im Grau des Alkohols und Loddar mußte mich zum Taxi tragen, ich konnte nicht mehr laufen. Das war das Ende des Tages, des Turniers.

Sic transit gloria mundi.

Das Erwachen mit Paracematmol und Aspirin half gegen Absinth nicht, aber gegen diesen Kater schon, zum Glück gingen die Engländer und Holländer bald auch nach Hause, sonst wäre es hart gewesen für die Rückfahrt.

Die traten wir am Samstag an, 16 Tage nach dem Losfahren waren wir wieder in Bochum, hatten jeder viel Geld, Leberzellen und Klamotten gelassen. Wir haben alles gegeben, gereicht hat es nicht. Wir stehen nach wie vor zum deutschen Team und zum VfL, aber nach zwei geilen Jahren 2002-2004 kommen jetzt eventuell magere Jahre. Wenn das so ist, werden wir das akzeptieren müssen.

Die Rückfahrt über Madrid ging relativ schnell 27 Stunden schaffte man, ich war kaum transportfähig, Mani wollte mich beim betreuten Wohnen anmelden, Robin hatte Skat gelernt, Lothar viel gegessen, Drohnie zweimal gecrashed (es droht Fußballinvalidität), Mani, Bordarzt, einmal, ich, die Bordapotheke war nur voll und zerstört und wir alle sehr viel Spaß gehabt. Note SEHR GUT.

Am Ende fehlte nur das Happy End. Der Sieg. Ein Sieg.

 

  "Seltsam, aber so steht es geschrieben." (Gespenstergeschichten)

 

Tom, vom z.T. Block P-Links und Block A (offiziellen) COMMANDO Bochum '93

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